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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Kopf zurück und lachte. Es war ein Lärm, als heulten tausend Wölfe, ein Schrei, von dem ihm das Blut in den Adern gefror. Das Geräusch durchbohrte ihn geradezu, und er zuckte zusammen. Der Hund setzte sich auf und starrte ihn an. Die Augen des Tiers waren so schwarz und ausdruckslos wie die des Mädchens. » Diesen nicht«, erklärte Proserpina. » Deine Seele gehört mir. Du kannst nichts daran ändern.«
    » Warum willst du sie eigentlich haben?«
    » Es ist das, was ich tue. Ich nehme Seelen.«
    » Aber warum?«
    » Das Warum spielt keine Rolle. Es ist eben das, was ich tue.«
    » Aber was nützt dir meine Seele?«
    » So zählen wir die Punkte.«
    » Es ist ein Spiel?«
    » Nein, Nightingale, es ist kein Spiel. Es ist ein Kampf zwischen Finsternis und Licht, zwischen Gut und Böse.«
    » Zwischen Gott und Luzifer?«
    » Meinetwegen.«
    » Wenn du eine Dämonin oder eine Teufelin bist, oder wie auch immer du dich nun nennst, warum siehst du dann so aus, als wärest du gerade aus dem Camden Lock Market herausspaziert?«
    » Das ist mein Stil– so fühle ich mich wohl.«
    » Aber du siehst nicht wirklich so aus, wolltest du das damit sagen?«
    » Ja und nein«, antwortete Proserpina.
    » Ich bin hier, und ich bin nicht hier. Das wirst du niemals verstehen, Nightingale. Energie, Materie, Licht, all das ist verbunden. Du bist ein Mensch und siehst nur einen kleinen Teil des Ganzen. Ich sehe alles. Dir das zu erklären wäre so, als versuchtest du, einem Regenwurm die Kernphysik zu erläutern.«
    » Und warum ausgerechnet meine Seele?«
    » Weil dein Vater sie mir angeboten hat.«
    » Aber das ist ungerecht. Es ist meine Seele, er hatte kein Recht, sie zu verkaufen.«
    Proserpina lachte, und ihre Stimme war diesmal lauter und tiefer als alles, was Nightingale je gehört hatte. » Gerecht?«, fragte sie. » Du willst Gerechtigkeit? Nichts im Leben ist gerecht. Hast du das noch nicht gelernt?«
    » Dann kann also jeder eine Seele verkaufen, willst du das damit sagen?«
    » Deine Seele wurde mir von deinem Vater vor deiner Geburt versprochen. Bevor sie dir gehörte.«
    » Und ich kann nichts tun, um dich daran zu hindern, sie zu nehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Gar nichts.«
    » Mitchell scheint zu glauben, dass man dich schlagen kann.«
    » Mitchell irrt sich.«
    » Er behauptet, er muss nur im Pentagramm bleiben, um dann zu seinen eigenen Bedingungen zur Hölle zu fahren.«
    Proserpina lächelte. » Tja, das werden wir noch sehen.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das Päckchen Marlboro. » Vielleicht nehme ich eine Zigarette.«
    Nightingale warf ihr das Päckchen zu, und sie fing es mit einer Hand auf. Sie klopfte eine Zigarette heraus, warf sie hoch in die Luft und fing sie mit den Lippen auf. » Haben Sie vielleicht Feuer, Mister?«, fragte sie mit einer singenden Kleinmädchenstimme. Sie zwinkerte und streckte ihre rechte Hand aus. Flammen schlugen daraus hervor, und sie steckte die Zigarette an. Sie blies Rauch zur Decke hoch, schüttelte die Hand, und die Flammen erloschen.
    » Dasselbe habe ich mal bei einem Zauberkünstler gesehen«, sagte Nightingale.
    » Dein Sinn für Humor wird mir fehlen.«
    » Wenn ich in der Hölle bin?«
    » Wenn deine Seele in der Hölle ist«, erklärte sie. » Du selbst bist dann tot.«
    » Ich möchte dir eine Frage stellen«, sagte Nightingale.
    » Ich bin nicht der Telefonjoker, Nightingale. Man kann nicht einfach Teufel beschwören, um ihnen Fragen zu stellen.«
    » Doch, das glaube ich allerdings schon«, sagte Nightingale. » Die Beschwörung sorgt dafür, dass du erscheinen und im Zwischenraum zwischen Kreis und Dreieck bleiben musst. Und du musst so lange bleiben, bis ich dich entlasse.«
    » Das ist also dein Plan? Du glaubst, dass du mich hier gefangen halten kannst? Nun, das mag sein, Nightingale, aber du sitzt ebenfalls in der Falle. Und ich schätze, dass ich es sehr viel länger als du ohne Essen und Wasser aushalte. Außerdem macht es sowieso keinen Unterschied, denn um Mitternacht gehört deine Seele mir, Pentagramm hin oder her.«
    » Ich habe das hier nicht gemacht, um dich in die Falle zu locken«, sagte er, » und was ich im Sinn habe, dauert nicht lange. Ich möchte dir einfach nur eine Frage stellen. Warum hat Sebastian Mitchell solche Angst vor dir?«
    » Hat er das gesagt? Hat er gesagt, dass er Angst vor mir hat?«
    » Er wartet in einem magischen Kreis auf seinen Tod, weil er weiß, dass er nur einen Fuß aus dem Kreis herauszusetzen

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