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Hoellenprinz

Hoellenprinz

Titel: Hoellenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Kavka
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Gedanken hören, ihre Zweifel über die Größe ihres Busens, vor allem im Verhältnis zu ihrem Po. Sophie hatte ihnen in ihrer extrovertierten Art schon oft ihre Komplexe unter der Dusche nach dem Volleyball mitgeteilt, ausführlich. Aber wieso nahm sie sich dabei auf und wie kam diese Aufnahmen in Daniels Truhe? Jetzt war ein Schnitt und eine neue Szene fing an. Ela traf der Schlag. Instinktiv ging sie mit dem Kopf näher an den Bildschirm heran. Was sie da sah, glaubte sie einfach nicht. Sophie lag mit dem Baumann auf dem Bett und knutschte. Er fasste ihr unter das T-Shirt, streichelte ihre Brüste, sie küssten sich, leidenschaftlich, ihre Hand wanderte zwischen … Nein! Das konnte nicht wahr sein! Sophie hatte eine Affäre mit ihrem Ethiklehrer. Wie krass war das denn?
    Ela konnte sich das nicht länger ansehen und spulte vor. Danach kam Luna, ebenfalls vor dem Spiegel, ähnlich posierend wie Sophie. Diese Spiegelbetrachtung schien eine beliebte Beschäftigung bei Mädchen zu sein, auch für solche, die eigentlich absolut gar keine Komplexe haben dürften, wie Luna. Sie war definitiv das schönste Mädchen, das Ela je gesehen hatte. Und trotzdem: Auch Luna stand vor ihrem Spiegel und betrachtete unzufrieden ihre perfekten Rundungen. Da! Genauso diese Haltung hatte Luna auf dem Foto! Ela drückte auf Pause und verglich das Foto mit der Einstellung auf dem Monitor. Kein Zweifel. Dieses Bild war entstanden, als sich der kurzhaarige Mensch den Film angeschaut hatte, den Ela gerade sah. Sie drückte wieder auf Play. In der nächsten Szene lag Luna auf ihrem Bett und bewegte sich. Ela konnte nicht erkennen, was sie da tat. Gymnastik? Plötzlich lief es ihr eiskalt den Rücken runter. Luna befriedigte sich selbst! Wie paralysiert blickte Ela auf den Bildschirm. Scham und Entsetzen lähmten sie für einen Moment. Dann zitterte sie so sehr, dass sie eine Weile brauchte, bis sie mit der Maus den richtigen Button zum Vorspulen getroffen hatte. Sie hatte Angst vor dem, was jetzt noch kommen würde, aber sie musste es wissen, alles! An dem unteren Balken sah sie, dass der Film so gut wie zu Ende war. Im letzten Bild saß Luna auf dem Bettrand, angezogen, was Ela zunächst aufatmen ließ. »Hallo«, sagte sie in den Telefonhörer. »Hier spricht Luna Pires. Ist da Dr. Mertens?«
    Nach einer kurzen Pause, in der der Mensch am anderen Ende anscheinend seinen Namen bestätigt hatte, sprach Luna weiter: »Ah gut. Also, ich habe eine Frage. Ähm… habe ein Problem.« Sie stockte und wickelte eine Haarsträhne um ihren Zeigefinger, hektisch, bis zum Haaransatz und wieder zurück. »Ich bin schwanger und darf das nicht haben. Bin ich bei Ihnen richtig?«
    Luna hörte der Stimme am anderen Ende zu, Ela atmete nicht mehr.
    Â»Ja, danke … gut … danke … Ja, ich bringe alles mit. Morgen… Ja, verstanden… Auf Wiedersehen.«
    Luna legte auf und der Film war zu Ende.
    Ela glotzte fassungslos auf den nun schwarzen Bildschirm. Luna war schwanger und hatte anscheinend abgetrieben. Was für eine Katastrophe! Diese Information hätte in ihrer erzkatholischen Heimat die Wirkung einer Bombe. Das wusste Ela. Luna hatte ihr oft von Puerto Rico erzählt, von ihrer Familie, der Armut und der großen Verantwortung, die auf ihr lastete. Und wie katholisch sie alle waren. Sex vor der Ehe war ein absolutes Tabu.
    Wieder hatte Ela das Gefühl, einzig und allein aus Unmengen an Fragen zu bestehen. Wer? Was? Warum? Wann? Wo? Wer?
    Wer war der Vater von Lunas Baby? Hatte sie es tatsächlich abgetrieben? Jungs umschwärmten sie natürlich wie Motten das Licht, aber Ela hatte Luna nie mit einem Jungen zusammen gesehen und auch erzählt hatte sie nie von einem.
    Und vor allem: Was hatte das alles mit Daniel zu tun? Ela konnte für den Rest der Nacht kein Auge mehr zutun. Es quälte sie in erster Linie die Frage, ob sie mit ihrem Fund zur Polizei gehen sollte. Einerseits hatte sie das Bedürfnis, ihn Frau Volkmann zu zeigen, andererseits würde sie gerne als Allererstes zu Sophie und Luna gehen. Wäre Ela so auf einem Foto oder in einem Film zu sehen, fände sie es auf jeden Fall besser, wenn sie erst Bescheid wüsste, bevor jemand damit zur Polizei rannte.
    Gegen halb acht hörte Ela ihre Mutter die Treppe barfuß runtertapsen und gleich darauf das Geräusch der Kaffeemaschine. In ein paar Minuten würde

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