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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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machbar wäre das. Astralprojektion. Es ist nicht einfach und braucht viel Übung, aber ich beherrsche die Kunst. Und Fernwahrnehmung, also das Sehen von Dingen über weite Distanzen. Das ist einfacher als Astralprojektion, aber nicht so nützlich.«
    » Sie ziehen mich auf«, sagte Nightingale, » oder Sie verscheißern mich, wie ihr Yankees so gerne sagt.«
    » Nein, das ist mein Ernst«, entgegnete Wainwright. » Sagen wir einmal, Sie wären so gut in Astralprojektion wie ich. Dann könnten wir uns irgendwo verabreden, und zur festgesetzten Zeit würden wir uns beide in Trance versetzen und auf einem Astralplaneten von Angesicht zu Angesicht treffen.«
    » Das haben Sie schon gemacht?«
    » Ich habe es mit Ihrem Vater gemacht, Jack. Oft. Er war ein Meister darin.«
    » Und wie funktioniert es?«
    » Jetzt fragen Sie mich etwas«, sagte der Amerikaner.
    » Es interessiert mich.«
    » Das sehe ich.« Er schwang die Füße auf den Fußhocker und griff nach seiner Zigarre. » Sie haben doch ein Handy, oder?« Er schaute seine Zigarre an und runzelte die Stirn, als er merkte, dass sie ausgegangen war.
    » Natürlich.«
    » Und Sie wissen, wie man es verwendet, oder?« Er nahm eine Streichholzschachtel und zündete die Zigarre wieder an.
    Nightingale wusste nicht recht, worauf er hinauswollte.
    » Können Sie mir dann sagen, wie fünfzig Leute in einem einzigen Raum mit fünfzig weiteren Leuten auf der ganzen Welt fünfzig verschiedene Telefongespräche führen können und wie diese fünfzig Leute dann in fünfzig verschiedene Autos steigen und in fünfzig verschiedene Richtungen davonfahren können, ohne ihr Gespräch zu unterbrechen und ohne dass es eine einzige Überschneidung gibt oder ein einziges Wort verloren geht?« Er sog an seiner Zigarre und stieß Rauch aus, ohne zu inhalieren.
    » Eigentlich nicht«, meinte Nightingale. » Aber Sie wollen doch nicht behaupten, dass Handys Magie sind?«
    » Nein, sie sind Technik, aber ich will darauf hinaus, dass wir Technik nicht verstehen müssen, um sie zu verwenden. Für den Okkultismus gilt dasselbe Prinzip.«
    » Und jeder kann sich seiner bedienen?«
    » Es gibt verschiedene Ebenen«, erklärte der Amerikaner. Er tippte auf den Formicarius. » Das hier ist ein Werkzeug, und in den richtigen Händen, wie bei mir oder Ihrem Vater, kann es große Dinge bewirken. Aber wenn Sie es einem Kind geben, ist es einfach nur ein Buch. Man muss wissen, wie man das Werkzeug benutzt, und dieses Wissen unterscheidet die Großen von denen, die es gerne wären.«
    » Aber wie scheidet man in diesen Wissensdingen die Spreu vom Weizen?«
    » Man muss seine Quelle kennen«, sagte Wainwright. Er zeigte auf Nightingales Aktentasche. » Auf so ein Buch kann man sich verlassen. Erstausgaben sind am besten, weil in den Illustrationen oft Informationen stecken, die beim Übergang zur Massenproduktion wegfallen. Handgeschriebene Bücher, illustrierte Manuskripte aus dem Mittelalter, das ist das wahre Gold.«
    » Und tauscht man sich untereinander aus, mit anderen…« Er zögerte, welches Wort er verwenden sollte. » Wie bezeichne ich Leute wie Sie?«, fragte er.
    » Jung, talentiert und schwarz.« Er kicherte. » Damit kann ich gut leben. Und mit einem Schwarzen im Weißen Haus kann es nur besser werden.«
    » Ich meinte das, was Leute wie Sie tun«, sagte Nightingale. » Satanist klingt ein bisschen…« Er zuckte die Schultern. » Ich weiß nicht. Aber ich schätze, das ist immer noch besser als Teufelsanbeter.«
    » Es gibt alle möglichen Bezeichnungen«, erwiderte Wainwright. » Es gibt unverfälschte Satanisten– theistische Satanisten nennen wir sie–, es gibt Luziferaner, LaVeyaner, Setianer, Diabolatoren, Dämonolatoren… Es gibt sogar Slaytanisten.«
    » Slaytanisten?«, echote Nightingale.
    » Slaytanisten«, wiederholte Wainwright. » So nennen wir die Dilettanten, die Wochenendsatanisten, die sich mehr für die Teufelsanbetung als für den Prozess interessieren.«
    » Was für einen Prozess denn?«
    » Die Magik. Und das ist Magik mit einem k hinten, letztlich also auch Magie, aber nicht die billige und verwässerte Sorte Magie, die Sie im Fernsehen zu sehen kriegen.«
    » Und wie nennen Sie selbst sich?«
    » Ich vermeide solche Etiketten gerne«, antwortete Wainwright. » Sie schränken einen so sehr ein.«
    » Aber redet ihr Leute miteinander, verratet ihr euch eure Geheimnisse und so?«
    » Köche geben ihre Rezepte nicht an andere Köche weiter, Bühnenmagier zeigen ihren

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