Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
und schauten sich um; beide hatten eine Cola in der Hand. Ich wollte es mir nicht nehmen lassen: Ich ging auf die beiden zu und klopfte dem einen auf die Schulter. Dann tastete ich ihn von oben bis unten ab. Der Typ hatte doch tatsächlich eine Kanone in der Hose stecken. Ich schaute beide an und sagte, dass sie genau zwanzig Sekunden Zeit hätten, den Laden zu verlassen. Die beiden waren sofort weg – in weniger als zwanzig Sekunden.
Die meisten Frauen, die auf unseren Partys herumlungerten, waren voller Glitzerzeug, trugen einen kurzen Rock und hatten aufgeklebte Biotop-Nägel. Eigentlich hätten sie sich gleich auf die Stirn tätowieren lassen können: »Ich will gefickt werden.« Ständig versuchten sie, einen Hells Angel abzuschleppen. Widerlich, aber bei manchen Membern funktionierte diese Masche …
Hinter dem Kasseler Clubhaus hatten wir das ganze Jahr über einen Wohnwagen stehen. Der war ziemlich heruntergekommen, eine echte Ranzbude. Doch auf den Partys war das vielen Brüdern egal: Sie gaben sich die Klinke in die Hand, standen vor dem Ding fast Schlange. War der eine fertig, stand der nächste mit einer Alten schon davor.
Um etwas Geld zu verdienen, setzten wir früher ab und zu ein oder zwei Mädchen aus unseren Puffs in den Wohnwagen – ein Riesengeschäft. Bei größeren Partys reichte der Wohnwagen allerdings nicht mehr. Wir besorgten uns einen Container, richteten ihn mit bunten Lichtern her und stellten eine rote Laterne davor. Denn wir wussten: Ab einem bestimmten Promillepegel wollte jeder Mann Saft ablassen.
Im Clubhaus lief immer Musik. Doch die meisten der gefährlichen Jungs trauten sich nicht zu tanzen. Dabei ging es einfach nur um etwas Spaß. Die meisten beschäftigten sich allerdings mit Saufen, Essen und Quatschen. Lustig wurde es immer, wenn Stripperinnen auf die Bühne kamen. Da standen die großen, gefährlichen Jungs gaffend und sabbernd vor der Bühne und glotzten die Mädchen an. Sie schossen Fotos fürs Album zu Hause. Das hatte viel von einer Sex-Messe. Bei den Hells Angels war es allerdings verpönt, bei einem Strip auf die Bühne zu gehen, was folglich auch selten jemand machte. Sobald man sich dort hochbegab, war man auch nur ein Freier – und das wollte natürlich keiner vor den Augen seiner Kumpels sein.
Jeder Mopped-Fan sollte jetzt genauestens aufpassen: Diese öffentlichen Partys werden nicht zuletzt dazu veranstaltet, um mit dem Verkauf von Supporter-Sachen, Essen und Getränken Kohle zu machen. Aber nicht selten werden dabei auch potentielle Opfer ausgespäht. Das kann folgendermaßen funktionieren: Partys der Hells Angels werden von ihren eigenen Leuten, der sogenannten Security, gesichert. Diesen Jungs entgeht nicht, wer mit welchem Bike vorfährt. Dann kann es vorkommen, dass von den Moppeds – ohne dass der Eigentümer es mitbekommt – Fotos geschossen werden; gleichzeitig werden die Nummernschilder aufgeschrieben. Am Ende jeder Party können die Member auswerten, welches Mopped es sich zu klauen lohnt. Dank der guten Beziehungen einiger Hells Angels zur Polizei kann die Halteradresse meist leicht recherchiert werden. Die Örtlichkeit wird ausgekundschaftet und geschaut, wo und wie die Bikes abgestellt waren. Alles Weitere ist dann ziemlich einfach: Ein Bus fährt vor, ein paar Mann steigen aus und packen das Bike hinein. Kurz darauf beginnt die Zerlegung des Fahrzeugs. Was nicht gebraucht wird, landet in der Schrottpresse. Der Motor wird auseinandergebaut ebenso wie das Getriebe und das Gehäuse. Am Ende wird das geklaute Zeug verkauft. Und der Besitzer hat überhaupt keine Ahnung, wie der Diebstahl passieren konnte …
Charter-Anniversaries, Member-Geburtstage, Jubiläen und Weihnachtsfeiern werden ausschließlich unter Hells Angels gefeiert. Das sind die internen Clubpartys, bei denen es richtig zur Sache geht und die Kohle rausgehauen wird.
Im November 2004 gab es eine dieser Mega-Partys. Alle Bones-Charter, die 1999 zu den Hells Angels übergewechselt waren, feierten gemeinsam ihr fünfjähriges Bestehen, außerdem feierte das Charter Hanau seinen ersten Jahrestag. Member aus der ganzen Welt reisten nach Deutschland, um mit uns zu feiern. Sie kamen aus Belgien, Holland, der Schweiz, Skandinavien, Kalifornien, Australien und vielen anderen Ländern.
Für diesen Event hatten wir einen der beiden Hubschrauber flottgemacht. Der Hubschrauber kreiste den ganzen Tag in der Luft; jeder Member durfte mitfliegen. Auf dem Clubgelände in Hanau gab es
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