Höllenschlund
Reaktionen ausgelöst, um es mal ganz vorsichtig auszudrücken.«
»Jetzt stellen Sie sich die Reaktionen vor, wenn Salomons heilige Reliquie als Vorwand benutzt wird, um einen neuen Tempel zu bauen. Und wenn sich dieses Objekt in den Vereinigten Staaten befindet.«
»Angesichts der paranoiden Stimmung, die in jenem Teil der Welt herrscht, würden manche Leute wahrscheinlich behaupten, das Ganze sei eine weitere Verschwörung der USA gegen den Islam.«
»Völlig richtig. Man würde den USA vorwerfen, sie wollten die Moslems vom Tempelberg vertreiben. Sämtliche Extremisten aus sämtlichen größeren Religionen würden sich in diese Sache einmischen.«
»Verdammt!«, sagte Evans. »Das ist wirklich brisant.«
»Extrem feuergefährliches Material«, sagte Douglas.
Die Farbe wich aus Evans’ Gesicht. »Was machen wir jetzt?«
»Wir werden damit zum Außenminister gehen. Wer weiß sonst noch von diesem Dokument?«
»Professor DeVries und sein Student aus dem Museum der NSA. Und diese Bibliothekarin von der Amerikanischen Philosophischen Gesellschaft. Aber die NSA-Leute wissen, wann sie den Mund halten sollten.«
»In Washington gibt es nichts, was länger als sechs Monate ein Geheimnis bleibt«, sagte Douglas. »Wir müssen uns etwas ausdenken, wie wir die Geschichte unterminieren können, damit unser Land alles plausibel dementieren kann, falls die Sache doch herauskommt.«
»Wie wollen wir das machen? Die NSA sagt, dass das Material authentisch ist.«
»Die NSA ist eine Geheimbehörde. Sie kann behaupten, sie hätte nie davon gehört. Ich schlage vor, dass wir die Grundannahme in Frage stellen. Dass es für ein phönizisches Schiff einfach unmöglich ist, die Reise vom östlichen Mittelmeer bis nach Nordamerika zu überstehen. Der Stand der Seefahrttechnik und die nautischen Kenntnisse reichten damals einfach nicht aus.«
»Wissen wir, dass es so war?«
»Nein. Wir brauchen eine zuverlässige Quelle, um dieses Argument zu untermauern.«
»Wie wäre es mit der
National Underwater and Marine Agency?
Die NUMA hat doch die Experten, sie verfügt über eine gute Datenbank, und die Leute wissen, wie man diskret vorgeht. Ich habe ein paar Kontakte zur Meeresforschungsorganisation.«
Douglas nickte. »Kümmern Sie sich sofort darum. Ich werde einen Termin mit dem Staatssekretär vereinbaren.
Melden Sie sich in einer Stunde wieder bei mir.«
Nachdem Evans gegangen war, griff Douglas in seine Schreibtischschublade und zog eine Pfeife und einen Tabaksbeutel hervor. Obwohl das Rauchen in seinem Büro verboten war, stopfte er die Pfeife und zündete sie an. Während die Rauchwolken seinen Kopf einhüllten, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und ließ seine Gedanken schweifen.
Das alles kam ihm immer noch ziemlich unglaubwürdig vor. Vielleicht war es doch nur ein Schwindel, wie Evans vermutet hatte. Er widmete sich noch einmal dem Jefferson-Dokument und las diesmal jedes einzelne Wort.
Wie viele Afro-Amerikaner hatte Douglas eine ambivalente Einstellung zu Jefferson. Er respektierte zwar den genialen Verstand und die staatsmännischen Leistungen dieses Mannes, aber er konnte ihm doch nicht verzeihen, dass er Sklaven gehalten hatte. Nachdem er das Dokument aber erneut gelesen hatte, empfand er unwillkürlich eine menschliche Verbundenheit mit dem Verfasser. Obwohl Jeffersons Korrespondenz mit Lewis bewies, dass er kühl und kompetent an das Problem herangegangen war, gab es keinen Zweifel, dass er sich große Sorgen gemacht hatte.
Niemand hätte Douglas einen Vorwurf machen können, wenn die Hand, in der er die Blätter hielt, gezittert hätte.
Das zerstörerische Potenzial dieser Informationen war in der heutigen Welt wesentlich größer, als Jefferson es sich je hätte träumen lassen.
19
Austin saß in seinem Arbeitszimmer und war auf der Suche nach den Piraten, die das Containerschiff gekapert hatten.
Der fliegende Teppich, der ihn über ein virtuelles Meer trug, war ein Satellitenbildsystem der NUMA. Das sogenannte NUMASat war ein ausgeklügeltes System, das von den Wissenschaftlern und Technikern der Organisation entwickelt worden war, um in Echtzeit Bilder der Weltmeere zu liefern.
Satelliten kreisten siebenhundert Kilometer über der Erde – in einer Umlaufbahn, die es den Kameras und der ferngesteuerten technischen Ausstattung erlaubte, Informationen von jedem Punkt der Erde zu übertragen.
Die Satelliten lieferten optische oder Infrarot-Bilder von der Oberflächentemperatur und den
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