Höllenritt: Ein deutscher Hells Angel packt aus (German Edition)
Westerwelle und andere mehr. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler setzte ich in Kenntnis. Ich bekam genau neun Antworten. Die meisten der Büros bestätigten mir lediglich den Eingang meines Schreibens. Manche schrieben, dass sie nicht zuständig seien.
Das Büro von Wolfgang Thierse antwortete, dass er in dieser Angelegenheit nicht persönlich tätig werden könne, mein Schreiben aber an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages weitergeleitet habe: »Auf Grund der Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern wird möglicherweise auch der Hessische Landtag mit Ihrer Eingabe befasst.«
Aus dem Bundespräsidialamt flatterte folgende Antwort in meinen Briefkasten: »Ihre Schilderungen sind hier aufmerksam und mit großer Betroffenheit gelesen worden …« Und weiter: »Umso mehr bedauert es der Bundespräsident, dass er Ihnen im Rahmen der ihm durch die Verfassung übertragenen Aufgaben und Befugnisse keine konkrete Hilfe anbieten kann!« Im Auftrag des Bundespräsidenten wurde mein Schreiben an das Hessische Innenministerium weitergeleitet. »Ich gehe davon aus, dass man sich von dort mit Ihnen in Verbindung setzen wird.«
Petra Pau, Mitglied des Deutschen Bundestages, leitete mein Schreiben an »die zuständigen Kollegen der hessischen Landtagsfraktion der Linken« weiter, damit die über das weitere Vorgehen beraten können. Die beraten auch schon seit August 2008 …
Die kurioseste Antwort kam am 14. August 2008 von Hans-Christian Ströbele per Mail. »Inzwischen bin ich aus dem Stress der letzten Sitzungswochen des Bundestages raus und aus dem anschließenden Urlaub zurück. Ich könnte jetzt einen Brief an die zuständige Polizeistelle schreiben, die Ihnen Zeugenschutz gewähren soll. Wenn Sie dies noch wünschen, informieren Sie mich bitte rasch über den Sachstand und an wen ich mich wenden soll. Mir liegt nur die Anschrift des Polizeipräsidiums in Kassel, Grüner Weg 3, vor. Mit freundlichem Gruß Ströbele.«
Ich sprach oft mit meinem Anwalt darüber, wie es geschehen kann, dass in Deutschland eine solche Angelegenheit – immerhin eine Verabredung zum Mord – einfach im Sande verläuft. Wie gesagt: Die Antwort werde ich euch wohl erst im nächsten Buch geben können.
Zukunftstrau m
Nicht eine Millisekunde denke ich heute darüber nach, dass ich etwas in meinem Leben falsch gemacht habe. Okay, ich hätte mir gleich die goldene Rolex kaufen sollen. Die ganz krassen Fälle von Gewalt, die ich in diesem Buch geschildert habe, würden mit jetzt wohl auch nicht mehr passieren. Ich bin heute ruhiger geworden. Im Großen und Ganzen jedoch bereue ich keinen meiner Schritte – weder die Zeit bei der Bundeswehr noch die im Angelladen, auch nicht die Dealer- und Rockerzeit.
Ich bin Bad Boy Uli.
Ich bin eine schwierige Persönlichkeit, unnachgiebig und kompromisslos. Nie nehme ich ein Blatt vor den Mund. Dabei passiert es auch mal, dass ich mit verbalen Ausfällen glänze. Aber ich bin geradlinig, offen und korrekt. Bevor ich jemanden verprügle, vergewissere ich mich, dass es einen Grund dafür gibt.
Ich habe in einer Welt gelebt, die mir großen Spaß gebracht hat. Ich hatte alles: Geld, Luxus, Mädchen und viel Zeit.
Als ich neulich morgens aufwachte, zwitscherten die Vögel, die Sonne schien durch das Schlafzimmerfenster, und ich hörte das Meeresrauschen. Ich ging in die Küche, machte mir einen Espresso, wie immer: schwarz mit ein wenig Zucker. In der Nacht zuvor hatte ich einen phantastischen Traum.
Das Telefon klingelt. Ich gehe ran, am anderen Ende meldet sich meine Schwester. Sie sagt, dass ich den Fernseher anschalten soll. Sofort. Ich laufe mit dem Hörer in der Hand ins Wohnzimmer. Da sehe ich es: Hells Angels Deutschland aufgelöst. Mehrere Tote in Clubhäusern gefunden. Plötzlich war ich hellwach. Ich zappe die Kanäle hoch und runter. Auf allen Sendern laufen die gleichen Bilder aus verschiedenen Städten: Die Clubhäuser der Hells Angels von außen, davor jede Menge Bullenkarren mit Blaulicht. Auf einem Sender bleibe ich hängen. Eine junge, hübsche Reporterin interviewt einen Berliner Hells Angel. Er erzählt, dass Sonny Barger gestern zusammen mit Vertretern der Ost- und Westküste in Deutschland aufgeschlagen sei. Der Oberhäuptling und seine Member hätten jedes Charter deutschlandweit besucht – und dem armseligen Treiben ein jähes Ende gesetzt. Die Amerikaner hätten alle Hells-Angels-Kutten verbrannt, die sie finden konnten. In den
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