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Höllenknecht

Höllenknecht

Titel: Höllenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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kehlig auf. «Ja, das werde ich», erwiderte sie. «Ich werde lernen, so zu tanzen wie die Frauen deiner Heimat. Ich werde tanzen, nur für dich. Und du wirst mich mit goldenen Münzen behängen.» Wieder lachte sie.
    Da drückte Arvaelo ihre Hand, bis es schmerzte. «Ich meine es ernst. Heirate mich.»
    Das Lächeln in seinem Gesicht erlosch, sein Mund leuchtete rot wie eine Wunde in seinem erblassten Gesicht. «Heirate mich!» Er drückte ihre Finger noch fester.
    «Au!», sagte sie und zog die Hand fort, war auf einmal nicht mehr mit ihm verbunden, hatte wieder zwei Hände für den Tag und keine für die Liebe.
    «Heirate mich!»
    Sie stand auf, räumte Schüsseln und Teller hin und her, rückte Löffel gerade, brach Brot.
    «Heirate mich! Und komm mit mir!»
    Sie hielt inne, sah ihm in die Augen, in diese dunklen Augen, in denen das Etwas immer noch glänzte, und schüttelte langsam den Kopf. Alles wurde ihr schwer. Sie konnte kaum die Arme heben. Wenn sie sich jetzt auf den Stuhl fallen ließe, sie würde nie wieder aufstehen können. Ihre Beine waren schwer, die Füße ließen sich nicht heben. Dieganze Welt drückte auf ihre Schultern, beugte ihren Nacken.
    «Warum nicht?» Arvaelos Stimme klang rau. Er schluckte. Sie wollte ihm einen Becher mit Wasser reichen, doch ihr Arm ließ sich nicht heben. Der Krug war zu schwer, der Becher zu weit entfernt.
    «Warum nicht? Weil ich nicht so weiß bin wie du?»
    Sie schüttelte den Kopf. «Mir ist egal, wie du aussiehst. Grün, blau, weiß, braun oder schwarz. Es ist mir gleich. Ich liebe dich, Arvaelo.»
    «Warum kommst du dann nicht mit mir?»
    Wieder schüttelte sie den Kopf. Ihr schien, als läge ein breiter Eisenreif um ihren Hals, der von Augenblick zu Augenblick enger geschraubt werde.
    «Ich kann nicht.»
    «Deine Tochter ist groß. Du hast keinen Mann. Willst du ewig deinem Bruder den Haushalt führen?»
    Wieder schüttelte sie den Kopf. «Nein, das will ich nicht. Ich träume davon, mit einem Mann wie dir zu leben. Immer bei ihm zu sein. Ich sehne mich seit Jahren danach. Seit ich denken kann, suche ich nach dir.»
    «Und trotzdem kommst du nicht mit mir? Das verstehe ich nicht.»
    Arvaelo stand auf, streckte die Hand über den Tisch, wollte nach ihr greifen. Gustelies hob sehnsuchtsvoll ihre Hand. Ein Stück nur, eine halbe Elle reichte aus, dann wären sie wieder beieinander, hätten alle Hände voll Liebe. Aber sie ließ ihre Hand, wo sie war. Sie stand wie erstarrt, und so fühlte sie sich auch. Als ob alles vereist wäre. Gefroren, erstarrt, dass kein Frühling sie auftauen könnte. Wenn es überhaupt jemals wieder einen Frühling geben würde.
    «Warum nicht, Gustelies? Warum nicht? Bitte. Ich liebedich. Ich will dein Mann sein. Du sollst meine Frau sein. Für immer.»
    «Nein, Arvaelo. Das geht nicht. Mein Leben ist hier. Genau, wie dein Platz in deiner Heimat ist. Ginge ich mit dir, so würde ich ein falsches Leben führen. Nie würde ich erfahren, was für mich richtig gewesen wäre. Sicher, ich werde mich fragen, wie es in deiner Heimat geworden sein würde. Aber käme ich mit dir, wäre immer nur der Gedanke da, wie ich wohl leben würde, wenn ich geblieben wäre. Statt hier zu tun, was Gott für mich vorgesehen hat, wäre ich anderswo und täte Dinge, die andere eigentlich tun müssten. Gott hat mich hier geboren werden lassen. Und er will, dass ich hier lebe. Dich hat er am anderen Ende der Welt auf die Erde geschickt, und er hat dir Begabungen gegeben, eine Seele. Man muss gemäß seiner Seele leben. Für mich heißt das, dass ich nur hier leben kann. Für dich, dass du nur dort leben kannst, wo deine Begabungen gebraucht werden. Wir sind nicht zu unserem Vergnügen auf der Welt. Wir haben eine Aufgabe zu erfüllen.»
    Gustelies’ Stimme war leiser und leiser geworden. Nun flüsterte sie beinahe. Sie fühlte sich erschöpft und leer. Endlich sank sie auf den Stuhl und stützte den Kopf in ihre Hände.
    Arvaelo kam um den Tisch herum, trat zu ihr, legte ihr den Zeigefinger unter das Kinn und hob es an. Lange sah er ihr in die Augen. Endlich küsste er sie auf die Stirn, zog Gustelies noch einmal an sich, drückte sie. Dann ging er. Leise schloss sich die Tür hinter ihm.
     
    «Ihr, liebe Freunde, wisst, dass im nächsten Jahr die Wahl des Meisters ansteht.» Der Redner machte eine dramatische Pause, ließ seine Blicke über die Reihen gleiten, sahjedem der Männer für einen Moment in die Augen. «Und ihr wisst auch, was das bedeutet.»
    Einige

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