Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
fragen?«, wollte er vorsichtig wissen.
»Klar, was
gibt es denn?«
»Ich …, aber
versteh mich bitte nicht gleich wieder falsch, wenn ich dich das frage …, ich …, äh …, mich
interessiert einfach, ob mich mein Eindruck täuscht.«
Wesseling
hob seine Bierflasche, prostete Heppner zu, trank einen Schluck und legte die Stirn
in Falten.
»Was für
einen Eindruck meinst du denn, Olli?«
Oliver Heppner
schluckte.
»Na ja,
die Steffi war immerhin deine Freundin. Und ich hatte immer das Gefühl, dass diese
Sache mit euch was Ernsteres ist.«
Er griff
nervös zu seiner Bierflasche, setzte sie an und nahm einen großen Schluck.
»Und?«
»Und da
hätte ich einfach gedacht, dass es dir irgendwie etwas mehr ausmachen würde, wenn
sie umgebracht wird.«
Er atmete
erleichtert aus.
»So, nun
ist es raus. Und wenn du jetzt sauer auf mich bist, kann ich es auch nicht ändern.«
Wesseling
sah seinem Mitarbeiter lange ins Gesicht, was dessen Nervosität noch mehr steigerte.
»Ich bin
nicht sauer auf dich, Olli. Ich habe schon damit gerechnet, dass du mich danach
fragen würdest.«
»Puh, da
bin ich aber froh.«
»Ja, und
die Antwort auf deine Frage ist eigentlich auch ganz einfach. Steffi und ich hatten
eine echt geile Zeit, echt geil war die, aber die letzten Monate war da verdammt
viel Krampf dabei. Du hast ja selbst mitbekommen, wie selten sie bei mir aufgekreuzt
ist, und ich kann dir sagen, dass ich auch nicht mehr so viel Lust auf sie hatte.«
Er lehnte
sich zurück und verschränkte seine muskulösen Arme hinter dem Kopf.
»Natürlich
ist es kacke, dass sie tot ist, und ich würde mir auch wünschen, dass mich das mehr
anmacht, aber ich kann es nicht ändern, dass es nicht so ist. Ehrlich gesagt, nervt
mich am meisten, dass ihr echt geiler Umsatz jetzt wegfällt. Und, dass wir ein neues
Mädchen finden müssen, das in der Wohnung Geschäfte macht.«
»Und ich
dachte immer, du würdest sie lieben.«
»Lieben?«,
lachte Wesseling laut auf. »Nun komm mal wieder runter, Alter. Sie war eine Nutte.«
»Und Nutten
kann man nicht lieben?«
»Ich weiß
ja nicht, wie du das siehst, ich kann es jedenfalls nicht. Man kann mit ihnen eine
geile Zeit haben, klar, aber Liebe? Das ist schon ein verdammt großes Wort dafür.«
»Hmm«, machte
Heppner.
»Was soll
jetzt dieses hmm ?«
»Ach, nichts.
Ich hab es halt einfach anders gesehen. Hab mich wohl getäuscht.«
»Das kann
sein«, erwiderte Wesseling. »Allerdings musst du nicht glauben, dass ich nicht gemerkt
habe, dass du in sie verschossen warst; und das schon eine ziemlich lange Zeit.«
Heppner
lief puterrot an.
»Ach, du
lieber Gott, wie kommst du denn darauf? Jetzt fängst du aber das Spinnen an, Maik.«
Der Mann
mit der Jeansjacke winkte großmütig ab.
»Musst es
nicht zugeben, ich weiß es trotzdem. Und es macht mir, offen gestanden, nicht die
Bohne aus. Ich weiß es, du weißt es, und dabei können wir es belassen.«
Er nahm
einen weiteren Schluck aus der Bierflasche.
»Aber ich
kann dir sagen, dass die Steffi nie auf dich stand, sorry. Sie hat mir mal erzählt,
dass sie so einen wie dich früher gerne zum Bruder gehabt hätte, aber das war auch
schon alles.«
Wenn die
Worte seinem Mitarbeiter etwas ausmachten, so ließ der es sich zumindest nicht anmerken.
»Tja«, erwiderte
er stattdessen, »Bruder ist doch immerhin schon mal was, oder?«
»Ja, das
stimmt. Und oft ist das Dasein als Bruder viel nervenschonender als diese ganzen
Beziehungskisten.«
»Wenn du
es sagst.«
Damit warf
Heppner einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr, der Wesseling jedoch nicht
verborgen blieb.
»Hast du
noch was vor?«
»Ja, ich
würde gerne noch mal nach den Mädchen sehen.«
»Aber die
arbeiten heute doch nicht; das hast du selbst mit ihnen ausbaldowert.«
»Ich weiß,
aber irgendwie bin ich ziemlich unruhig. Lass mich einfach mal nach dem Rechten
sehen.«
»Du erinnerst
dich schon daran, dass da draußen jeder dämliche Bulle nach dir sucht?«
»Klar, aber
es liegt doch alles hier im Viertel. Einmal einen Blick in die Wohnung geworfen
und fertig. Den Bullen gehe ich dabei einfach aus dem Weg. Außerdem wird es bald
stockdunkel sein da draußen.«
»Wie du
willst. Wenn sie dich kriegen, und du zwitscherst ihnen, wo sie mich finden, sind
wir allerdings die längste Zeit Freunde gewesen. Klar?«
»He, du
spinnst wohl!«, empörte sich Heppner. »Das würde ich doch nie machen. Und außerdem
erwischt mich niemand.«
Damit stand
er auf, trank sein
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