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Höllenschlund

Höllenschlund

Titel: Höllenschlund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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einer Fahrt durch die Iceberg Alley zu begleiten?«
    Zavala überflog den Artikel. »Ich weiß nicht, Kurt. Macht einen ziemlich kalten Eindruck. Cabo klingt für mein warmblütiges mexikanisch-amerikanisches Naturell verlockender.«
    Austin warf Zavala einen missbilligenden Blick zu.
    »Komm schon, Joe. Was willst du denn in Cabo? Am Strand liegen und Margaritas schlürfen? Mit einer hübschen Señorita im Arm den Sonnenuntergang betrachten?«
    »Eigentlich, mein Lieber, dachte ich eher an Sonnenaufgänge, während ich meiner Señorita Liebeslieder vorsinge.«
    »Du forderst dein Schicksal heraus«, sagte Austin mit leichter Verachtung. »Vergiss nicht, ich
habe
dich schon singen hören.«
    Zavala machte sich keine Illusionen über seine Singstimme, die leicht dazu neigte, den Ton nicht zu treffen. »Guter Punkt«, sagte er mit einem Seufzer.
    Austin nahm ihm das Magazin ab. »Ich will dich nicht drängen, Joe.«
    Zavala wusste aus Erfahrung, dass sein Kollege ihn niemals drängte; er setzte ihn nur unter Druck. »Das möchte ich erleben.«
    Austin lächelte. »Falls du interessiert sein solltest, brauche ich jedenfalls eine schnelle Entscheidung. Wir brechen morgen auf. Ich habe gerade das Okay bekommen. Was sagst du dazu?«
    Zavala erhob sich und sammelte seine Tauchbootpläne ein. »Danke für das Bier.«
    »Wohin gehst du?«
    Zavala marschierte zur Tür.
    »Nach Hause, um mein Flanellsuspensorium und eine Flasche Tequila einzupacken.«

5
    In der Nähe von Ma’arib, Jemen
    »Da unten, Mister, ist Grab von Königin.«
    Der verhutzelte Beduine stieß mit einem knochigen Finger in die Luft und zeigte auf einen etwa einen Meter langen und sechzig Zentimeter breiten Spalt am Hang eines pockennarbigen Kalksteinhügels. Die schartigen Gesteinsschichten über und unter der Öffnung waren wie Lippen, die mit Fieberbläschen übersät waren.
    Anthony Saxon ließ sich auf Hände und Knie nieder und spähte in die Öffnung. Er verdrängte den Gedanken an Giftschlangen und Spinnen, wickelte seinen Turban ab und zog sein beigefarbenes Wüstengewand aus, unter dem lange Hosen und ein Hemd zum Vorschein kamen. Er schaltete eine Taschenlampe an, richtete den Strahl probeweise ins Dunkle und atmete tief durch.
    »Hinein in den Kaninchenbau!«, sagte er mit munterer Sorglosigkeit.
    Saxon schlängelte sich mit seinen einsdreiundachtzig Metern Größe wie ein Salamander in die Öffnung und verschwand aus dem Blickfeld. Der Weg führte steil hinab, wie auf einer Kohlerutsche. Saxon erlebte einen kurzen Augenblick klaustrophobischer Panik, als sich die Rutsche verengte und er sich vorstellte, wie er stecken blieb. Doch unter dem einfallsreichen Einsatz seiner Finger und Zehen schaffte er es dann doch, sich durch die schmale Öffnung zu zwängen.
    Zu seiner Erleichterung wurde der Durchgang wieder breiter. Nachdem er ungefähr sieben Meter weit gekrochen war, endete die Rutsche, und er landete in einem Raum. Um nicht an eine vielleicht sehr niedrige Decke zu stoßen, richtete er sich langsam auf und suchte die Umgebung mit seiner Taschenlampe ab.
    Der Lichtkegel traf auf die aus Steinblöcken gemauerte Wand eines rechtwinkligen Raumes, der ungefähr so groß war wie zwei Garagen. In der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Öffnung mit einem vorstehenden Bogen in ungefähr ein Meter fünfzig Höhe. Er duckte sich durch die Öffnung und ging durch einen etwa fünfzehn Meter langen Gang, bis er in einem anderen rechteckigen Raum landete, der ungefähr halb so groß war wie der erste.
    Der Staub, der sämtliche Oberflächen bedeckte, löste bei ihm einen Hustenanfall aus. Als er sich wieder beruhigt hatte, sah er, dass dieser Raum bis auf einen umgekippten hölzernen Sarkophag leer war. Der Deckel lag in einem Meter Entfernung daneben. Eine in Mullbinden gehüllte Gestalt, die vage an einen Menschen erinnerte, war halb aus dem alten Sarg gefallen. Saxon fluchte leise. Er war einige Jahrhunderte zu spät gekommen. Grabräuber hatten sämtliche wertvollen Gegenstände mitgenommen, lange bevor er geboren worden war.
    Der Sarkophagdeckel war mit der Zeichnung eines jungen Mädchens verziert, das wahrscheinlich noch keine Zwanzig war. Sie hatte dunkle, überdimensional große Augen, einen vollen Mund und schwarzes, zurückgestecktes Haar. Sie sah energiegeladen und lebhaft aus. Mit sanftem Griff rollte er die Mumie zurück in den Sarg. Die präparierte Leiche fühlte sich wie ein Sack voller trockener Zweige an. Er richtete den Sarkophag

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