Höllenscript
Nähe. Es schlug mit seinen harten Flügeln um sich, tanzte dicht über dem Boden auf der Stelle, und das schwarze Skelett hob bereits seine Waffe an, um sie gegen mich zu schleudern.
Ich feuerte halb im Liegen.
Die Silberkugel fräste in das Knochengestell hinein und riß es auseinander. Der Drache zuckte ebenfalls, dann stieg er in die Höhe, wobei sich der Reiter noch an ihm festklammerte. Nicht nur das schwarze Skelett verging, auch der Drache war dabei, sich aufzulösen, aber das interessierte mich nicht mehr.
Mein Blick war abgelenkt worden. Möglicherweise hatte ich aus Zufall zum Himmel geschaut, weil mir auch der Schwarze Tod nicht aus dem Sinn ging, und ihn entdeckte ich am düsteren Himmel in all seiner schaurigen Pracht.
Aber ich sah noch mehr.
Der Schwarze Tod kämpfte. Das war auch der Grund, weshalb er nicht eingegriffen hatte, denn aus dem Hintergrund des schwarz gewordenen Nachthimmels waren seine anderen Feinde erschienen, um ihn und die Skelette anzugreifen.
Sie sahen aus wie schattige Wesen oder wie übergroße Decken, die sich träge durch die Luft bewegten. Nur waren sie das auf keinen Fall. Ich kannte sie besser, denn sie gehorchten zu einer atlantischen Zeit einem anderen, mächtigen Schwarzblüter, der ebenfalls den Thron besteigen wollte.
Myxin, der Magier!
Seine unheimlichen, schwarzen und riesigen Vampire griffen den Schwarzen Tod auch selbst an, der sich nichts gefallen ließ.
Seine Vasallen hatten es da schwerer, er aber schwang seine gewaltige Sense und räumte unter den Angreifern auf.
Das Bild, das sich meinen Augen dort oben bot, war ungemein faszinierend. Ich vergaß dabei alles andere. Es war kaum vorstellbar, was ich da erlebte. Ich wurde zu einem Zeugen eines Vorfalls, der sich vor mehr als zehntausend Jahren abgespielt hatte. Da war es dem Schwarzen Tod noch nicht gelungen, Myxin in einen über Tausende von Jahren währenden Schlaf zu versetzen. Er räumte auf, er schlug sich wahre Breschen in die Reihen der riesigen Fledermäuse, deren Anzahl unerschöpflich zu sein schien, denn aus dem lichtlosen Hintergrund erschienen immer mehr Schatten, um sich den Skeletten entgegenzustürzen.
Suko und ich wurden in Ruhe gelassen. Zwar kreisten noch einige der Monstren über uns, aber die trafen keinerlei Anstalten, uns anzugreifen.
Das Lachen war schlimm.
Gar nicht mal so laut.
Aber so verdammt siegessicher, und das konnte es auch sein, denn Kuszew hatte es geschafft. Er hatte sich unseren Freund Bill geholt!
***
Sheila Conolly gehörte nicht nur zu den Frauen, die in ihrem Leben schon viel durchgemacht hatten, sie zählte auch zu den Personen, denen das Extreme nicht allzu fremd war. Wäre dem nicht so gewesen, hätte sie bestimmt die Flucht ergriffen, denn was sie zu sehen bekam, das war mit dem normalen Verstand kaum zu fassen. Vor ihr lag Atlantis.
Vor ihr lag dieser längst versunkene Kontinent, mit all seinen Scheußlichkeiten, die eben auf die schwarzmagische Seite gehörten. In der Ferne ›leuchtete‹ der Schwarze Tod als gewaltiges, alles beherrschendes Untier. Seine Sense schimmerte wie ein blanker übergroßer Halbmond, während im Vordergrund Suko und John Sinclair gegen die auf den Flugdrachen sitzenden Horden kämpften.
Sheila hörte die Schüsse. Sie bekam mit, wie geschickt Suko seine Dämonenpeitsche einsetzte, aber das alles zog sie nicht so sehr an wie ihr Ehemann Bill.
Er griff nicht in den Kampf ein. Er war aber aufgesprungen und lief von seinem Schreibtisch weg, über dessen Existenz sich Sheila nur wundern konnte.
Bis er plötzlich aufschrie und gleichzeitig eine abgehackt wirkende Bewegung vollführte, als wollte er in die Luft springen, wobei ihm dieser Sprung nicht richtig geglückt war und er auf halber Strecke wieder zu Boden gerissen wurde.
Er fiel tatsächlich hin. Sheila hörte auch seinen Schrei, der ihr selbst in der Seele weh tat.
John und Suko kamen mit ihren Problemen allein zurecht. Nicht aber Bill, der noch immer am Boden lag. Sheila jedenfalls sah ihn nicht, da auch der Schreibtisch zwischen ihr und Bill stand.
Aber sie sah eine andere Gestalt. Die Person war ihr schon aufgefallen, sie hatte auf sie feindlich gewirkt. Im düsteren Licht erinnerte sie dieser Mann an ein Tier, und sie schüttelte sich, als sie erkannte, wie schnell er plötzlich losraste, wobei er sich um Suko und John nicht mehr kümmerte.
Sein Ziel war der Ort, wo Bill liegen mußte. Sheila hatte er noch nicht gesehen. Sie ärgerte sich darüber, nicht
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