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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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enttäuscht. Trotzdem sprach er weiter. »Was ist mit dem anderen Jungen?«, fragte er.
    »Jamie Tyler?« Der Vorsitzende stand immer noch am Fenster. »Er ist irgendwo in Hongkong. Wir haben ihn bisher nicht gefunden.«
    »Haben Sie denn nach ihm gesucht?«
    Der Vorsitzende blinzelte langsam. Tief unten kreuzten zwei Star-Fähren ihre Bahn und kämpften sich gegen den Sturm voran. Woher kam dieser Sturm? Er schien stärker zu werden. Es wunderte ihn, dass die Fähren noch verkehrten, und freute sich schon darauf, dass damit bald Schluss war. Es war immer ein Ärgernis für ihn gewesen, sie hin- und herfahren zu sehen.
    Ein Schiff wird dein Tod sein und es wird in Hongkong passieren.
    Das hatte ihm ein Wahrsager prophezeit. Aber nun würde es bald keine Schiffe mehr geben. Und auch kein Hongkong.
    »Jamie Tyler kann die Stadt nicht verlassen«, sagte er. »Es sei denn, dass er auf der Straße stirbt und ins Meer geworfen wird. Er ist keine Bedrohung für uns.«
    Wieder herrschte Schweigen.
    »Und jetzt, mein lieber Pater Gregory«, sagte der Vorsitzende, »ist es Zeit für Sie zu gehen.«
    »Ich bin wirklich etwas müde«, gab Pater Gregory zu.
    »Es war mir eine große Freude, Sie kennenzulernen. Aber nun lassen Sie mich Ihnen den Weg nach draußen zeigen…«
    Am Rahmen eines der Fenster war ein Griff, den der Vorsitzende jetzt hochzog. Das gesamte Fenster glitt zur Seite. Der Wind blies herein und brachte den Nebel mit. Papiere flatterten vom Schreibtisch. Der Gestank des Smogs verbreitete sich im Raum.
    Pater Gregory starrte ihn an. »Ich verstehe nicht…«, begann er.
    »Es ist ganz einfach«, sagte der Vorsitzende. »Sie haben es selbst erwähnt. Sie haben das Mädchen entkommen lassen. Es ist Ihnen entwischt. Sie haben doch sicher nicht erwartet, dass die Alten so etwas ungestraft lassen würden?«
    »Aber… ich habe sie doch gefunden!« Pater Gregory starrte das offene Fenster an. »Wäre ich nicht gewesen, hätten Sie nie gewusst, wer sie ist!«
    »Genau aus diesem Grund ist Ihnen ein leichter Tod gewährt worden.« Der Vorsitzende musste brüllen, um sich verständlich zu machen. »Bitte verschwenden Sie nicht noch mehr von meiner Zeit, Pater Gregory. Gehen Sie jetzt.«
    Pater Gregory starrte immer noch auf das offene Fenster und die draußen vorbeijagenden Wolken. Eine einzelne Träne rann aus seinem guten Auge. Aber er sah es ein. Der Vorsitzende hatte recht. Er hatte versagt.
    »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte er.
    »Ganz meinerseits, Pater Gregory.«
    Der alte Mann ging durchs Zimmer und trat aus dem Fenster. Der Vorsitzende wartete noch einen Moment und ließ es dann wieder hinter ihm zugleiten. Es war sehr angenehm, wieder im Warmen zu sein. Er wischte ein paar Regentropfen von seinem Jackett.
    Der Sturm wurde eindeutig schlimmer.
     
    Signal drei
     
    Der Tai-Shan-Tempel war den anderen Tempeln in Hongkong sehr ähnlich.
    Mit seinen drei durch kurze Gänge verbundenen Kammern war er vielleicht etwas größer, hatte aber dasselbe geschwungene Dach aus dunkelgrünen Fliesen und lag am Rand eines Parks hinter einer Mauer. Drinnen war er voller Rauch von dem an der Decke hängenden Weihrauchkessel und dem Ofen, in dem Papierbündel und Kleidungsstücke als Opfergaben für den Berg des Ostens verbrannt wurden. Es gab mehrere Altäre für die verschiedenen Gottheiten, die in Form von stehenden, sitzenden und knienden Statuen dargestellt waren – eine Unmenge von ihnen, in leuchtenden Farben und mit wildem Blick.
    Trotz des schlechten Wetters befanden sich etwa fünfzehn Personen in der Hauptkammer, verbeugten sich und murmelten leise ihre Gebete vor sich hin. Es waren Männer und Frauen verschiedenen Alters, die auf den ersten Blick genauso aussahen wie die Leute, die jeden Tag in den Tempel kamen. Sie hatten jedoch etwas an sich, was erahnen ließ, dass es ihnen nicht in erster Linie um Religion ging. Sie waren zu angespannt, zu wachsam. Sie ließen einen Eingang im hinteren Teil des Gebäudes nicht aus den Augen – eine niedrige Holztür mit einem eingeschnitzten fünfzackigen Stern.
    Die Gläubigen, die in Wirklichkeit etwas ganz anderes waren, hatten sehr einfache Anweisungen. Jedes Kind, das durch diese Tür kam, sollte ergriffen werden. Wenn es Widerstand leistete, durften sie es so schwer verletzen wie nötig, nur töten sollten sie es nach Möglichkeit nicht. Dasselbe galt für jeden jungen Menschen, der von der Straße hereinkam. Er musste aufgehalten werden, bevor er in die

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