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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Geschichte, die zehntausend Jahre vor meiner Geburt angefangen hatte.
    Wie ich das fand? Wie ich das jetzt noch finde?
    Ich hatte keine Wahl. Ich bin in diese Sache hineingeraten und werde sie durchziehen müssen bis zum bitteren Ende. Und ich glaube, das Ende wird sehr bitter. Die Mächte, mit denen wir es zu tun haben – die Alten und ihre Verbündeten auf der ganzen Welt –, sind einfach zu stark. Sie sind wie eine Seuche, die sich überallhin ausbreitet und alles tötet, was sie berührt. Ich habe gewisse Kräfte. Das weiß ich jetzt und ich habe vor Kurzem auch gelernt, sie einzusetzen. Aber ich bin erst fünfzehn – ich hatte hier in Nazca Geburtstag – und wenn ich an das denke, was von mir erwartet wird, habe ich Angst.
    Ich kann nicht weglaufen. Ich kann mich nirgendwo verstecken. Wenn ich mich dem Kampf nicht stelle, werden die Alten mich finden. Und dann töten sie mich langsamer und schmerzhafter, als die Zigaretten es gekonnt hätten. Nach meiner Verhaftung habe ich übrigens nie wieder geraucht. Das war aber nur eine der Veränderungen, die in mir vorgegangen sind. Ich glaube, ich habe meine Rolle mittlerweile akzeptiert. Ich muss dafür sorgen, am Leben zu bleiben. Aber das allein reicht nicht. Ich muss auch gewinnen.
    Wenigstens bin ich nicht mehr allein.
    Von Anfang an wusste ich, dass ich einer von fünf Torhütern war, alle in meinem Alter, und dass wir uns eines Tages treffen würden. Das wusste ich, weil ich die anderen in meinen Träumen gesehen hatte.
    Pedro war der Erste, dem ich im wirklichen Leben begegnete. Er hat keinen Nachnamen. Er hat ihn verloren, zusammen mit seinem Heim, seinem Besitz und seiner ganzen Familie, als das Dorf in Peru, in dem er lebte, von einer Flut weggerissen wurde. Da war er sechs Jahre alt. Seitdem hat er versucht, in den Slums von Lima zu überleben. Als ich ihn das erste Mal sah, bettelte er auf der Straße. Beim nächsten Mal war ich bewusstlos und er versuchte, mich auszurauben. Für ihn war das ganz normal. Er kannte kein Richtig oder Falsch – für ihn ging es nur darum, die nächste Mahlzeit zu finden. Er konnte nicht lesen und wusste nichts über die Welt außerhalb des Slums, in dem er lebte. Und natürlich sprach er fast kein Wort Englisch.
    Ich glaube, ich bin noch nie jemandem begegnet, der mir so fremd war wie er. Er hätte ebenso gut von einem anderen Planeten kommen können. Nicht nur, weil er – offen gestanden – fürchterlich gestunken hat. Er hatte sich wohl jahrelang nicht gewaschen oder gebadet und die Kleider, die er trug, hatten vor ihm schon mindestens zehn andere Leute getragen. Selbst nach allem, was ich durchgemacht hatte, war ich verglichen mit ihm reich. Zumindest war ich mit frischem Leitungswasser aufgewachsen und hatte nie gehungert.
    Wir waren fast von Anfang an Freunde. Dazu beigetragen hat vermutlich die Tatsache, dass Pedro mir das Leben gerettet hat, als der Polizeichef, ein Kerl namens Rodriguez, mich nur so zum Spaß zusammenschlug. Aber es war mehr als das. Man braucht sich nur zu überlegen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit war, dass wir einander begegnen würden – ich, aus einem Provinznest in England, und er, der Straßenjunge aus einer zigtausend Kilometer entfernten Stadt. Wir fanden einander, weil es so vorherbestimmt war. Wir sind zwei der Fünf.
    Pedro ist ein echter Inka: ein Nachfahre des ersten Volkes, das in Peru lebte. Aber er ist nicht nur irgendein Inka, sondern auch irgendwie mit Manco Capac verbunden, dem Sonnengott, den dieses Volk einst verehrte. Die Inka haben mir ein Bild von Manco auf einer Scheibe aus massivem Gold gezeigt und die beiden sehen absolut gleich aus. Ich bin nicht sicher, ob ich genau verstehe, was das zu bedeuten hat. Ist Pedro irgendein altertümlicher Gott? Und wenn ja, was bin dann ich?
    Wie ich hat auch Pedro besondere Kräfte. Er ist ein Heiler. Dass ich heute wieder herumlaufen kann, verdanke ich ihm. Wir wurden in der Wüste Nazca beide verletzt. Er hat sich das Bein gebrochen, aber ich wurde niedergestreckt und für tot liegen gelassen – und ich wäre auch tot, wenn er nicht zurückgekommen und die nächsten paar Wochen bei mir geblieben wäre. Man nennt es Radiästhesie, was vermutlich das schwierigste Wort ist, das ich kenne und das ich nur richtig schreiben kann, weil ich es im Wörterbuch nachgeschlagen habe. Es hat etwas mit der Übertragung von Energie zu tun. Im Prinzip bedeutet es aber nur, dass ich es ihm zu verdanken habe, dass ich wieder gesund geworden bin.

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