Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
dass
er Sie sehen möchte.«
»Mich?«,
gab Maria völlig konsterniert zurück. »Er will wirklich mich sehen?«
»Ja, das
ist sein Wunsch.«
»Und wann
soll das sein?«
Erneut eine
Pause.
»Ich glaube,
es ist schon dringend. Herr Zeislinger weiß wohl, dass es nicht gut um ihn steht,
und vermutlich will er Sie deshalb gerne sehen.«
Nun fehlten
Maria Lenz die Worte, weshalb es eine weitere Pause in diesem sehr bemerkenswerten
Telefonat gab.
»Ist gut,
ich komme«, ließ sie ihre Gesprächspartnerin ein paar Sekunden später wissen. »Ich
brauche ein paar Minuten, um mich vorzeigbar zu machen, dann fahre ich los.«
»Vielen
Dank, ich werde es weitergeben«, erwiderte Beate Kruse erleichtert. »Wissen Sie,
wo Sie hin müssen?«
»Ja, ich
kenne mich aus. Bis gleich dann.«
»Ja, bis
gleich.«
Maria ließ
das Mobilteil in die Ladeschale gleiten, schloss die Augen und atmete ein paarmal
tief ein und aus.
»Was für
ein Albtraum«, flüsterte sie. »Was für ein bizarrer Albtraum.«
Dann schlurfte
sie ins Schlafzimmer zurück, streifte sich das Schlafanzugoberteil von den Schultern
und zog eine leichte Seidenbluse aus dem Schrank. Während sie auf dem Weg ins Bad
war, hörte sie, dass die Wohnungstür leise geöffnet wurde, bog nach links ab und
sah einen Moment später ihrem Mann ins schweißnasse Gesicht, der vor Schreck die
Brötchentüte fallen ließ.
»Maria, …«
»Morgen,
du Rumtreiber. Was gab’s denn so Wichtiges, dass du mich allein lassen und deinen
kranken Fuß in seinem wohlverdienten Heilungsprozess stören musstest?«
»Warum bist
du denn schon wach?«, tat er so, als hätte er ihre Frage nicht gehört.
Sie trat
auf ihn zu, hob die auf dem Boden verstreut liegenden Brötchen auf, schob sie zurück
in die Tüte und nahm ihn zärtlich in den Arm.
»Ich will
zuallererst und auf der Stelle eine Vereinbarung mit dir treffen, Paul.«
»Ja, klar,
worum geht es denn?«
»Ich will,
dass du mich ab jetzt, wann immer du das Haus nachts verlässt, davon in Kenntnis
setzt. Ich will, dass du mich kurz weckst und mir sagst, dass du weg musst.«
»Aber warum
denn? Du weißt doch am besten, wie schwer es ist, dich aus dem Schlaf zu kriegen.«
»Das ist
mir egal. Ich will nicht mehr wach werden und nach dir suchen müssen.«
Lenz sah
ihr tief in die Augen.
»Klar, Maria,
wenn du das willst, machen wir es so.«
»Und das
bitte ohne Ausnahme.«
»Ohne Ausnahme.
Versprochen.«
»Gut«, fasste
sie gähnend zusammen, küsste ihn auf den Mund und nahm sich ein Croissant aus der
Tüte. »Dann setze ich jetzt meine um diese Uhrzeit vermutlich kaum hinzukriegende
Menschwerdung fort und fahre danach ins Klinikum, wo Erich dringend um mein Erscheinen
nachgesucht hat.«
Lenz sah
sie verwundert an.
»Erich will
dich sehen? Um diese Uhrzeit?«
Sie nickte
kraftlos.
»Eine Mitarbeiterin
des Krankenhauses hat gerade angerufen und es mir ausgerichtet. Wenn ich sie richtig
verstanden habe, ist ihm wohl klar, wie ernst sein Zustand ist.«
»Er hat
Angst zu sterben und will deshalb mit dir sprechen?«
»So scheint
es, ja.«
Der Kommissar
kratzte sich am unrasierten Kinn.
»Soll ich
mitkommen?«
»Ich glaube
nicht, dass er das so klasse finden würde.«
»Nein, ich
will doch nicht mit ins Zimmer. Ich will dich nur ins Krankenhaus begleiten.«
»Das würdest
du wirklich machen?«
»Klar.«
Maria beugte
sich nach vorn und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund.
»Es mag
ausgesprochen egoistisch erscheinen, dich dazu zu missbrauchen, aber es würde mich
ehrlich ganz arg freuen, wenn ich da nicht allein hinfahren müsste.«
»Dann sind
wir uns ja einig.«
Etwa 20 Minuten später stellte Maria
ihr Cabriolet im Parkhaus des Klinikums ab. Gemeinsam gingen die beiden zum Haupteingang
und fuhren mit dem Lift nach oben, wo sie kurz darauf die Station C12 betraten.
»Guten Morgen«,
wurden sie von einer komplett in Weiß gekleideten jungen Frau begrüßt, die gerade
eines der Krankenzimmer betreten wollte. »Mein Name ist Beate Kruse. Sind Sie Frau …? Also,
ich meine, die Frau, mit der ich vorhin telefoniert habe?«
»Ja, das
bin ich«, erwiderte Maria freundlich. »Mein Name ist übrigens Lenz, Maria Lenz.
Das«, setzte sie mit einem tiefen Blick in die Augen des Polizisten hinzu, »ist
Paul Lenz, mein Mann.«
»Sie hießen
aber mal Zeislinger, wenn ich Sie richtig verstanden habe, oder?«
Maria nickte.
»Bis vor
ein paar Monaten war das so, ja.«
»Also ist
der Oberbürgermeister Ihr
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