Höllenjagd
folgenden zu den Minen gebracht wurde.
Cromwell blickte auf seine Uhr. »Wir haben noch eine Stunde, bis die Bank schließt. Die beste Zeit, um sich das Geld zu schnappen und die Stadt zu verlassen.«
»Ich habe einen Mann entdeckt, der am Bahnhof herumlungert. Ich bin mir nicht sicher, aber es könnte sein, dass er ein Van-Dorn-Detektiv ist, der nach dir Ausschau hält.«
Cromwell blickte nachdenklich drein. »Selbst wenn Van Dorn Agenten losschickt, um Ankunft und Abfahrt der Züge während des Lohngeldtransports zu überwachen, jagen sie nur einem Phantom hinterher. Sie können unter gar keinen Umständen wissen, wo ich als Nächstes zuschlagen werde.«
»Für den Fall, dass sie der Sache mit deinem Güterwaggon auf die Schliche gekommen sind, war es gut, dass du ihn neu gestrichen hast.« Sie blickte ihn skeptisch an. »Aber wie stellst du dir die Flucht nach dem Überfall vor?«
Cromwell grinste wie ein Wolf. »Wer würde Verdacht schöpfen, wenn zwei adrett gekleidete hübsche Frauen langsam auf einem Einspänner aus der Stadt fahren?«
Sie legte ihren Arm um seine Schultern. »Der einfachste Plan ist immer der beste. Du bist brillant, Bruderherz. Du erstaunst mich immer wieder.«
»Ich weiß ein solches Kompliment zu schätzen«, sagte er und stand auf. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die Lohngelder warten.«
»Was soll ich tun?«
»Geh zum Stall und hol das Pferd und den Wagen. Ich habe dem Stallbesitzer gesagt, dass meine Schwester kommt. Warte dann am Hinterausgang der Bank auf mich.«
Während Irvine den Bahnhof und das städtische Gleisgelände beobachtete, hielten Bell und Curtis die Stellung in der Bank. Bell, der im Büro von Murray Oxnard saß, fragte sich allmählich, ob er auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Es waren nur noch zehn Minuten bis zur Schließung, und weit und breit war kein Bankräuber zu sehen. Irvine, der die Rolle des Kassierers spielte, wollte bereits seine Kasse schließen.
Bell warf einen Blick auf seine Colt-Automatik vom Kaliber 45, die in einer geöffneten Schublade lag, und bedauerte es, dass er sie nicht gegen den Schlächter zum Einsatz bringen konnte. Dem Abschaum den Kopf wegzublasen war noch viel zu gut für ihn, dachte Bell. Nicht, nachdem er so viele unschuldige Menschen getötet hatte. Zumindest würde sein Tod den Steuerzahlern die Kosten der Gerichtsverhandlung ersparen. Bell musste sich die Niederlage eingestehen; sie würden mit den wenigen Hinweisen, die er und seine Agenten mühsam zusammengetragen hatten, wieder von vorn anfangen müssen.
Irvine kam und lehnte sich in den Türrahmen. »Es war einen Versuch wert«, sagte er mürrisch.
»Sieht so aus, als hätte der Gangster die Herausforderung nicht angenommen«, murmelte Bell langsam.
»Vielleicht hat er den Zeitungsartikel nicht gelesen, weil er gar nicht in San Francisco lebt.«
»Sieht ganz danach aus.«
Da öffnete sich die Tür, und eine Frau in einem Wildlederrock, die den Hut tief ins Gesicht gezogen hatte, kam herein. Bell blickte Irvine an, entspannte sich aber wieder, als er sah, dass es sich um eine gut gekleidete Dame handelte. Er nickte Irvine zu, der zurück in seine Kabine ging, und fragte: »Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Cromwell hob ein wenig den Kopf, sodass er Irvine sehen konnte. Er erstarrte, als er den Van-Dorn-Agenten als einen der Männer erkannte, die erst ein paar Tage zuvor mit Bell und Bronson im Restaurant des Bohemian Club gesessen hatten. Aus Angst, dass ihn seine Stimme verraten könnte, sagte er nichts, sondern geriet in höchste Anspannung, als ihm klar wurde, dass dies eine Falle war. Er verschaffte sich eine Pause, indem er den Kopf senkte, während seine Gedanken auf der Suche nach einer Lösung rasten. Sein Vorteil war, dass der Agent ihn nicht erkannt hatte, nicht in weiblicher Verkleidung, und dass ihm nicht klar war, dass der Verbrecher nur einen Meter entfernt vor ihm stand.
Er konnte den Agenten erschießen und das Geld nehmen, das im Safe lag, oder er konnte sich einfach umdrehen und die Bank wieder verlassen. Er entschied sich für Letzteres und wollte gerade eilig den Rückzug antreten, als Bell aus dem Büro kam. Cromwell erkannte ihn sofort. Zum ersten Mal in seiner Karriere als Bankräuber spürte er einen Anflug von Panik.
»Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte Irvine noch einmal und war ein wenig verwundert, dass ihm die Frau beim ersten Mal nicht geantwortet hatte.
Bell schaute sie bereits mit einem fragenden Ausdruck an,
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