Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
Amsterdam: einem auffälligen, das zwei Wagen vor dem eigentlichen Transport die Grenze passierte. Der auffällige Wagen wurde meistens kontrolliert, das eigentliche Transportgefährt nie. Ich fuhr damals einen 316er BMW . Unter der Motorhaube war eine Querstange angebracht. Da passte ein Kupferrohr mit zwölf Millimeter Durchmesser und einer Länge von 1,27 Meter rein – genug Platz für Koks. Nie hat das jemand gefunden!
Mit der Zeit musste ich mir neue Transportmöglichkeiten einfallen lassen, denn irgendwann gab es keine 316er BMW mehr. Ich holte mir einen 318er, bei dem das Rohr vorn geknickt war. Zum Schmuggel war das völlig wertlos. Ich bastelte also Kupferhülsen, jede vierzehn Zentimeter lang. Oben und unten befand sich ein Stopfen, der mit Sekundenkleber festgemacht wurde. Zwischen Kleber und Kokain legte ich ein Tuch, damit der Stoff sauber blieb. Die Hülsen steckte ich in den Tank. Das war sehr einfach, aber gefährlich. Bei jedem Bremsmanöver, knallten die Hülsen gegen die Wand des Tanks. Das polterte ziemlich laut. Wenn die Grenzer das gehört hätten, hätten sie mir vermutlich den gesamten Tank auseinandergebaut.
In Kassel angekommen, ging ich zu einem Großhandel und kaufte Gummischläuche, Kühler- und Wasserschläuche. Im hintersten Zimmer meines Angelladens legte ich die Schläuche in Benzin und wartete ab, ob sich deren Größe veränderte. Viele der Schläuche wurden milchig, weich oder lösten sich ganz auf. Nur einer hielt: Der war perfekt. Ich musste viel basteln, um nicht entdeckt zu werden.
Eines Tages erzählte mir Hansi, ein guter Kumpel, dass er einen Typen kennen würde, der mit dem Schiff schmuggelt – von Emden nach Delfzijl in den nördlichen Niederlanden. Ich hatte ihn einige Male beauftragt, Drogen für mich mitzubringen. Doch schon bald dachte ich: Was der kann, kann ich auch.
Ich kaufte mir eine Motoryacht: vierzehn Meter lang, zwei 350- PS -Motoren. Nebenbei machte ich den Führerschein für Binnen und See, schließlich musste ich wissen, was diese ganzen Tonnen und Lichter auf See bedeuteten. Meine Yacht brachte ich nach Norddeich in einen schönen Hafen. Von dort aus schipperte ich über die Nordsee, die Emsmündung entlang nach Delfzijl. In Delfzijl stand ein Auto bereit, mit dem ich nach Amsterdam fuhr. Es war eine harte Zeit, mein Leben spielte zwischen Ebbe und Flut, Autofahren und dem Sammeln von Nummern von Telefonzellen.
Die Drogen packte ich immer in meinem Angelladen aus, wo ich sie auch portionierte – eine perfekte Tarnung. Viele meiner Angel-Kunden fragten mich, wo ich die ganze Zeit bleibe und was ich so mache. Ich erzählte denen, dass ich Touren zum Hochseefischen veranstalte. Oft wollten sie mitkommen, doch leider war ich immer ausgebucht.
In Kassel gab ich den Stoff zum Verkaufen weiter. Einer meiner Dealer wurde irgendwann erwischt. Bei den Bullen packte er aus und erzählte denen, dass er das Zeug von mir hätte.
Ärger mit den Bulle n
Ein dreiviertel Jahr observierte mich die Polizei – ganz geschickt sogar, denn ich bekam nichts davon mit. Irgendwann schickten sie den Dealer als Lockvogel zu mir. Er betrat meinen Laden und fragte, ob ich ihm dreißig Gramm Koks besorgen könne. Mein Hund Cassius, eine schwarz-weiße Dogge, knurrte ihn an. Er roch den Braten, ich leider nicht! Wie verabredet fuhr ich abends zu seinem Haus. Den Stoff hatte ich im Auto. Mir kam die ganze Situation zwar komisch vor, aber bevor ich lange darüber nachdenken konnte, schossen vier Autos von allen Seiten auf mich zu. Wenige Sekunden später hatte ich eine Kanone am Ohr, wurde aufs Auto geworfen und bekam Handfesseln angelegt. Ich kam in den Knast: sechs Monate Untersuchungshaft. Ein Mithäftling, der auch wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz saß, empfahl mir einen Anwalt – der mich von da an begleiten sollte. Der Anwalt kämpfte für mich vor dem Richter. Dennoch wurde ich zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.
Nach dem Prozess stellten wir einen Antrag, dass ich ins Freigängerhaus kommen sollte, schließlich musste ich meinen »Angelladen« weiterführen. Der Antrag wurde genehmigt, ich war tagsüber frei. Allerdings liefen meine Puffs nicht mehr so gut, denn ich konnte nur selten nach dem Rechten sehen. Das reichte nicht aus.
Als ich meine Zeit im Knast abgebrummt hatte, konnte ich mich endlich wieder um meine Bordelle kümmern. Zwei Mädchen waren mir schon weggelaufen. Ich musste mich also ins Zeug legen: Neue Mädels mussten her,
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