Höllenstadt
Bewegungsfreiheit.«
»Nein, auf keinen Fall. Ich behalte Sandra bei mir. Ich gebe sie auf keinen Fall ab. Sie gehört zur Mutter. Ich werde um sie kämpfen, Abe.«
»Akzeptiert.«
Die kleine Sandra fing plötzlich an zu weinen, als wollte auch sie dem G-man klarmachen, daß ihr Platz bei der Mutter war, nirgendwo sonst.
Abe drehte sich noch einmal um. Hinter dem Fahrzeug sah er nichts Verdächtiges. Nur einige Lichter von Benson City, als wollten sie ihn locken.
Er wandte sich wieder der Frau zu. »Wir machen es dann so, daß ich zuerst aussteige, um nachzusehen, ob die Luft rein ist. Danach rufe ich Sie dann.«
Aus großen Augen schaute ihm Muriel ins Gesicht und streichelte ihrer Tochter dabei über den Kopf. »Und wenn die Luft nicht rein ist? Wenn die Wesen nun gewartet haben? Was machen wir dann?«
»Dann müssen wir eben aus der Situation heraus entscheiden. Spontan. Eine andere Möglichkeit bleibt nicht.«
»Ich will mein Kind behalten!« flüsterte sie. »Bitte!«
»Das werden Sie auch.«
So sicher war sich Abe Douglas nicht, aber das verschwieg er lieber. Er konzentrierte sich auf sein Vorhaben und öffnete die Wagentür. Sofort leuchtete die Innenbeleuchtung auf, was Muriel mit einem erschreckten Laut quittierte, denn sie wollte nicht als Zielscheibe dienen.
Der G-man schloß leise die Autotür. Er blieb mit gezogener Waffe neben dem Chevy stehen. Seine Sicht war jetzt besser. Eine knappe Bewegung seines Kopfes nach links, und der Wassertank ragte vor ihm auf. An der Seite des Tanks führte eine Leiter in die Höhe.
Unter dem Dach ballte sich die Finsternis. Auch dort bewegte sich nichts.
Zudem war es still. Kein Keuchen, kein Knurren. Die Ruhe umgab sie wie festgeklebt.
Der G-man ging weiter. Er umrundete den Wagen in einem recht großen Kreis und gab Muriel den Rat, die Scheinwerfer zu löschen. Sie tat es sofort ohne Gegenfrage.
Es war richtig finster geworden. Aber die Stille blieb nicht. Vom Bahnhof her hörten sie das Rattern einer langen Schlange aus Güterwagen. Der Zug fuhr in westliche Richtung, und das Echo hallte noch einige Zeit nach.
Abe Douglas hatte sich von seinem Vorhaben nicht abbringen lassen. Er suchte auch weiterhin die nähere Umgebung des Fahrzeugs ab. Vor allem den Boden, denn diese kleinen, dunklen Teufel konnten überall in der Dunkelheit lauern.
Keiner war zu sehen.
Das hätte Abe freuen können. Es war trotzdem nicht der Fall. Er ahnte, daß etwas nachkommen würde. Diese Kreaturen wollten das kleine Kind, und sie würden mit aller Macht darauf hinarbeiten.
Neben der Beifahrertür blieb er stehen. Die Scheibe war heruntergelassen worden. Muriel schaute auf ihrer Seite aus dem Fenster.
»Es ist nichts«, meldete der G-man.
Er hörte das scharfe Lachen und dann die Worte: »Das glauben Sie doch selbst nicht.«
»Etwas anderes kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Die geben nicht auf, Abe. Die lassen nicht locker. Die wollen mein Kind!«
»Ja, das stimmt. Aber ich möchte Sie bitten, sich von diesem Gedanken zu lösen, Muriel. Es geht zunächst um uns und darum, daß wir hier heil wegkommen.«
»Ich weiß. Aber ich muß eben immer an Sandra denken.«
»Okay«, sagte Douglas. »Ich öffne Ihnen jetzt die Tür. Dann steigen Sie aus. Sie müssen mir nur noch den kürzesten Weg in die Stadt beschreiben.«
»Gleich. Ich steige erst aus.«
Sie kroch vorsichtig aus dem Auto und hielt Sandra dabei fest. Abe Douglas schaute an ihr vorbei, um die Umgebung nicht aus den Augen zu lassen. Sie befanden sich in einer momentan nicht günstigen Lage, fast wie zum Abschuß freigegeben.
Es passierte nichts, und Abe schloß die Tür wieder. »Wo müssen wir hin?« fragte er.
Muriel Cameron drückte ihr Kind noch enger an sich. »Es ist ganz einfach. Wir müssen unter dem Bottich her.«
Das gefiel dem G-man nicht. Er preßte für einen Moment die Lippen zusammen. »Was haben Sie?« fragte Muriel.
Er winkte ab. »Nichts, kommen Sie. Ich werde Vorgehen. Wenn ich nicht richtig laufe, dann sagen Sie es bitte.«
»Ja, ist gut.«
Der G-man hatte die Spannung aus der Stimme der Frau herausgehört.
Sie litt unter dem Druck, und sie hatte eine wahnsinnige Angst um ihr Baby.
Douglas fühlte sich wie von dünnen Drähten umgeben, durch die Strom lief. Seine Nervosität ließ sich nicht abschütteln. Sie kribbelte auf der Haut, und sie nahm sogar zu, je weiter er ging. Das Gefühl, dabei in eine Falle zu tappen, verstärkte sich, aber er sah und bemerkte nichts.
Um sie herum gab es
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