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Hoellennacht

Hoellennacht

Titel: Hoellennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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Nightingale.
    Chalmers blickte verwirrt drein. » Was?«
    » Die Katze war mit Blut beschmiert, und ebenso die Katzenklappe. Daher wusste ich, dass da irgendwas nicht stimmte. Dann habe ich durchs Fenster meine Tante auf dem Küchenboden liegen sehen.«
    » Und wieder haben Sie nicht auf die Polizei gewartet.«
    » Was erwarten Sie denn?«, blaffte Nightingale ihn an. » Ich wähle den Notruf, und wenn ich endlich durchkomme, geht so eine dämliche Telefonistin die Fragen auf ihrer Checkliste mit mir durch und sagt mir dann, dass irgendwann jemand kommt, und dann sitze ich auf dem Arsch und warte, bis die Polizei sich die Mühe macht, vorbeizuschauen? Sie wissen genau, wie beschissen lang die Reaktionszeit auf Notrufe heutzutage ist. Ich habe Blut an der Tür gesehen, und meine Tante lag auf dem Boden, und so habe ich getan, was ich tun musste, und dafür werde ich mich verdammt nochmal weder bei Ihnen noch bei sonst jemandem entschuldigen.«
    » Und Sie finden es nicht einen ganz schön großen Zufall, dass Sie in weniger als einer Woche drei Leichen entdecken?«
    » Ich weiß nicht.«
    » O doch, das wissen Sie, Jack. Sie wissen, dass hier etwas Eigenartiges vor sich geht. Und ich glaube, dass Sie uns nicht die ganze Geschichte erzählen.«
    » Es gibt keine Geschichte.«
    » Die Sache ist doch die, Sie haben schon immer ein bisschen zur Selbstjustiz geneigt, oder? Deswegen mussten Sie die Polizei ja verlassen.«
    Nightingale lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme. Er wusste, dass er den Köder nicht schlucken durfte– Chalmers versuchte nur, ihn zu provozieren.
    » Sie haben Simon Underwood aus seinem Bürofenster geworfen, oder? Und sind davongekommen, ohne dass man Ihnen auch nur auf die Finger geklopft hat. Ist es das, was Sie denken, Nightingale, dass Sie so eine Art maskierter Rächer sind, der nach Herzenslust morden kann?«
    » Barry O’Brien hat Selbstmord begangen.«
    » Und ich nehme an, Underwood hat sich selbst aus seinem Bürofenster gestürzt.«
    Nightingale erwiderte nichts.
    » Hatten Sie etwas getrunken, bevor Sie zu Mr. O’Brien gefahren sind?«
    » Natürlich nicht«, antwortete Nightingale. » Es war noch früh am Morgen.«
    » Weil Sie ein Alkoholproblem haben, oder?«
    » Unsinn.«
    » Nächsten Monat sind Sie wegen Alkohol am Steuer vor Gericht geladen, oder?«
    » Ich hatte ein paar Bier getrunken und war dumm genug zu fahren«, erklärte Nightingale. » Das ist doch kein Alkoholproblem.«
    Chalmers beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem Flüstern: » Schauen Sie, Jack, ich verstehe, wie Sie sich fühlen. Ich verstehe, was Sie wegen Underwood empfunden haben, und ich weiß, dass ihm nach dem, was er seiner Tochter angetan hat, keiner eine Träne nachgeweint hat. Und ich verstehe, was Sie bei Robbies Tod empfunden haben. Er hatte es nicht verdient zu sterben. Er war ein Ehemann und Vater und ein guter Polizist, und da hat so ein Arschloch, das nicht aufgepasst hat, ihn überfahren. Ich verstehe, dass Sie das wütend macht– verdammt, ich bin selber wütend. Und ich könnte begreifen, dass Sie Rache wollten, weil wir beide wissen, dass die Gerichte nichts unternehmen. Ich kann verstehen, warum Sie es O’Brien heimzahlen wollten. Das könnte jeder verstehen.«
    » Sie sagten doch, es sei ein Unfall gewesen.«
    » Und das schlucken Sie einfach so?«
    » Unfälle passieren nun mal«, sagte Nightingale.
    » In Ihrer Nähe gewiss, das ist jedenfalls sicher«, erklärte Chalmers.

44
    Der australische Pfleger schnitt die Hähnchenbrust sorgfältig in so kleine Stücke, dass man sich nicht daran verschlucken konnte. Dazu gab es Kartoffelbrei, und die Karotten waren weich zerkocht, das Hähnchen war also die einzige potenzielle Gefahr. Der Teller stand auf einem Tablett vor Rebecca Keeley. Sie saß mit herunterhängenden Armen da und beobachtete stirnrunzelnd, wie er das Fleisch schnitt.
    » Es war bestimmt schön, Ihren Sohn nach so vielen Jahren wiederzusehen«, sagte der Pfleger.
    Sie antwortete nicht. Sie hatte seit Nightingales Weggang kein Wort gesagt. Der Pfleger wusste nicht einmal, ob sie mit ihrem Sohn gesprochen hatte.
    » Hoffentlich kommt er wieder– regelmäßiger Besuch wäre bestimmt gut für Sie. Er würde Sie vielleicht aus Ihrem Panzer herauslocken.«
    Das Telefon im Eingangsbereich läutete, und der Pfleger fluchte. Er sah sie entschuldigend an. » Tut mir leid, ich sollte nicht so schimpfen, Miss Keeley«, sagte er. » Aber es klingelt

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