Hoellenpforte
sterben. Niemand macht sich die Mühe, Bestattungsunternehmen anzurufen. Auf den Friedhöfen ist ohnehin kein Platz mehr. Und die Lage wird schon bald sehr viel schlimmer werden. Es wird sehr interessant sein, das alles zu beobachten.«
»Wie töten Sie sie?«, fragte Pater Gregory. »Gehe ich recht in der Annahme, dass es etwas mit der Luftverschmutzung zu tun hat?«
»Vollkommen recht, Pater Gregory. Obwohl ich Sie vermutlich nicht mehr so nennen sollte, nachdem Sie Ihren Orden verlassen haben.« Der Vorsitzende stand auf und ging ans Fenster, obwohl man durch den Nebel, der ums Gebäude wirbelte und seinen eigenen Schwanz zu jagen schien, kaum etwas sehen konnte. Es zog ein Sturm auf. Er konnte gerade eben noch das Wasser im Hafenbecken sehen. Es war aufgewühlt und wurde zu wütenden Wellen hochgepeitscht.
»Es ist schon immer Smog von China herübergezogen«, fuhr er fort. »Und das Merkwürdige ist, dass die Leute es hingenommen haben. Kohlekraftwerke. Autoabgase. Sie haben immer akzeptiert, dass das der Preis ist, den sie für die Annehmlichkeiten des modernen Lebens zahlen müssen.«
»Und Sie haben es schlimmer gemacht?«
»Die Alten haben ein paar zusätzliche Chemikalien hinzugefügt – natürlich überaus giftige. Sie haben die Resultate gesehen. Die Alten und Schwachen hat es zuerst dahingerafft, aber allen anderen wird es genauso gehen, wenn sie der Luft noch länger ausgesetzt sind. Und das werden sie. Ein grässlicher Tod. Wir sind hier in ›The Nail‹ selbstverständlich sicher. Die Luft ist gefiltert. Wir dürfen nur nicht zu viel Zeit draußen verbringen.«
Pater Gregory presste die Finger zusammen. Sein krankes Auge war deutlich schlimmer geworden. Der Augapfel war jetzt vollkommen unbeweglich. Nur sein gutes Auge folgte dem Vorsitzenden. »Ich muss zugeben, dass ich enttäuscht bin«, sagte er. »Ich hatte mich schon darauf gefreut, die Alten zu treffen – sie tatsächlich zu sehen.«
»Die Alten haben Hongkong verlassen. Sie müssen Vorbereitungen für einen Krieg treffen, der bald ausbrechen wird. Sobald sie gehört haben, dass Matthew Freeman ergriffen worden ist, sind sie abgezogen.«
»Ich verstehe nicht, warum sie sich der Welt nicht zeigen«, bemerkte Pater Gregory. »Sie haben zwei der Torhüter. Jetzt kann sie doch nichts mehr aufhalten.«
»Das ist nicht ihre Art. Wenn die Alten die Welt wissen lassen würden, dass es sie gibt, würden sich die Menschen gegen sie verbünden. Das wäre kontraproduktiv. Wenn sie im Verborgenen bleiben, können sie die Menschheit sich selbst vernichten lassen. Das ist es, woran sie Freude haben.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Pater Gregory leckte sich die Lippen und in seinen Augen erschien ein hässliches Funkeln. »Ich möchte das Mädchen sehen«, sagte er. »Ich kann immer noch nicht fassen, dass es ihr gelungen ist, mir zu entkommen. Ich hatte Pläne…«
»Ja, das war wirklich Pech.« Der Vorsitzende nickte. »Nun, im Moment sind die beiden zusammen. Der Junge ist den ganzen Weg hierhergekommen, um sie zu finden, deshalb hielt ich es für amüsant, sie einen Tag lang zusammenzusperren.«
»Ist das ratsam?«
»Die beiden sind sehr sicher eingesperrt und niemand weiß, wo sie sind. Der Junge verfügt über gewisse Fähigkeiten, die ihn gefährlich machen. Aber das Mädchen…«
»Welche Kraft besitzt es?«
»Wie es aussieht, ist es leer ausgegangen. Ich fürchte, Scarlett Adams ist nicht die Superheldin, die wir erwartet haben.« Der Vorsitzende lächelte. »Sie verfügt über die Gabe, das Wetter vorherzusagen. Das ist alles. Sie kann sagen, ob es regnen wird oder die Sonne scheint. Und da sie nichts davon jemals wieder sehen wird, wird ihr das nicht helfen. Wir schicken sie heute Nacht fort, in ein anderes Land.«
»Können Sie sie nicht töten?«
»Es ist von entscheidender Bedeutung, dass beide Kinder am Leben bleiben. Unter Schmerzen, aber am Leben. Wir werden sie in verschiedenen Gefängnissen verschwinden lassen, Tausende Kilometer voneinander entfernt. Sie werden begrenzte Mengen Essen und Wasser bekommen, aber keinerlei Kontakt mit anderen Menschen haben. Die Alten haben befohlen, dass ich Matt blende, was ich tun werde, bevor Scarlett verlegt wird. Wir wollen, dass sie diese grausige Erfahrung mitnimmt. Sie wird vermutlich irgendwann verrückt werden, aber das soll eine ihrer letzten Erinnerungen sein.«
»Hervorragend. Da wäre ich gern dabei.«
»Das wird nicht möglich sein.«
Pater Gregory war
Weitere Kostenlose Bücher