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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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einfach?«
    » Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte Nightingale.
    Mitchell schüttelte den Kopf. » Ich verlasse den Kreis nicht«, sagte er.
    » Das brauchen Sie auch gar nicht«, erwiderte Nightingale.
    Mitchell schob sich die Maske vor den Mund. Er starrte Nightingale mit schwer arbeitender Brust an.
    » Die Sache ist die«, sagte Nightingale. » Ich darf Proserpina für mein Vorhaben nicht heraufbeschwören. Das funktioniert nicht. Damit die Zauberformel wirkt, muss sie aus freien Stücken kommen, und zwar in ihrer menschlichen Gestalt. Und um Mitternacht kommt sie, um mich zu holen.«
    » Woher wissen Sie, dass sie ihre menschliche Gestalt haben wird?«
    » Weil ich sie schon einmal heraufbeschworen habe.«
    » Und da ist sie gekommen?«
    » Meine Assistentin– das Mädchen, das Ihre Leibwächter drangsaliert haben– hat sich Auszüge aus Ihrem Tagebuch notiert, darunter auch den Abschnitt über das Heraufbeschwören von Proserpina.«
    Mitchell kicherte. » Und Sie haben die Beschwörung durchgeführt?«
    » Ich konnte kein magisches Schwert finden, aber wir haben uns mit einem Birkenzweig beholfen.«
    » Und als sie kam, welche Gestalt hatte sie da?«
    » Ein Mädchen. Mit einem Hund.«
    Mitchell nickte. » Er ist ihr Beschützer.«
    » Mir kam er wie ein ganz normaler Hütehund vor.«
    » So ein Teufel sucht sich selbst aus, wie er aussehen will, Nightingale. Aber sie ist Ihnen in der gleichen Gestalt erschienen wie mir.«
    » Aber verstehen Sie denn nicht? Das ist ja gerade ihre Schwäche. Sie erscheint einem als Mensch, und wenn sie in ihrer menschlichen Gestalt ist, kann man sie töten. Mit dem Dolch.«
    » Und warum sind Sie dann hier, Nightingale? Warum tun Sie es nicht einfach?«
    » Weil sie, wenn sie kommt, auf mich konzentriert sein wird, und das heißt, dass ich keine Gelegenheit habe, dicht an sie heranzukommen. Aber Sie werden sie ablenken. Und wenn sie abgelenkt ist, stürze ich mich auf sie.«
    » Ich verlasse den Kreis nicht«, wiederholte Mitchell.
    » Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass Sie das nicht brauchen«, erklärte Nightingale.
    Er zeigte auf die Terrasse, die draußen vor der Glastür lag. » Ich mache es dort. Proserpina kommt um Mitternacht. Sie lassen das Licht ausgeschaltet, bis Sie sehen, dass ich die Zauberformel aus dem Buch ablese. Sobald ich das Buch zuklappe, schalten Sie das Licht an. Sie wird Sie sehen, und in diesem Moment werde ich es tun.«
    Mitchell hustete. » Sie sind verrückt«, keuchte er.
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Nein, ich bin nicht verrückt«, sagte er. » Ich bin verzweifelt.«

72
    Nightingale trat aus dem Badezimmer. Er trug nun wieder seinen Anzug und hatte seinen Regenmantel übergezogen. Sylvia erwartete ihn mit dem Metallkoffer. Zwei von Mitchells Leibwächtern standen hinter ihr. » Wir greifen sofort ein, falls Sie irgendetwas tun, was Mr. Mitchell gefährdet«, sagte sie.
    » Keine Sorge, Sylvia. Ich meine es gut mit ihm«, erwiderte Nightingale. » Wenn ich mit Proserpina fertig bin, kann er wieder ein normales Leben führen.«
    Sylvia warf ihm ein kaltes Lächeln zu. » Mr. Mitchells Leben war noch nie normal«, sagte sie. » Wir gehen um das Haus herum zur Terrasse. Mr. Mitchell sagt, dass ich Ihnen alles geben soll, was Sie brauchen.«
    Nightingale tätschelte den Koffer. » Ich habe alles, was ich brauche, hier drin.«
    Von den beiden Leibwächtern in die Mitte genommen, gingen sie nach draußen und um das Haus herum. Der Garten war von Flutlicht erleuchtet, und Nightingale sah einen weiteren Leibwächter mit einem angeleinten Rottweiler an der Mauer patrouillieren.
    Als sie auf der Terrasse ankamen, stellte er den Koffer ab und steckte sich eine Zigarette an. Sylvia blickte auf ihre Uhr. » Noch eine halbe Stunde bis Mitternacht«, sagte sie.
    » Ich weiß«, antwortete Nightingale. » Aber ich würde sagen, der Verurteilte hat eine letzte Zigarette verdient.«

73
    Sebastian Mitchell hatte die Sauerstoffmaske vor dem Mund und atmete in tiefen Zügen. Er hatte die Augen auf Nightingale gerichtet, der langsam mit Kreide ein Pentagramm auf die Steinplatten zeichnete. An der Wand hing eine Uhr und er schielte zu ihr hinauf. Dreiundzwanzig Uhr vierzig. Noch zwanzig Minuten, dann würde Proserpina kommen und Nightingales Seele holen.
    Mit klackenden Absätzen kam Sylvia ins Zimmer. » Ich habe noch zusätzliche Männer ums Haus herum aufgestellt, und wir haben jetzt drei Hunde im Garten, Sir.«
    » Danke, Sylvia«, keuchte Mitchell. »

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