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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Das ist nicht schwierig«, erwiderte sie. » Du verlangst nicht viel vom Leben. Currygerichte, Zigaretten und Kaffee.«
    » Das Frühstück der Sieger«, gab er zurück.
    Sie schenkte ihm Kaffee ein. » Sie hat es recht gut weggesteckt, oder?«
    » Sie hat geweint, und das ist ein gutes Zeichen. An Messer, Hämmer und schauerliche Schreckenstaten denke ich immer erst, wenn sie ganz still werden.«
    » Ich habe ihr die Karte eines guten Scheidungsanwalts gegeben.«
    » Das war nett von dir.« Nightingale trank einen Schluck Kaffee. Jenny kochte großartigen Kaffee.
    Sie kaufte die Bohnen in einem Laden in Mayfair und mahlte sie selbst.
    » Sie hat mir leidgetan«, sagte Jenny und setzte sich auf seine Schreibtischkante.
    » Jeder Fall hat zwei Seiten«, gab Nightingale zurück. » Wir bekommen immer nur die Seite desjenigen zu sehen, der uns bezahlt.«
    » Trotzdem«, beharrte Jenny.
    » Vielleicht hat sie ihm das Leben zur Hölle gemacht. Vielleicht war die Schwester nett zu ihm. Vielleicht hat sie ihn ihre Strümpfe und Strapse tragen lassen und seine Frau nicht.«
    » Jack…« Jenny schüttelte den Kopf.
    » Ich will damit nur sagen, dass man kein Mitleid mit den Klienten haben darf. Das sind einfach nur Aufträge.«
    » Apropos Auftrag, ein Anwalt in Surrey möchte dich sehen.« Sie reichte ihm einen Zettel mit einer Notiz.
    Nightingale sah sich die Nachricht an. » Kann er uns die Informationen nicht einfach per E-Mail schicken?«
    » Er bittet dich, ihn in seinem Büro aufzusuchen. Er hat Gicht und ist darum nicht sonderlich mobil. Ich dachte, es würde dich nicht stören, da du im Moment nicht viel zu tun hast.«
    Nightingale warf ihr ein angespanntes Lächeln zu. Sie brauchte ihn nicht zu erinnern, wie mager es derzeit mit Aufträgen aussah. » Dieser Ort, Hamdale. Von dem habe ich noch nie gehört.«
    » Ich habe die Postleitzahl. Du kannst das GPS auf deinem Handy benutzen.«
    » Du weißt doch, dass ich es nie schaffe, das zu programmieren.«
    Jenny streckte lächelnd die Hand aus. » Ich mach das für dich, du Luddite.« Nightingale gab ihr sein Nokia, und sie tippte die Adresse ein. » Das wird schon klappen«, sagte sie.
    » Und wie komme ich zurück?«
    » Markiere deine Spur mit Brotkrumen«, sagte sie und glitt vom Schreibtisch herunter. » Wenn du jetzt losfährst, solltest du um vierzehn Uhr da sein.«

4
    Fluchend und mit zusammengekniffenen Augen schaute Nightingale auf das GPS -Display seines Handys. Die Herbstsonne spiegelte sich darin, und er erkannte den angezeigten Weg nicht. Er spähte durch die Windschutzscheibe und sah weiter vorn ein Hinweisschild. Er bremste. Dort stand › Hamdale 5‹, und der Pfeil wies nach links.
    Das Handy steckte er in die Tasche und folgte dem Schild. Hamdale war ein Dorf, nur ein paar Häuser um ein strohgedecktes Pub und ein halbes Dutzend Geschäfte. Das Büro des Anwalts lag zwischen einer Konditorei und einer Poststelle. Beiderseits der Straße war eine durchgezogene, gelbe Linie, und so wendete Nightingale und stellte den MGB auf dem Parkplatz des Pubs ab.
    Als er die Tür öffnete, läutete eine Glocke, und eine grauhaarige Sekretärin blickte von einer elektrischen Schreibmaschine auf. Sie sah ihn über den Rand ihrer goldgerahmten Brille hinweg an. » Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.
    » Jack Nightingale.« Er blickte auf den Zettel, den Jenny ihm gegeben hatte. » Ich möchte Mr. Turtledove sprechen.«
    » Ah, er erwartet Sie schon«, sagte die Frau. » Ich sage ihm, dass Sie da sind. Hätten Sie gerne eine Tasse Tee?«
    » Nicht nötig, vielen Dank.«
    Sie legte beide Hände auf den Tisch und stemmte sich stöhnend hoch, doch in dem Moment öffnete sich die Tür zum Hauptbüro, und sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl niedersinken. » Ich wollte Mr. Nightingale gerade zu Ihnen bringen«, sagte sie.
    Der Mann, der aufgetaucht war, war in den Sechzigern. Beinahe kahl, hängende Wangen und wässrige Augen. Er trug einen dicken Tweedanzug und stützte sich auf einen Holzspazierstock. Er war einen guten Kopf kleiner als Nightingale und lächelte ihn mit gelblichen Zähnen an, während er ihm die Hand reichte. Nightingale schüttelte sie vorsichtig, da er Angst hatte, ihm die Knochen zu brechen, aber Turtledoves Händedruck war trügerisch fest. » Kommen Sie doch bitte herein«, sagte er.
    Das Büro war eine Schuhschachtel, und das kleine Fenster bot einen Blick in den Hinterhof. Die Wände waren vom Boden bis zur Decke mit juristischen Fachbüchern

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