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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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waren angesichts der vorrückenden Amerikaner um ihr Leben gerannt und hatten das Museum sechsunddreißig Stunden unbewacht gelassen. Hunderte von Plünderern waren durch die Anlage marodiert, bis sie von den Museumsmitarbeitern vertrieben worden waren.
    Die Gardisten hatten in ihrem Drang, wieder ins zivile Leben zurückzukehren, ihre Uniformen abgelegt und haufenweise Ausweise verbrannt. In einem letzten trotzigen Aufbegehren hatte jemand »TOD ALLEN AMERIKANERN!« an eine Hofmauer gekritzelt.
    »Wir haben genug gesehen«, sagte Carina mit grimmiger Miene. Mit Corporal O’Leary im Schlepptau stolperte sie aus den Verwaltungsbüros. Ihr schwerfälliger Gang lag nur zum Teil an den Armeestiefeln. Ein Gefühl von Beklemmung drückte sie hinunter, wenn sie sich vorstellte, was sie wohl in den Ausstellungssälen vorfinden oder
nicht
vorfinden würde, dort, wo die wertvollsten Stücke des Museums in über fünfhundert Vitrinen präsentiert wurden.
    Der Weg durch den langen Hauptgang gab ihren Befürchtungen neue Nahrung. Mehrere Sarkophage waren aufgebrochen und Statuen enthauptet worden.
    Carina betrat den ersten Saal, in dem sich babylonische Kunstgegenstände befunden hatten. Ein korpulenter Mann mittleren Alters stand über eine zerschmetterte Vitrine gebeugt. Neben ihm nahm ein junger Iraker eine AK-47 in Anschlag, als sie hereinkamen.
    Der Marine hob seinen Karabiner an die Schulter. Der schwergewichtige Mann sah auf und starrte den Soldaten durch dicke Brillengläser an. In seinen Augen lag eher Verachtung als Angst. Sein Blick glitt zu Carina – und sein Gesicht erstrahlte in einem Vierzehnkaratlächeln.
    »Meine liebe Miss Mechadi«, sagte er herzlich.
    »Hallo, Dr. Nasir. Freut mich, dass es Ihnen gut geht.« Carina wandte sich an den Marine. »Corporal, das ist Mohammed Jassim Nasir. Er ist Chefkurator des Museums.«
    Der Marine ließ die Waffe sinken. Der Iraker tat mit seiner AK-47 dasselbe, ließ aber einen Moment verstreichen, um zu zeigen, dass er sich von dem Amerikaner nicht einschüchtern ließ. Trotzdem behielten sie sich gegenseitig im Auge.
    Nasir kam herüber, um Carinas Hände in die seinen zu nehmen. »Sie hätten nicht so früh kommen sollen. Es ist noch immer ziemlich gefährlich.«
    »
Sie
sind hier, Professor.«
    »Natürlich. Diese Institution ist mein Leben.«
    »Ich verstehe Sie vollkommen«, sagte Carina. »Aber die Gegend um das Museum herum ist sicher.« Sie nickte zu ihrem Begleiter hinüber. »Und Corporal O’Leary passt gut auf mich auf.«
    Nasirs Miene verfinsterte sich. »Ich hoffe, dieser Gentleman ist ein besserer Beschützer, als es seine Kameraden waren. Wenn meine tapferen Kollegen nicht gewesen wären, stünden wir jetzt vor der totalen Katastrophe.«
    Carina verstand Nasirs Wut. Die amerikanischen Truppen waren erst vier Tage, nachdem die Museumskuratoren den Kommandeuren von den Plünderungen berichtet hatten, angerückt. Carina hatte verzweifelt versucht, sie zu einem schnelleren Eingreifen zu bewegen. Sie hatte den amerikanischen Offizieren mit ihrem UNESCO-Ausweis, der um ihren Hals hing, vor der Nase herumgewedelt, nur um mitgeteilt zu bekommen, dass die Situation zu ungewiss und gefährlich sei.
    Carina sah keinen Sinn darin, über die Schuldfrage zu diskutieren. Der Schaden war bereits angerichtet. »Ich habe mit den Amerikanern gesprochen. Sie meinten, es wäre zu einer blutigen Schlacht gekommen, wenn sie früher eingegriffen hätten.«
    Nasir warf einen vernichtenden Blick in Richtung des Marine. »Ich verstehe. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, die Ölquellen zu beschützen.« Der finstere Ausdruck in seinem nussbraunen Gesicht verriet, dass er ein Blutbad der Plünderung vorgezogen hätte.
    »Ich bin genauso schockiert wie Sie. Es ist einfach schrecklich.«
    »Zum Glück ist es nicht überall so schlimm wie hier«, sagte Nasir mit unerwartetem Optimismus. »Die Kunstgegenstände aus dieser Vitrine waren nicht sehr bedeutend. Zum Glück hat das Museum nach der Invasion von 1991 einen Notfallplan ausgearbeitet. Die Kuratoren haben die meisten Kunstwerke in sichere Räume gebracht, die ausschließlich fünf langjährigen Museumsmitarbeitern bekannt sind.«
    »Das ist ja wunderbar, Professor!«
    Doch Nasirs gute Laune hielt nicht lange an. Nervös zupfte er an seinem Bart. »Ich wünschte, die restlichen Neuigkeiten wären genauso gut«, sagte er mit traurigem Unterton.
    »Andere Museumsbereiche hat es nämlich schlimm erwischt.
    Die Diebe haben die größten

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