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Höllensog

Höllensog

Titel: Höllensog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hier bei uns, John. Hier muß man arbeiten, das kannst du mir glauben.«
    Was ich auch tat. Das Leben war für die Menschen in diesen einsam liegenden Dörfern kein Zuckerschlecken. Da mußten die Kinder mit ran und wurden deshalb so schnell erwachsen.
    Wir hatten uns in einer Mischung aus Englisch und Russisch unterhalten.
    Suko und Wladimir waren längst verschwunden. Ich hoffte, daß sie etwas fanden, eine Spur im oder auf dem See, aber ich dachte auch daran, daß dieser Ausflug gefährlich werden konnte, je nachdem, mit welch einer Kraft sie konfrontiert wurden.
    Daß es für diese Vorgänge keine natürliche Erklärung gab, stand für mich längst fest. Hier war alles anders geworden. Eine gewaltige Kraft hatte ihre Dimension verlassen und sich die Menschen geholt, als wären sie Puppen.
    Ein Höllensog…
    Nur einer war entkommen, und der wollte zurück in das Haus gehen, um etwas zu trinken.
    Ich hatte auch Durst und folgte ihm. In der relativ großen Wohnküche oder Halle gab es ein Waschbecken. Ich erfuhr, daß der Vater des Jungen die Leitung gelegt hatte. Seitdem hatten sie nicht mehr zum Brunnen gehen müssen, wenn sie Wasser brauchten. Gregor legte den Kopf schief und ließ den Wasserstrahl in seinen Mund hineinlaufen. Er schluckte, bespritzte auch sein Gesicht, dann machte er für mich Platz, und ich trank ebenfalls.
    Das Wasser schmeckte anders als bei uns in London. Stumpfer und auch metallischer. Ich trank es trotzdem, weil ich mich einfach erfrischen mußte.
    Die Hitze war wie heißes Blei. Es gab sie überall, wir konnten ihr nicht entfliehen. Ich sehnte mich nach einer herrlichen Dusche. Das würde zunächst ein Traum bleiben.
    Gregor ging durch den großen Raum. Hin und her, mal nach rechts, dann wieder nach links. »Wo sind sie, John? Wo sind denn meine Eltern geblieben? Sag es mir.«
    »Wir werden es herausfinden.« Die Antwort gefiel ihm nicht. Ohne seine Wanderung zu unterbrechen, fragte er: »Ob sie tot sind?«
    »Nein.«
    Diesmal blieb er stehen, auch, um mich anzuschauen. »Ist das deine ehrliche Meinung?«
    »Ja.«
    »Du lügst doch.«
    »Warum sollte ich?«
    »Um mich zu beruhigen.«
    »Nein, Gregor.«
    »Dann sag mir endlich genauer, weshalb du glaubst, daß sie nicht tot sind.«
    »Weil wir keinen Beweis haben.«
    »Das habe ich nicht verstanden.«
    »Anders, Gregor. So lange die Bewohner dieses Dorfes hier nicht tot vor uns liegen, glaube ich noch immer daran, daß man sie hat leben lassen. Das ist meine Meinung.«
    Der Junge runzelte die Stirn. »Wenn das so ist, wie du gesagt hast, wo sind sie dann? Wo können sie sein?«
    »Das ist natürlich die große Frage, auf die ich leider keine Antwort weiß.«
    »Weg sind sie!« flüsterte der Junge. »Man hat sie uns einfach entrissen. Sie sind verschwunden. Sie sind aus ihrem Leben gezogen worden. Nur ich bin hier. Da ist dieser Höllensog gekommen und hat alles mitgenommen. Selbst die Tiere. Wladimir erzählte mir, daß du ein Spezialist bist, John, aber du weißt auch nicht Bescheid.«
    »Da hast du leider recht.«
    »Was willst du denn tun?«
    »Warten.«
    »Auf die Rückkehr?« murmelte Gregor und gab sich selbst die Antwort.
    »Ich glaube nicht daran. Ich meine, daß sie nicht mehr zurückkehren werden. Sie sind geholt worden, und sie bleiben auch verschwunden, das kann ich dir sagen.«
    »So sieht es zumindest aus. Trotzdem habe ich eine andere Meinung. Es geschieht im Leben nie etwas ohne Grund. Sie sind verschwunden, aber ich glaube trotzdem, daß sie sich noch hier in der Nähe aufhalten. Das mag dir zwar komisch und unbegreiflich vorkommen, aber ich rechne fest damit, Gregor.«
    Er konnte nur staunen. Dann bewegte er seine Arme. »Hier in der Nähe, meinst du?«
    »Ja. Sogar im Ort, in den Häusern meinetwegen.«
    »Nein.«
    »Vielleicht werden wir von ihnen beobachtet. Aber sie können sich nicht bemerkbar machen, weil sie sich in einer anderen Dimension befinden, mit der wir Menschen nichts gemein haben. Diese Dimension liegt im Unsichtbaren, sie wird von ganz anderen Regeln beherrscht, das muß du einfach so hinnehmen, Junge.«
    »Begreifen kann ich es nicht.«
    »Es schafft wohl niemand.«
    »Und du willst es auch nicht erklären, John?«
    »Ich glaube nicht, daß es einen Sinn hätte. Akzeptiere, wenn ich von einem Reich der Geister spreche, das sich geöffnet und die Menschen zu sich geholt hat.«
    »Nicht das Reich der Toten! Ich meine… wo… wo die Seelen der Verstorbenen hinkommen.«
    »So ähnlich schon«, gab ich

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