Höllenstadt
nur Dunkelheit. Sie verdichtete sich noch, als sie unter der Bodenplatte des gewaltigen Bottichs hergingen. Abe dachte daran, daß der Tank plötzlich bersten konnte. Auf der anderen Seite sagte er sich, daß er all die Jahre gehalten hatte. Warum sollte er gerade heute zusammenkrachen?
Hinter ihm ging Muriel. Er hörte ihre Schritte und auch ihre Stimme. Sie sprach flüsternd mit ihrer Tochter, die hin und wieder quengelte. Völlig normal für ein Kind, aber auch die Worte konnten Sandra nicht beruhigen.
Das leise Greinen des Kindes sorgte bei Abe nicht eben für eine Beruhigung der angespannten Nerven. Noch immer schwebte über ihnen die dunkle Bodenplatte des Tanks. Sie war wie ein glatter Himmel, ohne irgendeinen Riß.
Die Hälfte der Strecke hatten sie etwa hinter sich. Abe sah bereits die zwei mächtigen Pfosten an der anderen Seite und atmete schon etwas auf.
Plötzlich blieb er stehen.
Auch Muriel Cameron stoppte. »Was ist denn?«
Abe wollte ihr sagen, daß er über sich etwas gehört hatte, etwas Fremdes. Er kam nicht mehr dazu, Muriel eine Antwort zu geben, denn alles passierte plötzlich.
Dunkle Klumpen lösten sich aus der Höhe. Rasend schnell fielen sie nach unten, zudem gezielt, denn Abe und auch Muriel wurden gleichzeitig erwischt und zu Boden gerissen…
***
Der G-man wollte noch die rechte Hand herumreißen, um die nötige Bewegungsfreiheit für einen Schuß zu haben, aber damit hatten die Trolle wohl gerechnet. Sie nagelten den rechten Arm des auf den Boden liegenden Mannes regelrecht fest. Damit nicht genug. Einer der Trolle hackte seine Zähne in das rechte Handgelenk, so daß der G-man gezwungen war, die Waffe loszulassen.
Wohin sie geschleudert wurde, bekam er nicht mit, denn der Angriff ging weiter. Mit der linken Hand schlug er um sich. Die Faust klatschte vor irgendwelche weichen Körper, nur schaffte er es nicht, sie endgültig aus dem Weg zu räumen.
Die Trolle waren in der Überzahl. Sie fielen über ihn her. Ihre Fingernägel rissen nicht nur an seiner Kleidung, sondern auch an der Gesichtshaut, wo sie blutige Spuren hinterließen.
Ein Schlag erwischte ihn in der Gesichtsmitte. Die Nase wurde eingedrückt! Blut peitschte aus den Nasenlöchern.
Am schlimmsten für ihn waren Muriels Schreie. Es war zu hören, unter welch einer Angst sie litt, aber auch sie kam nicht gegen die anderen an.
Wieder ein Treffer.
Abe röchelte auf. Es hatte seinen Leib erwischt. Plötzlich war er so lahm geworden, als hingen Bleigewichte an seinen Gelenken. Er war nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Das Blut rann noch immer aus den Nasenlöchern. Abe wußte nicht, ob er lag oder noch saß, denn ein Schwindel kam hinzu.
Aus ihm hervor schälte sich ein schreckliches Gesicht. So platt wie das eines Fisches. Gleichzeitig breit und mit großen Ohren bestückt. Die knollige Kartoffelnase zuckte, das Maul war zu einem schiefen Grinsen verzogen.
Abe Douglas hätte liebend gern eine Kugel hineingeschossen. Das war nun nicht mehr möglich. Seine Waffe konnte er vergessen. Die Trolle hatten sie irgendwo hingeschleudert.
Der Troll grinste noch widerlicher.
Der Kopftreffer erwischte Abe Douglas von hinten. Der Tank schien über ihm zusammengebrochen zu sein, das glaubte er, denn die Schmerzen waren unheimlich stark.
Sein vorletzter Gedanke galt Muriel. Sein letzter allerdings der kleinen Sandra…
***
Muriel war ebenfalls völlig überraschend erwischt worden. Von oben herab waren die Trolle zielsicher gesprungen und hatten sie von den Beinen gerissen. Zu ihrem Glück war sie nicht sofort gefallen, sondern noch einige Schritte, mit Sandra auf den Armen, vorwärts getaumelt. Dann brach sie zusammen. Dem Kind passierte nichts. Sandra hatte sie eisern festgehalten.
Halb auf der Seite und halb auf dem Rücken blieb sie liegen. Muriel rang nach Luft. Sie war unglücklich aufgeschlagen und fürchtete, überhaupt keine Luft mehr zu bekommen.
Die Trolle kamen zu zweit.
Mächtige und böse Gestalten. Mit uralten Gesichtern, glänzenden Augen, verzerrten Mäulern und widerlichen Zungen.
Sie keuchten ihren Triumph hinaus. Sie waren blitzschnell bei ihrem Opfer. Warfen sich nach vorn, hatten ihre Arme ausgestreckt, um nach ihrer Beute zu fassen.
»Nicht das Kind!« schrie Muriel. »Nein, nicht das Kind, bitte nicht! Nehmt mich. Aber nicht meine Tochter! Nein…!«
Niemand kümmerte sich um die Bitten. Das Flehen der Frau ließ die Trolle kalt. Sie wollten einzig und allein ihren Auftrag erfüllen. Dazu
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