Hoellennacht
nicht gesagt, warum du hier bist, Robbie.«
» Jetzt werd mal nicht paranoid, Kumpel. Jenny meinte, du wärest hier draußen, und so habe ich gesagt, ich würde mal vorbeifahren und sehen, was du so vorhast. Schauen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Ach ja, und das Ergebnis des DNA -Tests ist da«, fuhr Hoyle fort. » Ainsley Gosling ist zweifelsfrei dein Vater.«
» Na super«, sagte Nightingale.
» Ist das jetzt eine gute Nachricht oder eine schlechte?«
» Ich würde sagen, halbe-halbe«, antwortete Nightingale. » Warum hat mein Onkel sich umgebracht, Robbie? Und warum hat er seine Frau erschlagen? Er hat sie geliebt. Sie waren ein Herz und eine Seele. Genau wie meine Eltern.« Er verzog das Gesicht. » Wahrscheinlich sollte ich allmählich › Adoptiveltern‹ sagen, jetzt, wo ich weiß, dass Gosling mein richtiger Vater war.«
» Was hat die Polizei von Manchester gesagt?«
» Mord mit anschließendem Suizid, was ja offensichtlich zutrifft. Die Türen waren verschlossen, ihr Blut war auf der Axt, zusammen mit seinen Fingerabdrücken, und er war überall mit Blut bespritzt. Die Untersuchung wurde sofort abgeschlossen.«
» Nur dass es kein Motiv gibt.«
» Sie gehen davon aus, dass er einfach durchgedreht ist. So was kommt vor.«
» Und was ist mit der Botschaft, die dort stand?«
Nightingale fuhr sich mit den Händen durchs Haar. » Ich weiß es nicht, Robbie. Ich weiß es einfach nicht.«
» Er muss sie doch aus irgendeinem Grund geschrieben haben«, sagte Hoyle. » Du wolltest nicht, dass die Polizei sie sieht, das kann ich verstehen, aber du kannst nicht so tun, als hätte sie nicht dort gestanden.«
» Ich habe keine Ahnung, warum er das geschrieben hat. Er war normal, als ich zum letzten Mal mit ihm gesprochen habe.«
» Und warum bist du hier? Jenny sagte, du hättest ein paar Fälle, an denen du eigentlich arbeiten müsstest.«
» Nichts, das nicht noch ein oder zwei Tage warten könnte«, erwiderte Nightingale. » Ich versuche, meine Mutter zu finden. Meine richtige Mutter– die Frau, die mich geboren hat. Ich wollte mit meinem Onkel über die Adoption sprechen, aber dieser Weg ist jetzt versperrt, und da dachte ich, ich versuche, hier einen Hinweis auf meine Mutter zu finden. Wenn Ainsley Gosling mein genetischer Vater war, muss er gewusst haben, wer sie war. Ist.« Er zuckte die Schultern. » Ich weiß ja nicht einmal, ob sie noch lebt.« Er setzte sich in einen der Chesterfield-Sessel. » In gewisser Weise könnte sie das Einzige an Familie sein, was ich noch habe. Und vielleicht kann sie mir sagen, was da eigentlich läuft.«
Hoyle blickte sich um. » Eine Kaffeemaschine gibt es hier unten wohl nicht?«
» Fehlanzeige«, antwortete Nightingale.
» Es muss Adoptionsunterlagen geben, oder? Wenn deine Eltern dich adoptiert haben, muss es Papiere geben.«
» Auf meiner Geburtsurkunde stehen Bill und Irene Nightingale als meine Eltern. Nichts weist darauf hin, dass ich ein Adoptivkind bin. Und auf der DVD sagt Gosling, dass ich ihnen gleich nach der Geburt übergeben wurde. Ich glaube nicht, dass irgendeine Vermittlungsagentur eingeschaltet war.«
» Das ist doch illegal.«
» Es ist dreiunddreißig Jahre her. Damals war noch nicht alles so computerisiert wie heute. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass Gosling sich nicht sehr darum geschert hat, ob das, was er tat, eigentlich legal war. Ich denke, er hat einfach das Baby genommen, sein Baby– mich–, es den Nightingales gegeben, und die haben es als ihr eigenes Kind ausgegeben.« Er umfasste den Keller mit einer Handbewegung. » Ich glaube, dass die Antwort irgendwo hier liegt. Gosling muss seine Unterlagen irgendwo aufbewahrt haben, und das hier ist sein Schlupfwinkel, ich möchte also sehen, was ich finden kann.« Er zeigte in die Mitte des Kellers. » Ich fange mit diesen Aktenschränken an, aber ich werde hier notfalls jedes einzelne Buch durchgehen.«
» Und was genau suchst du?«
» Ich weiß es nicht, Robbie. Aber er war ein reicher Mann und muss seine Ausgaben im Blick behalten haben. Das macht doch jeder, oder? Man hebt Quittungen, Kontoauszüge und Rechnungen auf.«
» Um unsere Finanzen kümmert sich Anna«, sagte Hoyle. » Aber ich weiß, was du meinst.«
» Also ich denke, Gosling muss jemanden dafür bezahlt haben, dass er ihm bei der Adoption hilft. Er kann das Ganze wohl kaum allein gedeichselt haben. Wenn ich seine Unterlagen für das Jahr finde, in dem ich geboren worden bin, stoße ich vielleicht auf
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