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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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weißen Zähnen. » Andauernd«, antwortete sie. Sie tätschelte sich im Schritt. » Aber das ist die Stelle, die wirklich Probleme macht.«
    » Da wette ich drauf«, sagte Nightingale lachend. » Ist Ihre Chefin da? Mrs. Steadman? Ich habe mit ihr wegen ein paar Büchern telefoniert.« Er hob die Tüte hoch, in der fünf Bände lagen, die er aus dem Keller von Gosling Manor mitgenommen hatte.
    » Ich hole sie.« Sie verschwand durch einen Perlenvorhang und kam mit einer winzigen Frau Mitte sechzig zurück. In ihrer langen, schwarzen Bluse, die bis zu den Knien hinunterreichte, schwarzen Strickstrumpfhosen und schwarzen Schuhen, die an der Spitze nach oben gebogen waren, sah sie aus wie der Schatten eines Kobolds. Sie hatte ein vogelähnliches, neugieriges Gesicht. Sie legte auch wie ein Vogel den Kopf schief, als sie ihn ansah. » Mr. Nightingale?«
    » Genau«, antwortete Nightingale.
    » Ich hatte Sie für älter gehalten«, meinte sie. » Am Telefon haben Sie älter geklungen.«
    Eines der Mädchen hielt ein kleines Stoffsäckchen hoch. » Diese Kinkerlitzchen hier– bewirken die eigentlich wirklich was?«
    Mrs. Steadman reckte ihr Kinn vor und fixierte sie mit kaltem Blick. » Meine Liebe, alles in diesem Laden hier wirkt, vorausgesetzt, Sie glauben daran.«
    » Aber es wird dafür sorgen, dass mein Freund sich in mich verliebt, ja? Und keine anderen Mädels anschaut?«
    » Das steht auf dem Etikett, meine Liebe, und so ist es auch. Aber verwenden Sie es sparsam. Niemand will mit einem Schoßhund verheiratet sein, oder?« Sie lächelte Nightingale an. » Kommen Sie mit, junger Mann, und zeigen Sie mir, was Sie haben.«
    Sie führte ihn durch den Vorhang in einen kleinen Raum. Dort stand ein runder Tisch mit drei Holzstühlen und darüber hing ein farbenprächtiger Tiffany-Lampenschirm. Ein Gasfeuer brannte, und so zog Nightingale seinen Regenmantel aus und hängte ihn über die Rückenlehne eines der Stühle. » Hätten Sie gerne eine Tasse Tee? Ich habe gerade eine Kanne gekocht«, fragte Mrs. Steadman.
    Er setzte sich und legte die Tüte auf den Tisch. » Tee wäre nett, danke«, sagte er.
    Mrs. Steadman brachte ein Tablett mit einer braunen Keramikteekanne, zwei blau-weiß gestreiften Bechern, einem dazu passenden Milchkännchen und einer Zuckerdose. » Wie hätten Sie ihn gerne?«
    » Mit Milch und ohne Zucker«, antwortete Nightingale, während sie einschenkte.
    » Sie sind auch so schon ein Süßer?«, fragte sie und kicherte wie ein Teenager. » Diese Bücher haben Sie also geerbt, sagten Sie?«
    » Ja, von meinem Vater. Er hieß Ainsley Gosling. Haben Sie von ihm gehört?«
    » Hätte ich das sollen?« Sie reichte ihm einen Becher und setzte sich.
    » Er hat okkultistische Bücher gesammelt. Ich dachte, er hätte vielleicht auch welche von Ihnen gekauft.«
    » Ich kann mich nicht an den Namen erinnern«, sagte sie und rührte in ihrem Tee. » Und ich habe hier auch keine große Bücherauswahl. Ich verkaufe überwiegend Zaubersachen und Talismane.«
    » Und davon können Sie leben?«
    Mrs. Steadman kicherte. » Junger Mann, ich mache das nicht, um Geld zu verdienen. Dies hier ist mein Leben. Hier bin ich, wer ich bin.«
    » Entschuldigen Sie die Frage, sind Sie eine Hexe?«
    Mrs. Steadmans Augen funkelten vor Belustigung. » Zeigen Sie mir einfach, was Sie in der Tüte haben, junger Mann«, sagte sie.
    Nightingale nahm die fünf Bücher aus der Tüte und legte sie vor ihr auf den Tisch.
    Sie nahm eine Lesebrille aus der Brusttasche ihrer Bluse und setzte sie auf, griff dann nach dem ersten Buch, schlug es vorsichtig auf und betrachtete die Titelseite, auf der Erscheinungsdatum und Verlag angegeben waren. » Meine Güte«, sagte sie.
    » Es handelt von Hexerei im achtzehnten Jahrhundert«, erklärte Nightingale.
    » Das sehe ich«, gab sie zurück. » Dieses Buch habe ich schon früher gesehen, aber nur als Nachdruck. Dies hier ist eine Erstausgabe mit den ursprünglichen Illustrationen. In späteren Ausgaben wurden sie verändert, weil manche Leute sie… anstößig fanden.«
    » Also ist es wertvoll?«
    » Oh, ja.«
    » Würden Sie es mir abkaufen?«
    Sie blickte ihn über ihr Brillengestell hinweg an. » Junger Mann, wenn ich das hier kaufen wollte, müsste ich eine Hypothek auf mein Haus aufnehmen. Eine Zweitausgabe ist letztes Jahr für fünfzehntausend Pfund verkauft worden. Das hier ist eine Erstausgabe, und zwar bestens erhalten.«
    » Aber Sie können sie nicht kaufen?«
    Mrs. Steadman lehnte

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