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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einen einfachen, mit Eis gefüllten Eimer stellte, streifte sie die beiden Männer und schenkte jedem ein aufreizendes Lächeln. Margaret erwiderte das Lächeln, womit sie der Kellnerin zu verstehen gab, dass sie wusste, dass sie außerdem oben in den Krippen arbeitete.
    Überrascht, eine feine Dame vom Nob Hill in einem so freizügigen Kleid zu sehen, schenkte die Kellnerin Margaret einen lüsternen Blick. »Du weißt, Schätzchen, dass ein Rotschopf wie du sehr gefragt ist. Du könntest den Preis selbst bestimmen.«
    Marion war schockiert. Cromwell unterdrückte ein Lachen, während Butler äußerst ungehalten reagierte. »Sie ist eine Dame!«, blaffte er. »Entschuldigen Sie sich gefälligst!«
    Die Kellnerin beachtete ihn nicht. »Wenn sie Jüdin ist, kann sie es bis ganz nach oben schaffen.« Dann drehte sie sich um, wackelte einmal mit dem Hintern und ging die Treppe hinunter.
    »Was hat eine jüdische Herkunft damit zu tun?«, fragte Marion unbedarft.
    »Es gibt einen Mythos«, erklärte Cromwell, »der besagt, dass jüdische Rotschöpfe die leidenschaftlichsten Frauen überhaupt sind.«
    Margaret amüsierte sich, während sie ins Erdgeschoss des Saloons hinabblickte. Sie spürte ein prickelndes Hochgefühl, als sie die Seeleute und Hafenarbeiter sah, die jungen und braven Arbeiterinnen, die, ohne es zu wissen, so leicht vom rechten Weg abgebracht werden konnten, und die abgebrühten Kriminellen, die über eine kleine Armee von betrunkenen Männern steigen mussten, die sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Ohne Wissen der anderen, auch ohne das ihres Bruders, hatte Margaret die Spelunken der Barbary Coast schon mehrfach besucht. Und sie wusste genau, dass ihr Bruder Jacob häufig die teureren und exklusiveren Etablissements frequentierte, wo die Creme der käuflichen Damen ihr Gewerbe ausübte.
    Marion fand es anstößig und faszinierend zugleich. Sie hatte davon gehört, dass die Küste für die Armen von San Francisco ein Hort der Bitterkeit und Verzweiflung war, doch hatte sie keine Vorstellung davon gehabt, wie tief Menschen sinken konnten. Sie war Alkohol nicht gewohnt, und der Champagner benebelte sie nach einer Weile, was sie die Verderbtheit in einem weniger abstoßenden Licht sehen ließ. Sie versuchte sich vorzustellen, dass sie selbst eins dieser liederlichen Weibsbilder wäre, die Männer für gerade mal fünfzig Cent in die Krippe mitnahmen. Erschrocken über sich selbst verscheuchte sie den Gedanken und stand unsicher auf, nachdem Cromwell die leere Flasche hochgehoben und verkündet hatte, dass es Zeit war hinunterzugehen.
    Ihnen wurde ein Tisch an der Tanzfläche, nicht weit entfernt von der Bühne, zugewiesen. Zwei Paare in schmutziger Arbeitskleidung protestierten, als sie den Tisch verlassen sollten, doch der Geschäftsführer drohte ihnen Prügel an, wenn sie nicht aufstanden.
    »Was für ein Glück«, sagte Margaret. »Die Show beginnt gerade.«
    Cromwell bestellte eine weitere Magnumflasche Champagner, während eine üppige Frau auf die kleine Bühne trat und einen Tanz der sieben Schleier begann. Es dauerte nicht lange, bis die sieben Schleier fielen und sie nur noch ein knappes Kostüm trug, das der Fantasie kaum Spielraum ließ. Ihre Bauchmuskeln wellten sich, als sie sich wand und ihren Körper verdrehte. Anschließend warfen die Männer aus dem Publikum Münzen auf die Bühne.
    »Das war ja wahnsinnig erregend«, bemerkte Margaret sarkastisch.
    Eine kleine Kapelle begann zu spielen, und Paare strömten auf die Tanzfläche, wo sie sich munter einem Tanz namens Texas Tommy hingaben. Butler und Margaret wirbelten mit fröhlicher Ausgelassenheit umher, und Marion spürte eine gewisse Verlegenheit, als ihr Chef sie dicht an sich zog. In all den Jahren, die sie für ihn gearbeitet hatte, war dies das erste Mal, dass er sie gebeten hatte, mit ihm auszugehen. Er war ein hervorragender Tänzer, und sie folgte anmutig seiner Führung.
    Die Band wechselte mehrmals das Tempo, und die Tänzer bewegten sich zu den Schritten von Turkey Trot oder Bunny Hug, und bald brach ihnen in der stickigen Enge des Kellers der Schweiß aus. Der Champagner machte Marion schwindlig, und sie fragte Cromwell, ob sie sich einen Moment setzen könnte.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie ein Weilchen allein lasse?«, fragte er. »Ich würde gern nach oben gehen und ein paar Runden Faro spielen.«
    Marion war sehr erleichtert. Sie war völlig erschöpft, und in den neuen Schuhen taten ihr die

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