Hoellennacht
haben. Außerdem trage ich kein Zeichen.«
» Was soll denn das bedeuten?«
Nightingale seufzte. » Es heißt, wenn deine Seele dem Teufel gehört, trägst du ein Zeichen. Wie eine Tätowierung.«
» Es heißt?«
» Das sagen die Leute, die an diesen Scheiß glauben«, antwortete Nightingale. » Es stand in dem Buch, das ich letztes Mal mitgenommen habe. Irgendein Obersatanist hat es verfasst. Dort steht, wenn der Teufel deine Seele besitzt, ist irgendwo an deinem Körper ein Pentagramm eintätowiert. Und das fehlt bei mir. Du hast mich ja oft genug im Umkleideraum gesehen.«
» Das stimmt. Nicht gerade ein betörender Anblick, wie ich sagen muss.«
» Aber kein Pentagramm. Es ist also alles Quatsch.« Er blätterte ein Scheckbuch durch. Die Daten darin stammten aus seinem Geburtsjahr.
» Verdammt richtig, es ist Quatsch«, sagte Hoyle. Er hielt eine weitere Quittung hoch. » Er hat in einem Laden in New Orleans ein Dutzend Bücher für insgesamt eine halbe Million Dollar gekauft– alle handeln von Voodoo. Eigentlich solltest du die verkaufen können– du würdest ein Vermögen verdienen.«
» Vorausgesetzt, ich finde jemanden, der verrückt genug ist, sie zu kaufen«, meinte Nightingale.
Er reichte Hoyle das Scheckbuch über den Schreibtisch hinweg. » Vor dreiunddreißig Jahren hat Ainsley Gosling einer Frau namens Rebecca Keeley zwanzigtausend Pfund bezahlt.«
Hoyle betrachtete den Kontrollabschnitt eines Schecks. » Das war damals eine Menge Geld.«
» Es ist auch heute noch viel Geld.«
» Was wird wohl damals der gängige Preis für ein Baby gewesen sein?«
» Zwanzigtausend klingt ungefähr richtig. Ich werde versuchen, sie aufzuspüren.«
Hoyle tippte auf den Aktenordner, den er durchgesehen hatte. » Was ich hier in diesen Unterlagen nicht sehe, sind seine Haushaltsausgaben. Die Strom- oder Wasserrechnung zum Beispiel oder die Gehälter für das Personal. Hier gibt es nur große Summen. Den Kleinkram muss er einem Verwalter überlassen haben.«
» Vielleicht seinem Fahrer«, meinte Nightingale. » Gegen Ende haben nur noch drei Leute für ihn gearbeitet.«
Hoyle zog ein Blatt heraus. » Weißt du, dass er einen Bentley hatte?«
Nightingale schüttelte den Kopf.
» Ein Arnage«, sagte Hoyle. » Toller Motor.«
» Aber hier ist nichts, was auf den Fahrer verweist?«
» Keine Gehaltsabrechnung, keine KfZ-Versicherung, keine Steuerunterlagen.«
» Wahrscheinlich wollte er nicht, dass sein Personal hier herunterkommt, die Haushaltsausgaben müssten also anderswo gesammelt sein.«
Hoyle sah auf die Uhr. » Ich muss jetzt los«, sagte er. » Muss um sechs zur Arbeit antreten. Ist mit dir auch wirklich alles in Ordnung?«
» Ich muss immer wieder an das Haus meines Onkels denken. Und dann geht mir ständig durch den Kopf, dass ich vielleicht, wenn ich gleich nach dem Anruf hingefahren wäre… Ja, alles in Ordnung. Ich geh jetzt auch selber. Muss heute Abend noch an einem Fall arbeiten.«
Hoyle stand auf. » Irgendwas Interessantes?«
» Eine Scheidung. Die Frau hat was am Laufen. Zur Abwechslung einmal die Frau– normalerweise schnüffele ich eher den Ehemännern nach.« Hoyle hielt noch immer einen Aktenordner in der Hand. » Willst du den mitnehmen?«
» Ich dachte, vielleicht ja. Wenn ich etwas Interessantes finde, kann ich gleich die Namen in der Polizeidatenbank suchen.«
» Nur zu, tob dich aus«, sagte Nightingale.
Sie gingen zusammen die Treppe hoch, und Nightingale schaltete die Lichter aus und schloss dann das Wandpanel hinter ihnen. Als er auch die Haustür abgeschlossen hatte, sahen sie noch einmal zu dem Gebäude hoch.
» Es ist ein klasse Haus, Jack«, sagte Hoyle. » Es wäre toll für eine Familie mit Kindern.«
» Himmel, Robbie! Kannst du dir vorstellen, was der Unterhalt kostet? Ich muss es verkaufen, die Steuerschuld begleichen, die sie mir aufbrummen, und die Hypothek bezahlen, und wenn ich Glück habe, bleibt mir dann noch genug übrig, um mir ein Päckchen Glimmstängel zu kaufen.«
» Ich sage ja nur, reich sein muss schön sein.«
» Dem kann ich nicht widersprechen.«
» Wie ist der alte Gosling eigentlich an sein Geld gekommen?«
» Keine Ahnung«, antwortete Nightingale. » Vielleicht stoßen wir irgendwo in seinen Unterlagen darauf.«
» Ich hab dir nie gesagt, dass der Tod deines Vaters mir leidtut.«
» Das war kein großer Verlust«, erwiderte Nightingale. » Ich habe ihn ja nicht einmal gekannt. Bin ihm nie begegnet. Er hat mir nichts bedeutet,
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