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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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verstummte. »Hat das mit dem zu tun, was in der Kirche passiert ist?«
    »Das weiß ich nicht, Aidan«, sagte Scarlett. All ihre Ängste waren gerade bestätigt worden. Sie wusste jedoch nicht, ob sie sich jetzt besser oder schlechter fühlen sollte. Sie sah sich um. »Und wo ist dieser geheimnisvolle Chinese? Sollen wir ihn hier treffen?«
    »Nein. Er wartet um die Ecke in einem Restaurant. Es heißt Der Garten des Glücks und liegt in der Wardour Street, nur fünf Minuten von hier.«
    »Und warum sind wir dann hier?«
    »Das war meine Idee. Ich wollte dir sagen, was Sache ist, aber am Telefon ging das nicht, falls wirklich jemand mithört. Tut mir leid, Scar, ich wollte dich nicht anlügen, aber dieser Typ hat sich angehört, als würde er es ernst meinen. Und wir haben doch erst vorgestern dieses Auto am Park gesehen.« Aidan holte Luft. »Du musst da nicht hingehen«, sagte er. »Vielleicht solltest du es lieber nicht tun.«
    »Wieso nicht?«
    »Vielleicht solltest du zur Polizei gehen.«
    Scarlett musste zugeben, dass das keine schlechte Idee war. Eines wusste schließlich jeder – wenn ein fremder Erwachsener einen Jungen vor der Schule ansprach, war es Zeit, die Notrufnummer zu wählen. Aber sie hatte sich bereits entschieden. Wenn sie nicht in dieses Restaurant ginge, würde sie nie herausfinden, wer der Mann war oder was er wollte.
    » Der Garten des Glücks « , murmelte sie. »Was soll denn das für ein Name sein?«
    »Es ist ein chinesisches Restaurant«, erklärte Aidan.
    »Ach so, klar.« Scarlett nickte. »Das hätte ich mir denken können.« Sie überlegte kurz. »Hat er sonst noch was gesagt?«
    »Ja. Er hat gesagt, dass ihr euch schon mal begegnet seid. In Dulwich Grove, vor zwei Jahren. Damit muss er einen Unfall meinen…«
    Hätte Scarlett noch Zweifel gehabt, wäre die Entscheidung jetzt gefallen. Der Mann, der sie gerettet hatte und so schnell verschwunden war, dass sie ihm nicht hatte danken können, war Chinese gewesen. Es musste dieselbe Person sein. Aber wieso tauchte er jetzt wieder in ihrem Leben auf?
    »Um welche Zeit soll ich da sein?«, fragte sie.
    »Um halb zwei.«
    Sie sah auf ihre Uhr. Es war kurz nach eins. »Wir werden zu früh kommen.«
    »Also gehst du?«
    »Ich muss, Aidan. Ich glaube kaum, dass mir mitten in einem chinesischen Restaurant etwas passieren kann. Außerdem bist du ja bei mir.« Sie zögerte. »Bist du doch, oder?«
    »Logisch.« Aidan nickte. »Ich lass dich doch nicht allein. Außerdem will ich schließlich auch wissen, worum es bei alldem geht.«
    Sie verließen das Kino und tauchten in der Menschenmenge auf dem Leicester Square unter. Es war unwahrscheinlich, dass ihnen jemand von Dulwich bis in die Stadt gefolgt war, aber Scarlett wollte kein Risiko eingehen. Sie bogen in eine Gasse ein, die in das Viertel führte, in dem sich chinesische Restaurants und Supermärkte aneinanderreihten. Sie überquerten die Shaftesbury Avenue und steuerten die Adresse an, die Aidan bekommen hatte.
    Es war ein erstaunlich warmer Tag. Jetzt um die Mittagszeit waren viele Leute unterwegs. Der Duft von gebratenen Nudeln hing in der Luft.
    Die Explosion ereignete sich, als sie gerade in die Wardour Street einbiegen wollten. Sie hörten sie nicht nur. Sie fühlten sie auch. Das Pflaster bebte unter ihren Füßen und eine Druckwelle warmer Luft gleich darauf traf sie und brachte eine Ladung Staub und Ruß mit. Wären sie nur zehn Sekunden früher um die Ecke gebogen, hätten sie die volle Wucht der Explosion abbekommen. Eine Bombe war explodiert. Eine große. Irgendwo in der Nähe.
    »Nicht…«, begann Aidan.
    Es kam zu spät. Scarlett war bereits um die Ecke gerannt.
    Ein Bild des Grauens erwartete sie. Etwa in der Mitte der Straße war ein Gebäude in Stücke gerissen worden. Es sah aus, als hätte jemand mit einer riesigen Faust hineingeschlagen. Überall auf dem Bürgersteig lagen Glas und Schutt, aus dem zerborstenen Mauerwerk züngelten Flammen. Im Augenblick der Explosion musste ein Taxi vorbeigefahren sein. All seine Fenster waren zerbrochen und der Fahrer war herausgetaumelt, blind und mit blutüberströmtem Gesicht. Ganz in der Nähe stand eine Frau, die nicht aufhörte zu kreischen. Ihre Kleidung war zerfetzt und blutbespritzt und sie war übersät mit Glassplittern. Trotz der Rauchschwaden erkannte Scarlett mehrere Menschen, die bewegungslos dalagen und von denen manche nur noch ein paar Fetzen am Leib hatten. Bilder wie diese hatte sie im Fernsehen gesehen, aus Bagdad

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