Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
schöne Mädels aus unseren Bordellen. Wir feierten, soffen, rauchten und quatschten mit den Bones.
Bei den Partys stellte sich heraus, dass die Frankfurter Bones gut im Geschäft waren. Einige von ihnen hatten fast das ganze Milieu in ihren Händen. Ich besorgte mir die Nummer des Vize-Präsidenten und rief ihn an. Ich erzählte ihm, dass wir sechs Leute aus Kassel wären, die Lust haben, Bones zu machen. Er sagte, dass wir zur nächsten Party nach Frankfurt kommen sollten. Die Party stieg an Halloween. Mit drei Autos und ein paar Mädchen auf den Rücksitzen machten wir uns auf den Weg.
Die Party fand im Clubhaus der Bones statt. Fünfhundert Leute waren da: vierhundert aus Frankfurt und Umgebung, einhundert aus anderen Chartern. Das Clubhaus stand in einer Gartenanlage, neben dem Haus befand sich ein großer Grillplatz. Auf der Wiese hatten sie Zelte aufgebaut, wo ein paar Mädchen auf Tischen tanzten. Eine Musikband spielte. Einige der Gäste kannte ich aus dem Milieu. Ich wusste aber bis dahin nicht, dass die zu den Bones gehören. Wir kamen ins Gespräch, quatschten locker über den Club, die Geschäfte, die Mädchen.
Auf der Rückfahrt, es war so gegen vier Uhr morgens, war uns klar: Das machen wir! Wir ziehen diese Rocker-Geschichte durch. Unser Ziel war es, mehr Einfluss im Milieu zu bekommen. Wir brauchten bessere Kontakte in andere Städte. Und neben dem ganzen Business konnten wir ein bisschen mit dem Mopped fahren.
Einige Tage nach der Party rief ich den Vize-Präsidenten erneut an. Ich berichtete ihm von unserem Entschluss, und er lud uns zu einem Meeting nach Frankfurt ein. Als wir ankamen, saßen dort schon alle Bones-Präsidenten aus Deutschland. Einige kannten wir vom Sehen. Wir erklärten ihnen, wer wir waren und was wir so an Geschäften laufen hatten. Sie sagten uns, was wir tun müssten, um ein eigenes Charter zu gründen.
Unser Clubhau s
Als Erstes brauchten wir ein eigenes Clubhaus. Das war eine echte Herausforderung. Wir machten uns Gedanken, wo es stehen und wie es aussehen sollte. Dann fiel uns ein: Die Gelben Ghostriders, die heute Bandidos heißen, besaßen ein Clubhaus in der Söhrestraße in Kassel. Es befand sich ein wenig abgelegen auf dem Gelände des Bahnhofs. Wir fuhren dort hin und schauten uns um: Das Gelände war erstklassig. Schnell hatten wir in Erfahrung gebracht, wann sich die Ghostriders zu ihren Clubabenden trafen; einen davon besuchten wir.
Ein Kumpel und ich »klopften« ganz höflich an der Tür, gingen rein und fragten nach dem Chef: Richie. Er stand auf und schaute uns fragend an. Richie kannte mich aus dem Milieu und wusste sehr genau, wen er vor sich hatte. Damit war er mit Sicherheit nicht der Einzige, denn jeder in der Kasseler Szene kannte mich spätestens aus meiner Zeit als Inkasso-Mensch – und jeder hatte Respekt vor mir. Ich wollte von Richie wissen, von wem sie das Haus gemietet hatten. Er antwortete, dass sie es von der Deutschen Bundesbahn gepachtet hatten. Ohne dass ich lange mit ihm diskutieren musste, wusste Richie sofort, dass er rasch zur Bahn gehen und den Namen im Pachtvertrag ändern musste. So läuft es eben in der Szene.
Richie jammerte zwar noch etwas herum, denn er wollte sein Clubhaus natürlich behalten, doch dass das völlig indiskutabel war, wusste er auch. Wenige Tage später hatte er uns den Vertrag überschrieben. Was sollte er auch tun? Die Gelben Ghostriders waren zwar zehn Mann und ahnten, dass es eine wüste Hauerei geben würde, wenn sie sich weigerten. Aber ihnen war ebenfalls klar, dass wir die Stärkeren waren, auch wenn wir nur zu zweit waren. Sie wären ratzfatz im Krankenhaus gelandet. Das Ergebnis wäre ohnehin das Gleiche gewesen: Das Clubhaus hätte uns gehört.
Wir gaben ihnen noch einen Tag Zeit, damit sie ihre Musikbox und anderen Sachen aus dem Haus holen konnten. Anschließend besichtigten wir die Hütte: Sie war ziemlich heruntergekommen. An der Decke hing ein verranztes Tarnnetz, Bretter waren kreuz und quer an die Wände genagelt. Eine Tür gab es gar nicht, keine Heizung, kein Kamin. Die alten Fenster waren teilweise verfault.
Die Jungs und ich besaßen zum Glück gute Verbindungen zu Schlossern, Schreinern und Elektrikern. Wir fingen also an, Wände hochzuziehen, den Fußboden neu zu verlegen. Wir ließen uns eine Küche liefern, mit Geschirrspüler, mehreren Kühlschränken und einer Eismaschine. Der Küchenlieferant war ein Bekannter von uns, der schon unsere Bordelle eingerichtet hatte. Die
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