Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)

Titel: Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bad Boy Uli (Ulrich Detrois)
Vom Netzwerk:
einen Catering-Service vom Feinsten: Fleisch, Würste, Fisch, Kuchen – es gab alles, was das Rockerherz begehrte. Etwa zweihundert Meter vom Clubgelände entfernt stand eine große Disko, die der Club angemietet hatte – »for members only«. Sämtliche weibliche Bedienungen im Clubhaus und der Disko waren »oben ohne«. Außerdem gab es zwei Kilo Gras der Marke White Widdow und ein Kilo Koks, zu je einem Gramm abgepackt, für die Member zum freien Konsum. Am Abend fand vor dem Clubhaus eine großartige Lasershow statt – mit toller Musik, hübschen Stripperinnen und natürlich Dope bis zum Umfallen.
    Derartige Partys bedurften natürlich einer intensiven
     

    Bei Partys durfte ein Feuerwerk nicht fehlen
     
    Vorbereitung, die lange vorher begann. Prospects wurden als Späher eingeteilt, die am Eingang aufpassten. Im Umfeld von zwei- bis dreihundert Metern mussten sie Wache schieben. Zusätzlich wurden Überwachungskameras installiert. Der ganze Aufwand musste sein, damit die Cops oder verfeindete Motorrad-Clubs die Party nicht stürmen konnten. Die Bullen hatten solche Aktionen schon oft versucht, doch zu meiner Zeit hatte dies nie geklappt. Sie endeten meist in großen Lachnummern, zum Beispiel in Bonn.
    Um in Bonn auf das Clubgelände zu kommen, muss jeder eine etwa fünfzehn Meter tiefe Schlucht überqueren. Die Überfahrt war durch einen Schiffscontainer, der als Brücke diente, geregelt. Irgendwann kamen die Schmiermichel auf die Idee, das Clubhaus zu stürmen. Dazu setzten sie einen Panzer-Spähwagen ein, mit dem sie durch den Container fahren wollten. Leider hatten die Kasper nicht beachtet, dass ihr Fahrzeug etwas breiter war, als die Innenmaße des Containers. Nach wenigen Metern steckten sie wie die Maus in der Falle. Ihr Überraschungsmoment war weg, da sie nun über ihren eigenen Panzer krabbeln mussten, um auf das Clubgelände zu gelangen. Den Bonner Membern, die das Spektakel bereits mitbekommen hatten, blieb somit genug Zeit, um alles für den Besuch herzurichten.
    Dope und Waffen versteckten wir im Clubhaus – meist im Member-Raum, weil der verschlossen war und rund um die Uhr streng durch Prospects bewacht wurde. Wozu aber brauchten wir bei Partys Waffen, wenn doch nur Brüder zu Besuch waren? Einige Member, zu denen ich mich nicht zählte, fanden es sehr belustigend, im Vollsuff durch die Gegend zu ballern. Auf einer unserer Charter-Partys wurde einmal die gesamte Theke und die Musikbox von Kugeln durchlöchert. Die Geschosse steckten in den Wänden und in der Decke. Es sah aus, als wenn die Bandidos zu Besuch gewesen wären. Doch es waren nur meine Brüder, die einfach Lust auf Schießübungen gehabt hatten. Den Schaden mussten unsere Prospects am nächsten Tag beseitigen: Sie mussten jedes einzelne Projektil aus der Wand popeln, die Löcher spachteln, Wände und Decken neu streichen.
    Wenn auf der Party der Stoff ausging, schickten wir oft einen Prospect los, um rasch neuen zu organisieren. Zu meiner Zeit waren die Kiffer im Club in der Minderheit, die meisten Hells Angels waren Kokser und Säufer. Das Thema Drogen zog sich quer durch den Club. Ich kenne nur sehr wenig Hells Angels, die keine Drogen nahmen. Vor allem bei Veranstaltungen, Meetings und Beerdigungen war immer ein Vorratspack auf oder unter dem Tisch.
    In Skandinavien gab es einen Member namens Sven, ein feiner Kerl. Sven war vierundvierzig, als er starb. Im Club betreute er die sogenannte »Big House Crew«, also die Leute, die gerade im Knast saßen. Sven besuchte sie, brachte ihnen Päckchen und kümmerte sich um deren Familienangehörige. Daneben sorgte er auch für die Alten und Kranken im Club. Wurde einem skandinavischen Member bei einem Unfall das Bein abgefahren und er saß anschließend im Rollstuhl, kam Sven regelmäßig zu Besuch. Er überbrachte Geschenke, erledigte Einkäufe und redete mit dem Betroffenen. Bei Meetings setzte sich Sven dafür ein, dass Prothesen oder andere Dinge vom Club bezahlt werden. Er war der Robin Hood unter den Hells Angels. Aber natürlich war Sven nicht nur ein Engel. Wie jeder Hells Angel machte auch er krumme Geschäfte. Einmal wurde er beispielsweise von Interpol in Washington gesucht, weil er einen Mordauftrag umsetzen sollte, doch sie haben ihn nicht gekriegt. 2005 sah ich Sven zum letzten Mal, als er in Kassel zu Besuch war. Ein Jahr später erfuhr ich von seinem Tod. Er hatte einen Motorrad-Unfall und kam schwer verletzt in ein Krankenhaus. In seinen letzten drei Minuten war ein

Weitere Kostenlose Bücher