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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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gesehen, oder hat er mich dir sofort weggenommen? Ich weiß, dass du meine Mutter bist, Rebecca. Das habe ich überprüft. Es gibt keinen Zweifel. Ich bin dein Sohn.«
    Die Frau blickte auf das Bild hinunter und rieb noch immer das Kruzifix zwischen Daumen und Zeigefinger.
    » Erkennst du mich, Rebecca? Erkennst du das Baby auf dem Foto?«
    » Edward?«, flüsterte sie.
    » Edward? Ist das der Name, den du mir gegeben hast? Hast du mich so genannt? Ich heiße jetzt Jack, Jack Nightingale.« Er blätterte um. Auf der Doppelseite klebten sechs Fotos, verschiedene Bilder seiner Eltern, die ihn im Arm hielten. » Das sind die Menschen, die mich aufgenommen haben, Rebecca. Bill und Irene Nightingale, meine Eltern.«
    Sie streckte die linke Hand aus und berührte sanft ein Foto nach dem anderen, während sie das Kruzifix fest in der Rechten hielt.
    » Erinnerst du dich, Rebecca?«, fragte Nightingale flüsternd. » Erinnerst du dich daran, dass du mich nach meiner Geburt im Arm gehalten hast? Hast du mich geküsst?«
    Er schlug die Seite um. Die nächsten Fotos zeigten ihn selbst im Alter von zwei Wochen, winzig und hilflos. Er blätterte weiter und zeigte ihr ein Foto von sich selbst, auf dem er lächelte. Seiner Mutter zufolge war er immer ein fröhliches Baby gewesen. Fröhlich, freundlich und ganz brav.
    Eine einzelne Träne lief Rebecca Keeleys Wange herunter.
    Nightingale ergriff ihre linke Hand. » Warum hast du mich weggegeben?«, fragte er.
    Sie schüttelte langsam den Kopf. Nightingale war sich nicht sicher, ob sie seine Frage nicht verstanden hatte oder seine Worte abstritt.
    » Wofür war das Geld? Die zwanzigtausend Pfund?«
    » Bist du ein Geist?«, flüsterte sie.
    » Ein Geist?«, wiederholte Nightingale. » Warum sollte ich denn ein Geist sein?«
    » Du bist gestorben«, flüsterte sie. » Du bist bei der Geburt gestorben.«
    Nightingale erstarrte. » Hat er dir das gesagt? Ist es das, was Ainsley Gosling dir gesagt hat?«
    » Du wärest tot geboren, hat er gesagt. Der Arzt hat nicht einmal erlaubt, dass ich dich sehe. Sie haben dich weggebracht und gesagt, sie würden dich begraben, aber ich habe nie ein Grab gesehen.« Sie sah ihn mit tränennassen Augen an. » Warum bist du zurückgekommen?«
    » Ich bin nicht gestorben«, sagte Nightingale. » Ich wusste nicht über dich Bescheid. Ich wusste nicht einmal, dass es dich gab. Gosling hat mich den Nightingales gegeben, und die haben mich großgezogen.«
    Die Frau furchte die Stirn noch tiefer. » Du bist kein Geist?«
    Nightingale streichelte ihre runzlige Hand. » Nein. Ich bin aus Fleisch und Blut.«
    » Und Ainsley?«
    » Er ist gestorben«, sagte Nightingale.
    » Was ist passiert?«
    » Er war krank und ist gestorben«, antwortete Nightingale. Er hatte keine Bedenken, die Frau zu belügen. Sie würde die Nachricht, dass Gosling sich den Kopf mit einer Schrotflinte weggeschossen hatte, wohl nicht gut aufnehmen.
    » Ist er jetzt ein Geist? Wird er zu mir kommen?«
    » Ich glaube nicht«, antwortete Nightingale.
    » Ich habe ihn geliebt«, sagte die Frau mit zitternden Händen.
    » Wofür war das Geld?«, fragte Nightingale. » Die zwanzigtausend Pfund, die er dir bezahlt hat?«
    » Er sagte, ich bräuchte einen Urlaub. Er sagte, er würde nachkommen, und gab mir das Geld und eine Zugfahrkarte nach Blackpool. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Blackpool hatte ich schon immer besuchen wollen. Ich wollte auf den Turm steigen und über den Kai gehen.« Sie blinzelte. » Wie heißt du noch mal?«
    » Jack.«
    » Das ist hübsch. Ich wollte dich Edward nennen.«
    » Das ist ein guter Name«, sagte Nightingale. Er lächelte. » Weißt du, ich habe mich nie richtig wie ein Jack gefühlt. Aber Edward? Eddie? Ed?«
    » Niemals Eddie«, antwortete sie steif. » Immer Edward.«
    » Du kannst mich Edward nennen, wenn du magst«, sagte Nightingale. » Rebecca, weißt du, ob er noch andere Kinder hatte? Vielleicht eine Tochter?«
    » Ich bin danach zwei Tage im Krankenhaus geblieben, und dann bin ich nach Blackpool gefahren. Auf dem Bahnhof habe ich ihn zum letzten Mal gesehen. Er sagte, er würde nach Blackpool nachkommen. Aber das hat er nie getan.« Eine Träne rollte ihre linke Wange hinunter. » Warum hat er mir gesagt, dass du gestorben bist?«
    » Ich weiß es nicht. Tut mir leid.«
    Sie schniefte. » Mir tut es auch leid«, sagte sie. » Wie alt bist du?«, fragte sie.
    » Nächste Woche werde ich dreiunddreißig«, antwortete er. » Am Freitag, dem

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