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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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gelitten.«
    » Das ist doch Scheiße«, ereiferte sich Nightingale. » So heißt es dann immer. › Wenigstens hat er nicht gelitten. Wenigstens ist es schnell gegangen.‹ Im einen Moment ist einer noch da, und im nächsten ist er weg. Zack. Na, dann gute Nacht.«
    » Aber ist das nicht besser, als in einem Krankenhausbett zu liegen und an einer Herz-Lungen-Maschine zu hängen?«
    » Es bleibt zu viel unerledigt zurück. Man hat keine Zeit, sich vorzubereiten oder die Menschen vorzubereiten, die man liebt. Ein plötzlicher Tod entreißt einem den Menschen einfach. Es bleiben zu viele Fragen offen.« Nightingale machte seine Brieftasche auf und warf drei Zwanzigpfundscheine auf die Untertasse. » Ich muss eine rauchen«, sagte er. » Und keine Sorge, ich werde nicht fahren.«
    Jenny nahm das Geld und reichte es ihm zurück. » Ich hatte dich eingeladen, erinnerst du dich?«
    » Danke.« Er steckte die Scheine wieder in seine Brieftasche.
    » Ich komme mit.«
    » Passivraucher sterben früh«, sagte er. » Ich möchte dich nicht auf dem Gewissen haben.«
    Jenny machte den Mund auf, um etwas einzuwenden, aber Nightingale brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen. » Ich möchte einfach nur allein sein«, sagte er. » Es tut mir leid. Ich muss nachdenken.«
    » Und du kannst nicht nachdenken, wenn ich in der Nähe bin? Jack, du kannst die Menschen nicht immer so zurückstoßen.«
    » Ich stoße überhaupt niemanden zurück«, sagte er.
    » Nein, du rennst weg, und das ist noch schlimmer. Du kannst deine Probleme nicht lösen, indem du vor ihnen davonläufst.«
    Nightingale ging zur Tür. » Das werden wir noch sehen«, sagte er.

37
    Früh am Dienstagmorgen rief das forensische Labor Jenny an. Als sie aufgelegt hatte, eilte sie in Nightingales Büro. » Das Labor hat sich mit den Ergebnissen gemeldet«, sagte sie. » Rebecca Keeley ist deine Mutter.«
    » Gibt es keinen Zweifel?«, fragte Nightingale.
    » Nur dieser Eins-zu-sechzig-Milliarden-Quatsch«, antwortete Jenny. » Sie ist deine leibliche Mutter, keine Frage. Sie schicken mir ein Bestätigungsfax und die Rechnung.«
    » Können wir das aus der Portokasse bezahlen«, fragte Nightingale hoffnungsvoll.
    » Wir könnten, wenn sie nicht leer wäre«, wiederholte Jenny. » Wir brauchen einen Scheck.«
    Jennys Computer verkündete mit einem Piepen, dass sie eine E-Mail bekommen hatte. Sie ging an ihren Schreibtisch, während Nightingale das Hillingdon Home anrief und mit Mrs. Fraser sprach, die ihm sagte, Miss Keeley habe die Nacht gut geschlafen und wirke jetzt wesentlich ruhiger. Nightingale erklärte, aufgrund eines DNA -Tests sei er sich nun sicher, dass Rebecca Keeley seine Mutter sei. Er war aber klug genug, nicht zu erwähnen, dass er die Haarbürste gestohlen hatte. Mrs. Fraser meinte, sie habe nichts dagegen, dass Nightingale wieder zu Besuch käme. Diesmal nahm er seiner Mutter keine Blumen mit, aber er hatte ein altes Fotoalbum dabei.
    Der Pfleger empfing ihn an der Rezeption und erklärte, seine Mutter sitze im Garten. Der sogenannte Garten bestand aus einem Stückchen Rasen mit ein paar Holzbänken sowie einem kleinen Steingarten mit Heidekraut in verschiedenen Farben und einem steinernen Vogelbad, das von Spatzenkacke gesäumt war. Nightingales Mutter saß in einem Tweedmantel auf einer der Bänke, ein Kopftuch umgebunden. Sie starrte auf das Vogelbad und streichelte das Kruzifix an ihrem Hals.
    » Ich möchte, dass sie hin und wieder etwas frische Luft schnappt«, sagte der Pfleger. » In einer halben Stunde hole ich sie wieder rein.« Er zeigte auf ein großes Panoramafenster, das auf den Garten hinausblickte. Drei alte Frauen saßen in Sesseln davor und starrten mit leerem Blick hinaus. » Ich bin gleich im Aufenthaltsraum«, sagte er. » Falls sie sich wieder aufregt, muss ich den Besuch abbrechen.«
    » Verstehe«, erwiderte Nightingale.
    Er ging zur Bank, setzte sich neben seine Mutter und knöpfte seinen Regenmantel auf. Er hatte das Fotoalbum auf dem Schoß liegen; er grüßte sie, aber sie beachtete ihn nicht.
    » Ich bin es, Jack«, sagte er. » Ich komme dich wieder besuchen.«
    Sie ließ nicht erkennen, ob sie seine Anwesenheit bemerkt hatte. Er schlug das Album auf. Das erste Foto zeigte ihn selbst, nur ein paar Tage alt, in ein weißes Tuch gewickelt und mit weit geöffneten Augen. » Das bin ich, kurz nach meiner Geburt«, sagte er. Er schob ihr das Album hin. » Erinnerst du dich an mich als Baby? Hast du mich nach meiner Geburt

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