Hoellennacht
Siehst du? Genau das habe ich gemeint. Ich dagegen, eines von vier Kindern, also… einen verträglicheren Mann kann man sich gar nicht wünschen.«
» Blödmann, wie schon gesagt. Du und die ganzen Waltons.«
» Es müsste sich ganz einfach herausfinden lassen, ob du eine Schwester hast«, sagte Hoyle. » Es müsste eine Geburtsurkunde geben.«
» Gosling ist nicht in meine eingetragen«, entgegnete Nightingale. » Da stehen nur meine Mum und mein Dad. Falls Gosling eine Tochter hatte, dürfte sie so gut wie unmöglich aufzuspüren sein.«
» Die ganze Sache ist einfach Quatsch.«
» Ja, kann sein«, räumte Nightingale ein. Er trank sein Bier aus.
» Du weißt genau, dass es Quatsch ist«, sagte Hoyle. » Den Teufel gibt es nicht.«
» Nicht den Teufel, einen Teufel. Da hat er sich ganz klar ausgedrückt.«
» Jetzt glaubst du also an Teufel?«
» Das habe ich nicht gesagt. Wenn es einen Teufel gäbe, gäbe es auch einen Gott, und in den letzten zweiunddreißig Jahren habe ich nichts gesehen, was mich davon überzeugt hätte. Kein Gott, kein Teufel, und damit hat es sich.«
» Siehst du. Es ist Quatsch.«
» Er hat mir ein verdammt riesiges Haus mitten in der Pampa hinterlassen, Robbie. Ein Herrenhaus.«
» Dann wirst du ja jetzt womöglich ein richtiger High-Society-Hengst.«
» Warum sollte er das tun, wenn ich nicht sein Fleisch und Blut bin? Das ist doch wirklich ein verdammt teurer Scherz, findest du nicht?«
» Okay, zeig es mir.«
» Was?«
» Das Haus. Die Gruselhöhle.«
» Jetzt, so spät am Abend?«
» Du bist wirklich nervös.« Hoyle grinste und trank seinen Wein aus.
» Der Strom ist abgeschaltet. Gosling hat einen Monat vor seinem Tod aufgehört, die Rechnungen zu zahlen.«
» Ich habe Taschenlampen im Auto. Hast du etwa Angst?«
» Ach was. Und es ist kein bisschen gruselig. Es ist sogar richtig prachtvoll.«
» Wetten, dass du dich nicht traust«, meinte Hoyle grinsend.
Er wackelte mit den Händen und stieß ein schauerliches Heulen aus.
» Blödmann«, sagte Nightingale noch einmal.
11
Es war kurz vor einundzwanzig Uhr, als sie in Hoyles Ford Mondeo vor Gosling Manor hielten. Hoyle stieg aus dem Wagen. » Alle Teufel, Jack, das ist ja riesig. Das muss Millionen wert sein.«
» Vor dem Immobiliencrash war es bestimmt viel mehr wert«, sagte Nightingale. » Und anscheinend ist es bis unters Dach mit Hypotheken belastet.«
» Wie viele Zimmer?«
» Viele.«
» Und vier Garagen. Einfach cool.« Hoyle stapfte über totes Laub zum Heck des Wagens. Er öffnete es, nahm zwei Taschenlampen heraus und warf eine davon Nightingale zu. » Komm schon, dann mach mal den Führer.«
Nightingale zog seinen Schlüssel heraus und schloss die Haustür auf. » Tritt dir die Füße ab«, sagte er.
» Du klingst fast wie meine Frau«, gab Hoyle zurück.
» Ich möchte einfach nur nicht, dass du tote Blätter in meinem Haus verteilst«, sagte Nightingale.
» Jetzt klingst du wirklich wie sie.« Hoyle lachte und trat sich die Füße auf der großen Fußmatte vor der Tür ab. » Jetzt zufrieden?«
Sie gingen hinein und leuchteten mit den Taschenlampen über die Wände der Eingangshalle. Nightingale ging in den riesigen Salon voran und zeigte auf den mächtigen Kamin. » Dort hat der Umschlag gestanden«, sagte er. » Als die Polizei hier war, hat sie ihn nicht vorgefunden, also muss noch jemand anders einen Schlüssel haben.«
» Wo sind die Möbel?«, fragte Hoyle.
» Er muss sie verkauft haben«, antwortete Nightingale. » Vermutlich hat er vor seinem Tod alles verkauft, abgesehen von den Möbeln in seinem Schlafzimmer.«
» Hier drinnen könnte man ein paar tolle Feten feiern.«
» Es ist groß genug für einen Bolzplatz«, meinte Nightingale.
Oben scharrte etwas über den Boden, und beide Männer fuhren zusammen. » Was zum Teufel war denn das?«, fragte Hoyle.
» Wahrscheinlich eine Katze«, antwortete Nightingale. » Es war auch eine Katze oben, als ich das letzte Mal hier war.«
» Das klang aber nicht nach einer Katze«, gab Hoyle zurück.
» Sollen wir wieder gehen?«
» Zum Teufel, nein, jetzt sind wir erst mal hier«, sagte Hoyle. » Zeig mir, wo er sich umgebracht hat.«
Nightingale führte ihn in die Eingangshalle zurück und die Treppe hinauf. » Was hast du mit dem Haus vor?«, fragte Hoyle.
» Ich denke, ich werde es verkaufen«, antwortete Nightingale. » Die Hypothek bezahlen und sehen, was dann noch übrig bleibt. Warum– möchtest du mir ein Angebot
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