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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Besitzer des Buches die Macht über die Hölle hat?»
    «PSSSSSSSTTTTT!» Angelika beugte sich vor und legte Hella die Hand auf den Mund. «So etwas dürft Ihr nicht denken und schon gar nicht aussprechen. Das ist Blasphemie. Gott ist natürlich dem Teufel und sämtlichen Höllenfürsten überlegen.»
    Hella nickte so überzeugt, wie sie nur konnte.
    Gustelies zeigte sich weniger beeindruckt. Sie deutete auf Hella und sprach: «Habe ich es nicht gesagt? Kein Wort zu Pater Nau. Er ist imstande, mich hinauszuwerfen.» Sie drehte sich halb um und wandte sich an die Druckerin: «Du bist sicher, dass in dem Zauberbuch auch steht, wie Gold gemacht wird, nicht wahr? Blattgold wenigstens.»
    Angelika nickte. «Natürlich! Blattgold ist wahrscheinlich eine der leichtesten Übungen darin.»
    «Gut!» Gustelies rutschte vom Fass herunter. «Was kostet ein solches Buch?»
    Angelika wiegte den Kopf. «Ein Buch, mit dem sich Goldherstellen lässt? Nun, man könnte es in Gold aufwiegen und hätte noch immer ein Schnäppchen damit gemacht.»
    «Also, wie viel?»
    «So um die hundert Gulden, denke ich. Wenn du Glück hast und jemand ist in Not, vielleicht für etwas weniger.»
    «Hundert Gulden! Bei der heiligen Hildegard, das ist zu viel. Hundert Gulden!» Gustelies schüttelte den Kopf. «Das bringt ein mittlerer Bauernhof im Jahr ein. Oder ein Handwerker, wenn er sich anstrengt. Hundert Gulden.»
    «Stimmt», nickte Angelika. «Und wenn er die Summe ein einziges Mal investiert, kann es sein, dass er danach niemals wieder arbeiten muss.»
    «Da hast du natürlich auch wieder recht.» Gustelies kratzte sich am Kinn. «Aber was heißt, ‹kann es sein›?»
    «Das heißt», erklärte Angelika, «dass es Zauberbücher in Hülle und Fülle gibt, es bisher aber noch niemandem gelungen ist, Gold herzustellen oder den Stein der Weisen zu finden.»
    «Du glaubst also, es ist ein Betrug?»
    Die Buchdruckerin zuckte mit den Achseln. «Gar nichts glaube ich. Ich sage nur, wie es ist. Oder hast du schon mal gehört, dass irgendwer in der Stadt Gold machen konnte? Oder dass der, der das fertigbrachte, ein Buch darüber schrieb, anstatt seinen Reichtum zu mehren?»
    Gustelies schüttelte den Kopf.
    Jetzt mischte sich Hella in das Gespräch. «Wenn ich das Geheimnis des Goldmachens kennen würde, würde ich schweigen wie ein Grab. Die Leute würden mir ansonsten bei Tag und Nacht nachsetzen, um hinter das Geheimnis zu kommen. Ich wäre so gefährdet wie nie zuvor im Leben. Und im Übrigen habe ich auch Zweifel an ‹Dr.   Faustus’ dreifachem Höllenzwang›. Wer die hundert Gulden für dasBuch aufbringen kann, der hat genug Geld und muss nicht noch Gold machen. Die aber, die Gold dringend brauchen könnten, die haben keine hundert Gulden. Schon gar nicht für ein Buch.»
    «Deine Tochter ist ein kluges Kind», stellte Angelika fest.
    «Das hat sie von mir», erklärte Gustelies überzeugt. «Allerdings verkennt sie die Habgier der Menschen. Und das als Pastorennichte. Habgier ist eine der sieben Todsünden. Diejenigen, die schon viel haben, wollen immer mehr. So ist das nun mal.»
    Gustelies kratzte sich am Kinn, während Hella lächelnd die Gasse auf und ab schaute. «Ich werde den Sarazenen Arvaelo nach der Goldmacherei fragen. Im Morgenland, habe ich gehört, haben selbst die Ärmsten der Armen goldene Krummsäbel, die mit Diamanten besetzt sind. Es scheint so, als wachse bei ihnen das Gold auf den Bäumen. Weißt du vielleicht mehr darüber?» Gustelies stieß Angelika an.
    Angelika erwiderte: «Von dem Seefahrer Christoph Kolumbus hat man gehört, dass es in der Fremde, die er entdeckt hat, Gold in den Bergen gibt. Ja, wirklich. Dort soll das Gold in den Bergen stecken. Und natürlich auch in den Flüssen. Brocken, so groß wie eine Kinderfaust.»
    Hella lächelte leise. «Heißt es nicht vom Rhein auch, dass Gold darinnen ist?»
    «Ja. Man sagt, der Schatz der Nibelungen liege im Fluss verborgen. Aber dort suchen nur noch die Narren nach dem Gold. Und das, was sie finden, ist das Sieb nicht wert, mit dem sie den Flusssand auswaschen.»
    Gustelies rutschte von dem Fass hinunter und strich sich das Kleid glatt. «Ich muss nach Hause und dem Pater dasMittagessen kochen. Und du, Hella, tätest gut daran, für den Deinen dasselbe zu tun.»
    Angelika nickte und hatte den Mund schon zum Gruß geöffnet, da durchdrang ein Schrei den allgemeinen Lärm.
    «Einen Rumpf. Man hat einen Rumpf gefunden!», schrie jemand. «Der Kannibale hat wieder

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