Hoellenprinz
bereut.« Der Hauch eines falschen Lächelns flog über sein Gesicht. »Hast du das Material?«
»Ja.« Lukas kramte den Stick aus seiner Jeanstasche und gab ihn dem Hageren. »
Gutes dabei?«
»Klar, wie immer.« Lukas wich dem Blick aus, damit sein Gegenüber ihm die Lüge nicht ansehen konnte. Sein Herz pochte, er schwitzte. »Du bist ein schlechter Lügner« hatte Daniel immer gesagt, weil er ihm seine Nervosität jedes Mal sofort angesehen hatte. Lukas atmete tief ein und aus.
»Okay, warâs das?«
Der Hagere lieà den Stick immer von der einen in die andere Hand gleiten, betrachtete Lukas und antwortete nicht. Stattdessen fragte er:
»Was ist mit deinem Freund passiert?«
Lukas zuckte mit den Schultern, aber der Hagere fixierte ihn weiter.
»Mehr hast du nicht zu sagen, auÃer mit den Schultern zu zucken? Das glaub ich dir nicht, Freundchen. Haben die Mädchen vielleicht die Kameras entdeckt und kurzen Prozess gemacht?«
Obwohl Lukas selbst der Gedanke schon gekommen war, antwortete er: »Nein, glaub ich nicht. Die Mädchen verhalten sich ganz normal und die Kameras sind schlieÃlich auch noch an ihrem Platz. Hätten sie es gemerkt, hätten sie die Dinger doch runtergenommen, oder?« Lukas fand das Argument selbst nicht besonders schlagkräftig, denn sie würden sich natürlich so lange unauffällig verhalten, bis sie ihn auch getötet hätten, falls sie hinter Daniels Tod steckten. Aber das sagte er nicht.
Der Hagere trat noch dichter an ihn heran.
»Bist du es gewesen?« Die Frage wirkte wie eine Ohrfeige. »Hattet ihr Streit?« Er hatte Mundgeruch und Lukas musste seine ganze Kraft aufbringen, nicht nach hinten auszuweichen.
»Nein! Daniel und ich hatten nie Streit!« Lukas schluckte den Kloà herunter, der sich in seinem Hals bildete. » Hören Sie, ich habe echt keine Ahnung, wer Daniel umgebracht hat. Ich habe Ihnen die Ware gebracht und jetzt will ich gehen.«
»Eins noch: Du erinnerst dich an unser kleines Gespräch von neulich?«
»Ja.« Wie könnte er das vergessen? Nur deshalb war er hier.
»Ein Fehler und ich lasse das Bömbchen bei deinem alten Herrn platzen, verstanden?«
Lukas empfand nur noch Ekel. Er musste weg hier, schnell, aber eine Frage wollte er doch noch loswerden:
»Wenn ich Ihnen das Geld zurückzahle, kann ich dann aussteigen?«
Der Hagere lächelte, als hätte er die Frage erwartet. »Wenn du es verdoppelst.«
»Verdoppeln? Warum?«
»So halt.«
Lukas stockte der Atem. Der Hagere hatte Daniel und ihm 3 000 Euro im Voraus gezahlt, mit der Option, dass sie zwei Monate lang alle zwei Wochen erotische Filme mit Sophie und Luna lieferten. Von dem Geld hatten sie sich ihre Tickets nach Australien, gute Rucksäcke und ein Zelt gekauft. Natürlich hatten sie den Plan, vor Ablauf des Deals längst am anderen Ende der Welt zu sitzen und endlich ihr Leben zu leben. Verdammte ScheiÃe! Wie sollte er jetzt 6 000 Euro aufbringen? Bei der Vorstellung, ihm die zwei noch fälligen Filme liefern zu müssen, empfand er entsetzliche Abscheu.
»Ich überlegâs mir«, sagte Lukas.
»Tu das und vergiss nicht: Ich lass dich nicht aus den Augen!«
Mit diesen Worten drehte sich der Hagere um und verschwand wieder im finsteren Teil des Platzes. Seine Umrisse waren noch eine Weile zu sehen, bis er schlieÃlich über die Mauer eines Privatgrundstücks kletterte und abtauchte.
Lukas setzte sich sofort ins Auto und raste los, viel zu schnell. Er hatte erst seit zwei Monaten seinen Führerschein und durfte gar nicht ohne die Begleitung seiner Eltern fahren. Wenn man ihn erwischte, wäre die Hölle los. Egal. Er hatte jetzt andere Sorgen. Er musste nach Hause und schauen, wie er zu Geld kam. Sein Vater würde den Betrag noch nicht einmal spüren. Aber Lukas wurde extrem kurz gehalten. Seitdem er in der Schule schlecht geworden war, hatte er nicht einen Cent Taschengeld mehr bekommen. Nichts! Nada! Niente! Dann musste er eben den Marmornippes und Schmuck seiner Mutter zu Geld machen.
11
E la schwitzte und riss die Decke von sich. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie sich seit zwei Stunden schlaflos im Bett herumwälzte.
Den Abend hatte sie damit zugebracht, im Internet nach weiteren Methoden zu suchen, mit denen sie an ihre Erinnerungen herankommen könnte. Häufig hatte sie lesen müssen, dass die
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