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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Nightingale, als verübelten sie ihm seine Anwesenheit bei ihrem Festmahl.
    O’Brien hatte die Badewanne mit Wasser gefüllt und sich die Handgelenke mit einem Teppichmesser aufgeschnitten, das auf dem Boden lag, die Schneide voller Blut. Wo das Blut aus den Schlagadern gespritzt war, waren Wände und Boden rot verschmiert, aber der größte Teil war ins Badewasser geflossen. O’Briens Augen standen noch immer offen und starrten zur Decke hinauf. Nightingale wusste nicht, warum Barry O’Brien sich getötet hatte, aber eines war sicher: Ein Hilferuf war das nicht gewesen.
    Auf den Kacheln über der Badewanne stand in blutigen Buchstaben der Satz, der Nightingale inzwischen nur zu vertraut war: » DER TEUFEL WIRD DICH HOLEN , JACK NITHGINGALE .« Dutzende von Fliegen taten sich daran gütlich.
    Nightingale starrte die Worte entsetzt an. » Was ist hier los?«, flüsterte er. Er zog ein oder zwei Meter Toilettenpapier von der Rolle, wedelte die Fliegen mit den Händen weg, wischte die Kacheln ab und warf den Bausch anschließend in die Toilette. Er rollte noch mehr Papier ab, befeuchtete es unter dem Wasserhahn und wischte die Kacheln ein zweites Mal ab. Jetzt sahen sie zu sauber aus, daher bespritzte er sie mit blutigem Wasser aus dem Bad und wusch sich die Hände in der Wanne. Eine Fliege kam so dicht an sein rechtes Ohr, dass er zusammenzuckte.
    Er trocknete sich die Hände ab, ging in den Flur zurück, nahm sein Handy heraus und wählte den Notruf. Bei der zweiten Ziffer hielt er inne. Er legte auf und wählte stattdessen New Scotland Yard. Er bat in der Zentrale, ihn mit Inspector Dan Evans zu verbinden, und nach ein paar Minuten hatte er den Inspector am Apparat. » Dan, ich dachte, ich erzähle Ihnen das besser, bevor Sie es von jemand anderem erfahren«, sagte er.
    » Das klingt ja unheilvoll«, meinte der Inspector leutselig.
    » Ich bin bei Barry O’Brien zu Hause, und er hat sich umgebracht.«
    Es folgte ein langes Schweigen. » Ich hoffe, das ist ein schlechter Scherz«, sagte Evans schließlich.
    » Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Wie es aussieht, ist er schon eine Weile tot.«
    » Was zum Teufel machen Sie bei ihm zu Hause?«
    » Ich wollte mit ihm sprechen«, sagte Nightingale. » Die Haustür war angelehnt.«
    » Und da sind Sie einfach hineingegangen?«
    » Wie schon gesagt, die Haustür war nur angelehnt.«
    » Sie können nicht einfach bei Leuten durchs Haus marschieren, Nightingale. Sie sind kein Polizist mehr.«
    » Das weiß ich, aber was passiert ist, ist passiert. Ich wollte den Notruf alarmieren, aber dann dachte ich, ich gebe besser erst Ihnen Bescheid.«
    » Brauchen Sie einen Krankenwagen?«
    » Er ist zweifelsfrei tot. Kümmern Sie sich darum, oder soll ich die 999 anrufen?«
    » Können Sie sich eigentlich vorstellen, was das für einen Ärger gibt? Sie haben O’Briens Namen von mir, oder?«
    » Ich habe vergessen, wo ich ihn gehört habe«, sagte Nightingale, » und ich bezweifle, dass es mir wieder einfällt.«
    » So wollen wir es halten«, sagte Evans. » Wo ist die Leiche?«
    » Oben im Badezimmer«, antwortete Nightingale.
    » Warten Sie unten auf mich, vor dem Haus«, sagte Evans. » Und fassen Sie nichts an.«

43
    Sie ließen ihn fast eine Stunde lang mit nur einer Tasse Kantinenkaffee im Verhörraum sitzen. Nightingale hatte gefragt, ob er rauchen dürfe, und ein mürrischer uniformierter Beamter hatte verneint. Er war nicht verhaftet worden, konnte also jederzeit gehen, aber er würde Fragen beantworten müssen und beschloss, dass es das Beste war, es möglichst gleich hinter sich zu bringen. Er war nicht durchsucht worden und hatte sein Handy noch, und so rief er Jenny an und sagte, er käme später als erwartet. Sie wollte wissen, wo er war. » Das ist kompliziert«, sagte er. » Ich erkläre es dir, wenn ich zurück bin.« Jenny hakte nach, aber Nightingale hörte Schritte im Korridor. Die Tür ging auf, und Superintendent Chalmers kam in voller Uniform herein, ein Clipboard in der Hand. Nightingale legte auf.
    » Rufen Sie Ihren Rechtsverdreher an?«, fragte Chalmers. Dan Evans und Neil Derbyshire standen mit Notizbuch und Kuli bewaffnet hinter ihm.
    » Ich dachte nicht, dass ich einen Anwalt brauche«, sagte Nightingale. » Es hieß, man wolle nur mal mit mir reden.«
    » Dann reden wir also«, sagte Chalmers. Er setzte sich Nightingale gegenüber. Evans setzte sich neben Chalmers, während Derbyshire Nightingales Nachbarstuhl neben die Tür stellte, so dass

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