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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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verlassen.»
    Er holte Luft, um eine längere Rede folgen zu lassen, doch in diesem Augenblick erschienen die Büttel. «Wir sind so weit», berichteten sie. «Vier Mann von der Stadtwache halten draußen die Leute im Zaum. Wir verlassen das Spital durch den Hintereingang, laufen auch nicht überden Römerberg, sondern durch die Heilig-Geist-Pforte, am Metzgertor vorbei bis zur Fischerpforte. Von dort aus geht es über die Fischergasse zurück in die Stadt und von hinten über die Rapunzelgasse in den Römer hinein. Da im Keller ist er sicher. Der Richter hat auch eine entsprechende Verfügung erlassen. Natürlich bekommt der Junge die gute Verpflegung aus der Ratsschänke. Und einen frischen Strohsack.»
    «Oho!», spottete Gustelies und funkelte ihren Bruder verächtlich an. «Da geht es ihm ja wie im Paradies, nicht wahr?»
    Niemand wusste, ob der Junge verstand, was da gesprochen wurde. Er fing jedenfalls bitterlich an zu weinen. Seine Arme schlang er um Gustelies’ Hals und schluchzte zum Steinerweichen.
    Gustelies holte tief Luft und erklärte: «Wenn der Junge ins Verlies muss, dann gehe ich mit. Allein lasse ich den armen Kerl jedenfalls nicht.»

KAPITEL 7
    «Uff!» Pater Nau schlug erleichtert die Tür des Pfarrhauses hinter sich ins Schloss und lehnte sich für einen Augenblick mit geschlossenen Augen an das Türblatt, ging dann in die Küche und ließ sich schwer auf die Bank fallen.
    «Grüß Gott», sprach da jemand neben ihm. Der Pater fuhr zusammen. Dann seufzte er: «Ach, du bist es. Wartest du schon lange?»
    Richter Blettner nickte. «Ja. Eine gute Stunde. Gleich nachdem ich die Büttel zum Spital geschickt hatte, bin ich hergekommen.»
    «Dann haben die wohl unterwegs erst noch eine Kanne Wein geleert, ehe sie im Heilig-Geist eingetroffen sind.»
    «Na, wie auch immer. Jetzt ist ja alles in bester Ordnung.» Der Richter schlug dem Pater leicht auf die Schulter.
    «Nichts ist in Ordnung», erklärte Nau. «Überhaupt nichts. Gustelies hat sich nämlich mit dem Jungen ins Verlies sperren lassen.»
    «Oh, das macht nichts», erklärte Heinz Blettner. «Das Essen ist ja schon gekocht. Sieh nur, auf dem Herd steht eine Pfanne mit gebratenen Spanferkelscheiben, und in der Vorratskammer liegt frisches Brot.»
    Der Pater stand auf und sah sich unschlüssig und verwirrt in der Küche um.
    «Kennst du dich in deiner eigenen Küche nicht aus?» Richter Blettner stand auf, nahm zwei Tonteller vom Bord und stellte sie auf den Tisch. Dann wühlte er in einer Schublade mit Besteck, holte Messer und Gabeln heraus. Er stellte die Pfanne auf den Tisch und legte das Brot daneben. «So, jetzt ist alles da. Du kannst anfangen zu essen.»
    Pater Nau ließ sich das nicht zweimal sagen, und der Richter nutzte die Gelegenheit und speiste noch einmal mit. Als die letzte Scheibe Spanferkelbraten vertilgt war, wischte sich der Geistliche den Mund. «Der Junge muss raus aus dem Verlies. So schnell wie möglich. Es ist kalt dort und dunkel. So was schlägt aufs Gemüt. Am Ende wird er uns noch krank. Nein, nein, das Verlies ist kein Platz für einen wie den Josef. Meinetwegen soll er hier im Pfarrhaus bei Gustelies bleiben, bis seine Unschuld erwiesen ist. Aber aus dem Verlies muss er sofort.»
    Der Richter wiegte den Kopf. «Die beste Garantie für die Sicherheit in unserer Stadt ist es, wenn wir einen Verdächtigen haben. Ich bin dafür, ihn im Verlies zu lassen. Vorteile hätte das für alle. Der Junge ist sicher vor Übergriffen, und wir hätten einen schönen Verdächtigen. Wenigstens noch für die restlichen zehn Messetage. Den Teufel kannst du ihm notfalls auch außerhalb des Pfarrhauses austreiben.»
    Pater Nau schüttelte den Kopf. «Das kommt überhaupt nicht in Frage. Der Junge muss da raus.»
    Richter Blettner beugte sich über den Tisch. «Worum geht es dir? Um den Jungen oder um deine warmen Mahlzeiten und den häuslichen Frieden? Du hast doch nur Angst, dass du dir in den nächsten Tagen selbst das Bett richten und das Essen kochen musst.»
    Pater Nau rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. «Der Junge ist verrückt, aber gewiss kein Mörderoder Menschenfresser. Gustelies sagt auch, dass er weder angriffslustig noch wütend oder hasserfüllt wirkt.»
    «Na, wenn Gustelies das sagt, hat ja alles seine Ordnung», spottete Heinz. Er beugte sich noch weiter über den Tisch und schaute den Pater an. «Ich bin in dieser Stadt für Recht und Gesetz zuständig. Mir obliegen die Ermittlungen in diesem Fall.

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