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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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hätte ich dann tun sollen? Drei Besatzungsmitglieder waren immer noch auf der Brücke. Mein Entkommen hätte gar nichts gebracht.
    »Mach das Zimmer auf«, befahl der Anführer.
    Auf Deck E waren meine Kajüte und die des Leitenden Ingenieurs. In den Räumen hier oben sollte eigentlich niemand sein. Ich holte den Schlüssel heraus, steckte ihn in das Schloss der ersten Tür und riss sie weit auf.
    Der Anführer trat ein. Da waren ein Fernseher und ein Bett mit der zurückgeschlagenen Bettdecke und einigen Kleidern, sowie ein Schreibtisch mit Stuhl. Der Ort war so still wie ein Grab.
    Wir gingen den Korridor entlang und inspizierten das Zimmer des Leitenden Ingenieurs. Ich plauderte munter drauf los, für den Fall, dass einer aus der Besatzung sich in seiner Kajüte eingeschlossen hatte. Meine Stimme sollte als Signal dienen und den Männern mitteilen, dass wir unterwegs waren. Außerdem hielt ich das Funkgerät mit gedrückter Taste an der Seite, so dass jeder mit einem Walkie-Talkie genau wusste, wo wir waren.
    Ich hatte Angst. Richtige Angst. Aber ich musste nach außen die Kontrolle bewahren. Ohne sie hatte ich gar nichts.
    Wir gingen weiter, ein Deck nach dem anderen. Ich öffnete noch eine Tür und ließ den Anführer an mir vorbei, um den Raum zu inspizieren. Da entfuhr ihm ein Schrei. Ich dachte: Er hat einen gefunden. Ich bog rasch um die Ecke und rannte in den Raum.
    Der Anführer zeigte auf den Boden. Da lag ein Gebetsteppich. Darüber pendelte von einer Deckenlampe ein Wegweiser, auf dem »Mekka« stand, mit einem Pfeil.
    »Muslim? Muslim?«, sagte der Anführer. Er schien erfreut und verwirrt zugleich.
    »Sicher«, sagte ich. Das war die Kajüte von ATM.
    Wir traten wieder auf den Gang.
    »Das war auf Deck C alles«, sagte ich. »Möchten Sie zu B gehen?«
    Er nickte.
    »Also gut, gehen wir.«
    Während wir nach unten gingen, machte ich mir allmählich Sorgen. An dem Ring, den ich zum Öffnen der ganzen Türen benutzte, waren Schlüssel zum Maschinenraum und zum hinteren Steuerraum, wo der größte Teil der Besatzung vermutlich versammelt war. Wenn der Anführer verlangte, dass ich sie öffnete, war das Spiel aus. Ich musste ihn dazu bringen, einige Räume zu überspringen, obwohl auf allen Türen Schilder angebracht waren, die ihre Funktion anzeigten: ERSTER OFFIZIER, MASCHINENKONTROLLRAUM, und so weiter. Ich hoffte darauf, dass der Anführer nicht allzu gut Englisch sprach, oder dass ich ihn mit meinem Geplauder ablenken konnte.
    Wir gingen hinunter auf Deck B. Der Anführer zeigte auf eine Tür.
    »Oh, das ist nur ein Spind, da ist niemand«, sagte ich.
    »Aufmachen!«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf die Tür.
    Ich lächelte. Ich wollte sein Vertrauen gewinnen, so dass ich, wenn wir zu den wirklich kritischen Räumen kamen, sie überspringen konnte. Ich machte die Tür auf, und es war wirklich ein Spind voller Schraubenschlüssel und anderer Werkzeuge. Er nickte. Das Gleiche passierte ein paar Minuten danach. »Das ist noch ein Spind, aber damit Sie zufrieden sind«, sagte ich. Ich öffnete den Spind: nur Besen und Schrubber.
    Danach vertraute er mir. Als wir zum Maschinenkontrollraum kamen, benutzte ich den falschen Schlüssel und die Tür ging nicht auf. Ich winkte nur lässig und ging weiter. »Ein Spind«, sagte ich. »Zeitverschwendung.«
    Wir gingen sieben Decks durch und das Hauptaußendeck, bevor wir durch den Kamin wieder zurück zur Brücke die Leiter hochstiegen. Wir traten ein, und den Gesichtern von Tall Guy und Musso war die Verblüffung anzusehen. Sie fingen an, dem Anführer auf Somalisch Fragen zu stellen. Er gab knappe Antworten. Sie waren eindeutig unzufrieden.
    Ich nickte ATM, Colin und dem anderen Matrosen zu. Ich wollte ihnen zu verstehen geben, dass die Besatzung immer noch in ihrem Versteck war.
    »Captain, Captain, kommen.«
    Ich presste das Funkgerät gegen das Bein und hoffte, den Ton so zu dämpfen. Dann führte ich es langsam hoch und verringerte die Lautstärke. Ich ging zum Radar und tat so, als würde ich etwas darauf suchen, während ich das Funkgerät nahm und hineinsprach.
    »Shane, weiter.«
    Ich hörte ihn ausatmen. Er klang erleichtert.
    »Ich bin auf Deck E. Wo sind die Piraten?«
    Ich sah mich um. Die Vier hatten wieder ihre Positionen eingenommen: einer auf jeder Nock, der Anführer bei uns in der Brücke, und Young Guy auf der Laufbrücke. Das gab ich an Shane weiter, während ich so tat, als würde ich etwas an den Armaturen einstellen.
    »Ich glaube,

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