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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Jahren schlechte Erfahrungen gemacht.«
    » Verstehe«, sagte Nightingale. Er nahm eine seiner Visitenkarten und reichte sie ihr. » Sie können es an meine Adresse hier schicken.«
    Mrs. Fraser betrachtete die Karte. » Ich wusste nicht, dass Sie Privatdetektiv sind«, sagte sie.
    » Zur Strafe für meine Sünden«, erwiderte Nightingale.
    » Das kann kein angenehmer Beruf sein.«
    » Mal so, mal so«, sagte Nightingale.

47
    Nightingale fuhr rein mechanisch und war innerlich mehr auf Rebecca Keeleys Tod konzentriert als auf die Straße vor ihm, und aus diesem Grund sah er den Fuchs erst Sekundenbruchteile, bevor er ihn überfuhr. Der Wagen rammte das Tier, und Nightingale stieg auf die Bremse. Die Hinterreifen rutschten weg, und Nightingale pumpte die Bremse, um den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Straße führte in eine Rechtskurve, und da er durch einen Wald fuhr, war der Himmel von herabhängenden Ästen verdunkelt. Er bekam den MGB zwar in den Griff, merkte aber, dass er auf einen Birkenstamm zuraste. Instinktiv riss er das Steuer nach rechts. Der Wagen kam schlitternd und mit abgewürgtem Motor zum Stehen.
    Nightingale blieb mit hämmerndem Herzen sitzen und hielt das Steuerrad so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel sich weiß abzeichneten. Er hatte beschlossen, über Landstraßen nach London zurückzufahren, statt den Motorway zu nehmen, weil er Zeit zum Nachdenken brauchte, aber diese Entscheidung hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Er ließ den Motor an, fuhr den Wagen behutsam von der Straße herunter, stieg aus und steckte sich mit zitternder Hand eine Zigarette an.
    Der MGB war nur ein oder zwei Meter vor dem Baum zum Stehen gekommen. Wäre Nightingale auch nur ein bisschen schneller gefahren oder hätte er auch nur minimal später gebremst, wäre er gegen den Stamm gekracht, und der Aufprall hätte ihn mit großer Wahrscheinlichkeit getötet. Er inhalierte tief und blies eine Rauchfahne zum Himmel. Die Grenze zwischen Leben und Tod war selbst im besten Fall schmal.
    Er schaute auf die Straße zurück. Vom Fuchs war weit und breit keine Spur. Er ging zu der Stelle, wo er das Tier gerammt hatte. Auf dem Asphalt war kein Blut zu sehen, und nichts wies darauf hin, dass es je einen Fuchs gegeben hatte. Er schaute ins Gebüsch am Straßenrand, fand aber auch hier nichts. Hatte er sich das Ganze nur eingebildet? Er schüttelte den Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Es war wirklich ein Fuchs mitten auf der Straße gewesen, und er hatte den Aufprall nicht nur fantasiert. Wo war der Fuchs also dann? Hatte er sich zum Sterben weggeschleppt? Nightingale ging ins Gehölz, schritt vorsichtig zwischen Ranken und Brennnesseln hindurch und lauschte auf das Fiepen eines Tiers, das Schmerzen litt, hörte aber nichts als das Anschlagen der Vögel hoch oben in den Bäumen.
    Zwischen den Bäumen hindurch erblickte er einen Kirchturm und ging darauf zu. Die Kirche war von einer Trockensteinmauer umschlossen, die hier und da von Moos überzogen war; ein Schild über dem Eingang lautete auf St Mary. Sie war klein, aus Stein erbaut, hatte Buntglasfenster und ein kleines Kreuz auf dem Kirchturm. Nightingale trat zur Eichentür. Die ging trotz ihres Gewichts leise auf– die Angeln waren gut geölt–, und das Holz war glänzend poliert. Im Vorraum standen frische Blumen, und der durchdringende Geruch von Lilien hing in der Luft.
    Zwischen einem Dutzend harten Holzbänken führte ein Mittelgang zu einer Kanzel und dahinter einem steinernen Taufbecken. Nightingale fühlte sich von dem Taufbecken angezogen und ging den Mittelgang hinunter, die Hände in den Hosentaschen. In der Kirche war es viel kühler als eben noch draußen, und er fröstelte.
    Die Steinfliesen waren glattgeschliffen von den Tausenden von Füßen, die im Laufe der Jahre von den Kirchenbänken zum Priester und wieder zurück gegangen waren. Die Decke wurde von schweren Eichenbalken getragen, und in die Wand eingelassene Statuen stellten die Qualen der Kreuzigung Christi dar. In Nischen flackerten Kerzen und vertropften Wachs auf den Steinboden. Nightingale blickte sich um, aber anscheinend war er allein. Links von der Kanzel stand ein Beichtstuhl, dessen Vorhänge zu beiden Seiten zugezogen waren. Nightingale blieb stehen und lauschte, hörte aber keine Stimmen.
    Er trat langsam zum Taufbecken und schaute ins Wasser hinunter. Weihwasser. Nightingale lächelte in sich hinein. Weihwasser half angeblich gegen Vampire, und er

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