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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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werden?«
    » Mrs. McBride, es tut mir leid, aber das ist nicht mein Problem. Ihr Mann wollte wissen, wo er stand.«
    » Ha, ha, wie witzig«, keifte Mrs. McBride.
    Nightingale wurde rot, als er begriff, was er gesagt hatte. » Sie wissen, was ich meine«, sagte er. » Er hatte den Verdacht, dass Sie ihm untreu waren. Er wollte die Wahrheit wissen.«
    » Ich war seine Frau– das ist die Wahrheit. Ich habe in der ganzen Zeit, in der er im Krankenhaus lag, zu ihm gehalten. Ich war in guten wie in schlechten Zeiten an seiner Seite. Das ist die Wahrheit.«
    » Sie waren ihm untreu«, gab Nightingale zurück.
    » Jack…«, sagte Jenny.
    » Ich hatte Sex, das ist alles!«, zischte Mrs. McBride. » Ich bin eine Frau, kein Holzklotz. Ich brauchte Sex und hatte einen Mann gefunden, der mir Sex verschafft hat, und Sie sind hingegangen und haben es Joel erzählt. Sie haben es ihm verdammt nochmal erzählt, und jetzt ist er tot!« Sie begann zu weinen, und Jenny legte den Arm um sie.
    » Mrs. McBride, Ihr Verlust tut mir wirklich leid…«, sagte Nightingale.
    » Es ist Ihre Schuld, dass er tot ist«, sagte sie.
    » Hat er das gesagt?«, fragte Nightingale.
    » Das war nicht nötig. Er hat im Abschiedsbrief geschrieben, er könne nicht ohne mich leben und er wisse, dass ich ihn verlassen werde.« Sie blickte mit tränennassen Augen zu ihm auf. » Haben Sie ihm das gesagt? Haben Sie ihm gesagt, dass ich ihn verlassen werde?«
    » Ich habe ihm selbstverständlich nichts dergleichen gesagt«, antwortete Nightingale. » Ich habe ihm einfach nur den Bericht gegeben.«
    » In seinem Abschiedsbrief stand, dass er ohne mich nicht leben kann, aber ich hätte ihn doch gar nicht verlassen.« Sie ergriff Jennys Hände. » Das müssen Sie mir glauben.«
    » Das tue ich«, antwortete Jenny.
    Mrs. McBride sah Nightingale an. » Als er mir gesagt hat, dass er Bescheid weiß, war ich in gewisser Weise froh. Ich hatte schon seit Wochen ein elend schlechtes Gewissen und wollte es ihm selbst erzählen. Aber als er mir das Video gezeigt hat, das Sie ihm gegeben hatten, konnte ich ihm nicht in die Augen sehen. Ich habe bei meiner Freundin Lynn übernachtet, um ihm Zeit zu geben, sich zu beruhigen, aber danach wollte ich ihm alles erklären und ihm sagen, dass ich ihn immer noch liebte, aber jetzt geht das nicht, weil er tot ist, und das ist Ihre Schuld.«
    » Hat er Ihnen von meinen Nachforschungen erzählt?«
    » Er hat mir das Video gezeigt, das Sie ihm gegeben hatten. Und die Handyverbindungsnachweise. Aber erst, als ich Ihren Namen in seinem Scheckbuch gefunden habe, wusste ich, wer es gewesen war.« Sie trocknete sich die Augen. » Wie kommt es, dass Sie sich nicht in Grund und Boden schämen, bei dem, was Sie tun?«
    » Es ist mein Beruf, Mrs. McBride.«
    » Sie hätten mit mir reden können, dann hätte ich es erklären können. Ich hätte mit Ronnie Schluss gemacht– er ist sowieso verheiratet. Das wussten Sie doch, oder? Seine Frau zwingt ihn, im Gästezimmer zu schlafen, und er wollte einfach nur eine Frau anfassen, das Bett mit ihr teilen. Ronnie hätte seine Frau nie verlassen, und ich hätte Joel niemals verlassen.«
    » Es bleibt mir nichts mehr zu sagen, Mrs. McBride, außer, dass mir Ihr Verlust leidtut.«
    » Fürs Leidtun ist es zu spät«, sagte Mrs. McBride. » Sie haben meinen Mann umgebracht, und der Teufel wird Sie holen.«
    » Ihr Mann hat sich selbst getötet, Mrs. McBride. Sie wissen das, und ich ebenfalls.«
    » Ich begreife nicht, wie Sie noch ruhig in den Spiegel schauen können. Sie sind Abschaum– Sie verdienen Geld mit dem Leid anderer. Sie sollten sich schämen.«
    Sie brach erneut in Tränen aus, und Jenny reichte ihr eine Schachtel mit Papiertüchern. Mrs. McBride warf sie nach Nightingale. » Ich will Ihre verdammten Taschentücher nicht. Ich will meinen Mann!«, schrie sie.
    Nightingale sah Jenny hilflos an. » Geh raus, ich kümmere mich um sie«, flüsterte sie. Nightingale tat wie geheißen. Er ging nach draußen und steckte sich eine Zigarette an. Vieles von dem, was die wütende Frau gesagt hatte, war schlicht und ergreifend falsch, das wusste er, aber in einer Hinsicht hatte sie definitiv recht: Er schämte sich tatsächlich.

40
    Sechs uniformierte Kollegen trugen Robbie Hoyles Sarg zu Grabe, von Anna und Sarah gefolgt. Die beiden waren schwarz gekleidet und hielten jede eine rote Rose in der Hand. Die Zwillinge waren mit Annas Schwester zu Hause geblieben. Mehr als dreihundert Menschen drängten sich

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