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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Tagebuch des Mönchs enthielt. Richard beobachtete, wie andere Leute ihre Laptops auspackten und ihre Gürtel ablegten, und ich konnte sehen, wie wütend er auf sich selbst war. »Der Tumi « , sagte er. »Ich wollte ihn noch in den Koffer packen. Damit lassen sie mich nie durch.«
    Der Tumi ist ein Opfermesser. Der Prinz des Inkastammes hat es Richard gegeben, kurz bevor wir Vilcabamba verließen. Ich konnte verstehen, dass Richard es bei sich haben wollte. Es bestand aus massivem Gold, in den Griff waren Halbedelsteine eingearbeitet und es war vermutlich ein kleines Vermögen wert. Aber es im Handgepäck zu haben war ein Fehler. Richard konnte versuchen zu argumentieren, dass der Tumi eine Antiquität war, aber da die Fluggesellschaften einem nicht einmal erlaubten, einen Teelöffel mit an Bord zu bringen, sofern er nicht aus Plastik war, würden sie auf keinen Fall gestatten, dass er das Messer mitnahm.
    Es war zu spät, etwas zu unternehmen. Hinter uns war eine lange Schlange und wir hätten nicht umkehren können. Richard ließ den Rucksack auf das Laufband fallen und verzog das Gesicht, als er im Röntgengerät verschwand. Vielleicht hoffte er, dass die Sicherheitsleute im richtigen Moment wegschauten und es nicht bemerkten. Aber das klappte nicht. Der Rucksack kam wieder heraus und eine streng aussehende Frau in einer kurzärmligen Uniformbluse griff danach.
    »Ist das Ihrer?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Würden Sie den bitte öffnen?«
    »Ich kann das erklären…«, begann Richard.
    »Öffnen, bitte.«
    Der Tumi lag obenauf. Ich konnte das goldene Abbild des Inkagottes auf dem Griff deutlich erkennen. Die Frau durchstöberte mit ihren Latexhandschuhen Richards Klamotten. Sie nahm das Tagebuch kurz hoch und legte es wieder hin. Sie sah sich das Vergrößerungsglas genau an, das Richard in Miami gekauft hatte, um die Handschrift des Mönchs zu entziffern. Aber den Tumi schien sie überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie schloss den Rucksack.
    »Danke«, sagte sie.
    Richard sah mich an. Keiner von uns sagte etwas. Wir schnappten uns nur unsere Sachen und eilten voran.
    Der Tumi hat noch einen zweiten Namen. Er ist auch als »unsichtbare Klinge« bekannt. Als der Inkaprinz Richard das Messer gab, sagte er ihm, dass es niemals jemand finden würde, er es also jederzeit mit sich herumtragen könnte. Er warnte Richard jedoch auch, dass er eines Tages bedauern würde, dass er es besaß – was etwas ist, woran wir beide lieber nicht denken wollen.
    Was wir gerade gesehen hatten, war ein schönes Beispiel uralter Magie – mitten auf einem modernen internationalen Flughafen.
     
    Montagabend.
    Wir sind pünktlich gestartet. Auf dem Platz neben mir hat sich Jamie sofort die Kopfhörer aufgesetzt und begonnen, einen Film zu sehen. Auf der anderen Seite des Ganges saß Richard mit dem spanischen Wörterbuch und versuchte, das Tagebuch zu übersetzen.
    Ich selbst bin bereits kurz nach dem Abflug eingeschlafen.
    Und sofort war ich wieder da. Ich hatte unbedingt in die Traumwelt zurückkehren wollen, seit ich den Pfad an der Flanke des Hügels entdeckt hatte. War es wirklich denkbar, dass es hier einmal eine Form von Zivilisation gegeben hatte? Lebte hier vielleicht immer noch jemand? Die Traumwelt war eine Art Zwischenreich und verband unsere Welt mit der, die Jamie besucht und in der er vor zehntausend Jahren gekämpft hatte. Sie war dazu da, uns zu helfen. Je mehr wir über sie wussten, desto besser würden wir vorbereitet sein.
    Ich war genau dort gelandet, wo ich hinwollte, auf halbem Weg nach oben zur Spitze des Hügels. Aber so funktionierte die Traumwelt. Bei jedem Einschlafen war ich wieder genau da, wo ich beim letzten Mal aufgewacht war. Wenn ich zum Beispiel direkt vor dem Aufwachen einen Stein in die Luft werfen würde, könnte ich ihn sofort nach dem nächsten Einschlafen wieder auffangen. Ich trug auch dieselben Kleider wie im Flugzeug. Auch das funktionierte ebenso.
    Der Hügel wurde steiler und statt des Pfades kamen jetzt Stufen. Sie waren eindeutig von Menschen gemacht. Je weiter ich hinaufstieg, desto akkurater wurden sie, und als ich schließlich die Hügelkuppe erreichte, stand ich auf einer viereckigen Plattform mit einer Art Muster, das aussah wie arabische Buchstaben. Für mich ergaben sie keinen Sinn, aber dann hob ich den Kopf, und was ich sah, war so erstaunlich, dass es mich wunderte, dass ich nicht sofort aufwachte.
    Ich sah eine Stadt, die sich in alle Richtungen ausbreitete, so weit das Auge

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