Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
dir
blüht, wenn das schiefgeht, gar nicht zu reden. Aber ich hätte es auch nicht übers
Herz gebracht, dich nicht zu informieren.«
»Wenn du
mir erzählst, von welcher Sache genau du sprichst, kann ich dir vielleicht mit meiner
unfassbaren Weisheit und Lebenserfahrung weiterhelfen.«
Wieder eine
kurze Pause.
»Wir haben
zwei Tote. Und für mich sieht die Sache höllisch nach einer Neuauflage des Anschlags
auf Zeislinger und seine Gespielin aus.«
»Ach du
große Scheiße! Wieder eine Prostituierte und ihr Freier?«
»Nein, diesmal
sind es zwei Kerle. Und einer davon ist Olli Heppner.«
Lenz hatte keine Sekunde überlegen
müssen, ob er zu dem von Hain beschriebenen Tatort fahren sollte oder nicht. Nun
stand er neben dem Taxi, das ihn gebracht hatte, und sah auf die andere Straßenseite,
wo vier Streifenwagen, zwei Einsatzwagen der Kripo, zwei Notarztwagen, deren Besatzungen
am Einladen waren, und zwei Leichenwagen parkten. Rechts und links neben der Haustür
standen innerhalb einer mit rot-weißem Trassierband abgetrennten Fläche zwei Uniformierte,
die von den unvermeidlichen Gaffern außerhalb der Schutzzone eingerahmt wurden.
Er wartete, bis das Taxi abgefahren war, nahm die Krücken fester in die Hände und
schwang sich vorwärts.
»Guten Morgen,
Kollegen«, begrüßte er die Schutzpolizisten, die das Flatterband anhoben und seinen
Gruß höflich erwiderten.
»Kann ich …?«, wollte
er eine Frage stellen, brach jedoch ab, als gleichzeitig eine blau gekleidete Frau
im Flur sichtbar wurde, die direkt auf ihn zukam.
»Morgen,
Frau Ritter!«, rief er ihr schon durch die geschlossene Tür zu.
»Hallo,
Herr Hauptkommissar«, erwiderte sie ebenso freudig, nachdem sie den gläsernen Türflügel
geöffnet hatte. »Ihr Kollege Hain hat mich gebeten, Sie hier abzuholen.«
»Danke,
das ist nett.«
»Aber wir
müssen sofort los«, raunte die junge Polizistin ihm leise zu, »weil es sein kann,
dass schon sehr bald ein paar der BKA-Eliteermittler hier eintreffen.«
»Dann lassen
Sie uns am besten keine Zeit verlieren«, erwiderte Lenz und hickelte auf die Fahrstuhltüren
zu.
»Den können
wir leider nicht benutzen«, stellte sie bedauernd fest, »weil die Spurensicherung
damit beschäftigt ist.«
Trotz dieses
Handicaps hatten die beiden keine zwei Minuten später den dritten Stock erreicht,
wo Thilo Hain, dessen dicke Beule am Kopf nicht zu übersehen war, und Rolf-Werner
Gecks vor einer offenen Wohnungstür auf sie warteten.
»Wir haben
höchstens zehn Minuten, Paul«, verzichtete der Oberkommissar auf jegliche Begrüßung
oder Einführung.
»Die beiden
wurden vor knapp zwei Stunden vom Lebensgefährten des Wohnungsinhabers aufgefunden,
der ein Stockwerk drunter wohnt. Zu diesem Zeitpunkt waren beide jedoch längst tot.«
»Ist der
Doc schon da?«, wollte Lenz wissen.
»Ist drin«,
erwiderte Rolf-Werner Gecks, »hat sich aber noch nicht geäußert.«
»Können
wir rein?«
»Keine Ahnung«,
antwortete Hain mit einem Schulterzucken und bewegte sich Richtung Wohnungseingangstür.
»Eben wollte er noch seine Ruhe haben. Aber warte, ich sehe mal nach.«
Damit verschwand
er aus dem Sichtfeld seiner Kollegen.
»Das hätte
ich mir denken können, dass du hier auftauchen würdest«, ertönte eine Stimme aus
dem Hintergrund, die allen Anwesenden gut vertraut war.
»Stimmt,
Heini«, gab Lenz zurück, während er sich etwas unbeholfen um die eigene Achse drehte.
»Ich habe im Gegensatz dazu überhaupt nicht damit gerechnet, dich hier anzutreffen.«
»Was sollten
die Jungs denn ohne mich machen? Irgendwer muss ihnen doch den Marsch blasen, wenn
sie mal wieder dabei sind, sämtliche Spuren mit Füßen zu treten.«
»Du bist
im Fahrstuhl beschäftigt?«
Kostkamp
nickte.
»Das scheint
heute mein Karma zu sein, mich mit Fahrstühlen zu beschäftigen.«
»Schon was
gefunden?«
»Jede Menge,
wie nicht anders zu erwarten war. Nur leider gibt es hier keine Blutspuren an den
Türen wie bei der anderen Sache.«
»Der Doc
sagt, wir können uns kurz in der Wohnung umsehen«, verkündete Hain, der wieder in
den Hausflur getreten war. »Also lasst uns reingehen.«
Mit schnellen,
geschickten Bewegungen zog er einen himmelblauen Füßling über den linken Schuh seines
Chefs und umwickelte die Gummifüße der Krücken mit zwei weiteren davon.
»Dass mir
das aber nicht zur Routine wird«, gab er Lenz mit, der schon auf dem Weg ins Innere
der Wohnung war. »Und sorg gefälligst dafür, dass dein anderer Latschen sich
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