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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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sehe nicht, wie ich es behalten könnte«, gab Nightingale zurück. Er ging zur Garage, die rechts vom Hauptgebäude stand. Es gab vier Metalltüren, die nach oben aufgingen, aber alle waren verschlossen. Überwachungskameras zu beiden Seiten hatten alle vier Türen und den Bereich vor ihnen im Blick.
    » Er war ein Sicherheitsfanatiker«, bemerkte Jenny.
    » Drinnen und draußen«, sagte Nightingale. Er ging zur hinteren Seitenwand der Garage. Dort gab es zwei Fenster, staubig und mit Spinnweben verhängt. Er spähte durch das erste, sah aber nur einen nackten Betonboden, der von Ölflecken verfärbt war. Neugierig ging er zum zweiten Fenster, beschirmte die Augen mit der Hand und spähte durch die Scheibe. Er sah eine lange, hölzerne Werkbank, aber kein Werkzeug. Von einem Stahlträger, der die ganze Länge der Garage durchmaß, hingen ein Flaschenzug und Ketten herab, und auf der anderen Seite war ein dunkler Bereich, der wie eine Grube aussah.
    » Wonach suchst du?«, fragte Jenny, die zu ihm ans Fenster trat.
    » Nach einem Bentley«, antwortete Nightingale. » Den hat Gosling anscheinend gefahren. Oder besser gesagt, in dem wurde er herumgefahren.« Er trat vom Fenster weg. » Leer«, sagte er. » Genau wie das Haus.«
    » Vielleicht hat er ihn verkauft«, meinte Jenny.
    » Er scheint alles andere verkauft zu haben.«
    » Außer den Büchern«, sagte Jenny.
    » Außer den Büchern«, stimmte Nightingale zu. » Los, komm, ich führ dich rum.«
    Sie gingen zur Haustür, und Nightingale schloss auf. Er verbeugte sich und winkte Jenny herein. » Wow, jetzt schau dir einmal diesen Kronleuchter an!«, sagte sie. » Und der Boden ist italienischer Marmor, oder?«
    » Für Ainsley Gosling war nur das Beste gut genug«, meinte Nightingale und machte die Tür zu.
    » Und Möbel gibt es nicht?«
    » Nur ein Bett und einen Stuhl in Goslings Schlafzimmer.«
    » Dort hat er sich…?«
    » Erschossen? Genau. Aber dem Zimmer sieht man das nicht an– es ist gereinigt worden. Ist kein Fleckchen Blut mehr zu sehen.« Er umfasste die Eingangshalle mit einer Handbewegung. » Und, kannst du die Geheimtür sehen?«
    » Die was?«
    » Die Geheimtür. Gosling war der Einzige, der wusste, wie man in den Keller kam.«
    Jenny ging langsam die Wand entlang und strich mit der Hand über die Holztäfelung. » Wie hast du sie denn gefunden, wenn sie so geheim ist?«
    Nightingale zwirbelte einen imaginären Schnurrbart und baute sich als Hercule Poirot auf. » Weil isch där große Detektiv bin«, sagte er.
    » Robbie hat sie gefunden, stimmt’s?«
    » Es war Gemeinschaftsarbeit«, sagte Nightingale. Er drückte gegen die Wandtäfelung, die die Geheimtür zum Keller verbarg, und sie öffnete sich mit einem Klicken. » Pass auf, die Treppe ist ziemlich steil«, sagte er und schaltete das Licht ein. » Und halt dich am Geländer fest.«
    Er folgte ihr die Treppe hinunter. » Das ist wirklich erstaunlich«, sagte Jenny. » Hier müssen Tausende von Büchern stehen. Handeln sie alle von Hexerei und Teufelszeug?«
    » Scheint so.«
    » Wirst du sie alle verkaufen?«, fragte sie und zog eines aus einem Regal heraus. » Ach«, sagte sie, bevor er antworten konnte. » Vielleicht eher nicht.«
    » Was ist los?«, fragte er.
    Sie hielt das Buch hoch, so dass er den Titel sehen konnte. Menschen sezieren.
    » Also nein«, sagte er.
    Jenny blätterte das Buch durch. » Mit Illustrationen und allem Drum und Dran«, sagte sie. » Ich denke, es ist ein medizinisches Buch. Zumindest hoffe ich das.« Sie stellte es ins Regal zurück und ging zwischen den Schaukästen hindurch. » Es ist halb Bibliothek, halb Museum.«
    Nightingale trat zu Goslings Schreibtisch. Er setzte sich, zog die oberste Schublade auf und holte einen ledernen Ordner heraus. Drinnen waren Kunststofftaschen mit Visitenkarten– Rechtsanwälte, Geschäftsleute, Politiker, Prominente und sogar hochrangige Polizeibeamte. Ainsley Gosling hatte einige sehr bedeutende Freunde gehabt.
    » Hast du diese Kristallkugeln gesehen?«, fragte Jenny. » War er auch Wahrsager?«
    » Geh weg da!«, schrie Nightingale und sprang vom Stuhl auf.
    Jenny fuhr mit einem Ruck zurück. » Was ist los?«, fragte sie.
    Nightingale eilte zu ihr. » Fass sie einfach nicht an«, sagte er.
    » Warum denn? Sind sie wertvoll?«, fragte sie. » Keine Sorge, ich pass schon auf.«
    » Das ist es nicht«, erklärte er. Eine Glasscherbe knirschte unter seinen Schuhen. » Es ist einfach nur…« Er verstummte, unsicher, ob er

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