Höllenscript
schnell genug gewesen zu sein, denn ohne die Ablenkung von außen hätte sie den Schreibtisch längst erreichen können.
Jetzt machte sie es anders.
Sie huschte mit langen Schritten voran. Trotzdem war die Entfernung noch zu weit. Der andere würde Bill schneller erreicht haben, als sie es schaffte.
Er tauchte weg.
Sekunden später, oder war es nur ein Atemzug danach, vernahm sie das gemeine Lachen.
Für sie ein Beweis, daß der Hundesohn Bills Leben wollte.
Sheila drehte auch diesmal nicht durch. Sie wunderte sich über sich selbst, wie kalt sie reagieren konnte.
Auch John und Suko hatten das Lachen gehört, taten aber noch nichts, sondern drehten sich nur um.
Sheila Conolly aber war in die Knie gegangen. Diesmal nutzte sie die Deckung des Schreibtisches aus und blieb dort hocken.
Die Goldene Pistole aber hielt sie fest wie einen Lebensretter!
Dieses verdammte Lachen würgte mir die Luft ab. Suko erging es ähnlich, denn er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die nur schwer zu beschreiben war.
Was immer auch das Ziel unseres Feindes gewesen sein mochte, eines hatte er erreicht. Er war bei Bill Conolly und stand dicht davor, ihn zu töten.
So interessant die Auseinandersetzung auf der anderen Seite auch gewesen sein mochte, wir mußten uns um andere Dinge kümmern, und ich sah Sukos Nicken.
Jeder von uns wußte, was er zu tun hatte.
Wir gingen wieder zurück.
Darauf genau hatte der andere gewartet, denn er zeigte sich uns, nachdem wir zwei, drei Schritte hinter uns gelassen hatten. Da kam er in die Höhe und mit ihm Bill Conolly.
Unser Freund hatte keine Chance. Er hing im Todesgriff der Bestie!
Kuszew hatte ihn halb in die Höhe gezerrt. Er selbst stand auf den Beinen, allerdings etwas gebückt, und er hatte dabei sein Maul weit aufgerissen. Für ihn war es eine ideale Ausgangsposition. Er brauchte nur mit seinen Reißzähnen zuzupacken, und Bills Hals hätte nur mehr aus blutigen Resten bestanden.
Es war genau die Sekunde vor dem Biß oder dem Tod, aber Kuszew zögerte diese hinaus. Zudem hatte er nicht grundlos gelacht. Er hatte uns aufmerksam machen wollen, und das war ihm gelungen.
Reden wie ein normaler Mensch konnte er nicht mehr. Er verständigte sich uns gegenüber durch Zeichen. Wir begriffen, als er seine freie linke Hand hob, und wir blieben stehen.
In den Augen der Bestie zeigte sich ein zufriedenes Leuchten. Sie war einverstanden. Was tun?
Okay, ich hatte das Kreuz. Das konnte ihn töten. Nicht aber aus der Distanz heraus, es mußte schon einen körperlichen Kontakt zwischen ihm und dem Feind geben.
Oder durch die Aktivierung.
Ich glaubte kaum, daß Kuszew die Formel verstand oder wußte, was sie auslöste. Deshalb war es die einzige Chance. Ich bereitete mich darauf vor. Ich wollte sie schnell sprechen. Ich mußte aber auch jeden Buchstaben laut aussprechen. In der Zeit, wo ich redete, konnte die Bestie Bills Hals durchbissen haben.
Es ging um Sekunden und auch darum, daß das Schicksal auf unserer Seite stand.
Es kam anders, denn jemand griff plötzlich ein, mit dessen Anwesenheit wir nicht gerechnet hatten. Von der anderen Seite des Schreibtisches her schob sich eine Gestalt in die Höhe, die einen klobigen Gegenstand in der rechten Hand hielt und damit auf die Bestie zielte. Die Gestalt war eine Frau, und dann sagte Sheila mit leiser, aber sehr entschlossen klingender Stimme: »Laß ihn los, verdammt! Laß ihn los!«
***
Ob auch Kreaturen der Finsternis überrascht werden können, wußte ich nicht. Wahrscheinlich war es so, denn Kuszew regte sich nicht. Er hatte nur den Schädel etwas angehoben, weil er sehen wollte, wer ihn da bedrohte.
Das Licht fiel günstig. Es erreichte auch Sheila, weil es von der Schreibtischplatte etwas reflektiert wurde. In seinen Schein war auch die Goldene Pistole geraten, die Sheila krampfhaft festhielt.
Auch in mir verkrampfte sich etwas, denn ich dachte sofort daran, welch gefährliche, einmalige und ultimative Waffe die Goldene Pistole darstellte. Ihrer aus tödlichem Schleim bestehenden Ladung entkam keiner, und es wäre auch die richtige Möglichkeit gewesen, die Bestie zu killen, wenn sie nicht Bill in seinen Armen gehalten hätte. Der Schleim würde nicht nur Kuszew treffen, sondern auch den Reporter.
Ob sich Sheila darüber im klaren war? Ich hoffte es. Sheila hatte wohl keine andere Möglichkeit mehr gesehen, ihren Mann zu retten.
»Laß ihn los!« flüsterte sie.
Das tat er nicht.
»Sheila!« mischte ich mich ein. »Er kann
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