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Hoellenpforte

Hoellenpforte

Titel: Hoellenpforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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gewöhnlich wurden sie von Karl gefahren. Wenigstens wollte er sie nicht auf den Gipfel begleiten. Mrs Cheng kaufte zwei Fahrkarten und sie und Scarlett stiegen in die Bahn.
    Die Haltestelle sah ziemlich modern aus, aber die Bahn war schon über hundert Jahre alt. In sie einzusteigen war wie eine Zeitreise. Sie ließen sich auf die polierten Holzsitze fallen und einen Moment später setzte sich die Bahn ohne Vorwarnung in Bewegung und rumpelte durch die dichte Vegetation. Auf der Fahrt nach oben konnte Scarlett gelegentlich einen Blick auf die Stadt erhaschen, die immer kleiner wurde. Mit ihnen in der Bahn saßen ungefähr zwanzig Touristen, von denen einige kleine Kinder dabeihatten, die lachten und aufgeregt nach draußen zeigten. Scarlett beobachtete sie und wünschte, sie könnte eines dieser Kinder sein – Teil einer normalen Familie auf einem Ausflug. Zwischen ihnen lagen nur wenige Plätze, aber sie hätten genauso gut in einer anderen Welt leben können. Hatten diese Leute wirklich keine Ahnung, was in Hongkong vorging? War sie die Einzige, die das allgegenwärtige Böse spürte?
    Wir werden warten.
    Sie versuchte, sich auf das vorzubereiten, was vor ihr lag. Wer würde da sein und warum hatten sie ausgerechnet den Peak als Treffpunkt gewählt? Vielleicht weil er außerhalb der Stadt lag, weit weg von allen Gebäuden. Auf dem Gipfel würde es keine Menschenmengen und keine Überwachungskameras geben. Es war einer der wenigen Orte mit etwas Freiraum zum Atmen.
    Die Bahn hielt und die Fahrgäste strömten direkt in den Komplex, der offenbar extra errichtet worden war, um möglichst vielen Touristen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Von draußen sah er aus wie ein bizarrer Aussichtsturm, der gut in eine Folge von Star Wars gepasst hätte. Drinnen gab es eine Unmenge von Geschäften und Restaurants, ein Wachsfigurenkabinett und eine Freakshow, deren Schilder die Besucher dazu einluden, »einzutreten und den dicksten Mann der Welt zu bestaunen«. Scarlett konnte das Gebäude nicht schnell genug verlassen.
    »Gehen wir ein Stück spazieren«, schlug sie vor, wobei sie sich bemühte, so unschuldig wie möglich zu klingen.
    Mrs Cheng war nicht begeistert. Sie war mit einem kurzen grauen Rock, schwarzen Strümpfen und Schuhen mit hohen Absätzen nicht für eine Wanderung angezogen. »Aber nicht so weit…«, murmelte sie.
    Es war recht kühl, als die beiden einen Abhang hinuntergingen, vorbei an einem Mann, der Laub harkte. Scarlett wusste genau, wonach sie suchte. Nach dem Wanderweg, der von der Lugard Road abzweigte. Das hatte auf dem Zettel gestanden, den sie von der Wahrsagerin bekommen hatte. Sie entdeckte das Hinweisschild fast sofort. Ohne auf Mrs Cheng zu warten, marschierte sie darauf zu.
    Der Wanderweg war fast fünf Kilometer lang, auf ganzer Länge asphaltiert und führte einmal um den Berg herum. Auf einer Seite des Weges war der Berg mit seinen exotischen Bäumen und Büschen, auf der anderen ein eisernes Geländer, damit niemand abstürzte. Es waren kaum Leute unterwegs. Anscheinend hatten sie dem Wetterumschwung nicht getraut und die anderen Touristen, die mit ihnen in der Bahn gesessen hatten, waren im Gebäude geblieben. Es dauerte nicht lange, bis Scarlett und Mrs Cheng ganz allein waren.
    Es herrschte eine merkwürdige Atmosphäre auf dem Peak. Der Nebel war zurückgekommen und verschluckte das Sonnenlicht. Alles wirkte verschwommen, dunkles Grün und blasses Weiß. Im Unterholz flöteten, zwitscherten und raschelten Vögel, doch zu sehen war keiner. Auf dem Weg war der Nebel so dicht, dass die Sichtweite nicht einmal zwanzig Meter betrug. Während Scarlett immer weiter ging, schoss ihr der verrückte Gedanke durch den Kopf, in der Zeit zurückgereist zu sein und jetzt in einer asiatischen Version von Jurassic Park zu stecken, in der jeden Moment ein Dinosaurier um die Ecke kommen konnte.
    Aber dann erreichte sie einen Aussichtspunkt, an dem die Vegetation zurückgeschnitten worden war, und Hongkong breitete sich vor ihr aus. Die vielen Wolkenkratzer, die sich beiderseits des Wassers zusammendrängten, waren ein unglaublicher Anblick. Es waren Hunderte in jeder Form und Größe, die durch die Entfernung klein und unbedeutend wirkten, in denen jedoch Tausende, vielleicht sogar Millionen von Menschen steckten.
    Mrs Cheng stapfte wortlos hinter ihr her. Sie machte ein missmutiges Gesicht, ihre Hände – die sie zu Fäusten geballt hatte, hingen an ihren Seiten herab. Scarlett musste

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