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Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition)

Titel: Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten - gerettet von Navy Seals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Captain Richard Phillips , Stephan Talty
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spielte mit den Piraten Katz und Maus. Sie liefen an Steuerbord sehr nahe an das Boot heran und ließen sich dann einfach wieder zurückfallen. Sobald sie eine halbe Meile Abstand hatten, liefen sie wieder auf das Rettungsboot zu, fuhren an uns vorbei und ließen sich zurückfallen. Es war eine aggressive Art uns mitzuteilen: Wann immer es uns beliebt, könnten wir euer Boot versenken.
    Die Maersk Alabama hatte inzwischen einen großen Abstand zu uns, vielleicht drei Meilen. Ich wusste, dass sie jetzt, nachdem die Navy eingetroffen war, außer Gefahr war.
    Ich hörte, wie ein Sanitäter der US Navy über Funk den Namen des Zerstörers durchgab: USS Bainbridge. Bei dem Namen konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Der Zerstörer war mit Sicherheit nach William Bainbridge benannt worden, einem Handelsseefahrer, der im Alter von 14 Jahren zur See gegangen und am Ende ein beeindruckender, impulsiver Commodore der US Navy geworden war. Im Jahr 1803 hatte Präsident Thomas Jefferson Bainbridge auf dem Höhepunkt der Korsarenherrschaft nach Tripolis geschickt, um die Banditen zu bestrafen. Doch Bainbridge war mit der USS Philadelphia an der Küste vor Tripolis auf Grund gelaufen und wurde von den Korsaren gefangen genommen. Jetzt war der Namensvetter hier, um mich aus den Fängen der Erben der berberischen Korsaren zu retten: den somalischen Piraten. Ein wahrlich merkwürdiger Zufall. Nur ein Detail störte mich daran: Bainbridge war 19 Monate lang in Gefangenschaft gewesen, ehe er wieder frei kam.
    Der Anführer stieg hoch ins Cockpit und nahm den Motor in Betrieb. Er ging wieder auf Kurs, mit einer Geschwindigkeit von höchstens sechs Knoten. Im Cockpit war ein magnetischer Kompass, so dass er ohne allzu große Probleme einen Kurs in Richtung somalische Küste halten konnte. Ganz offensichtlich war es ihm lieber, wenn der Motor lief, für den Fall, dass der Zerstörer versuchen sollte, das Boot zu rammen. Normalerweise saßen immer zwei Piraten im Heck des Rettungsboots, die AKs auf mich gerichtet, der Anführer war mit der Pistole im Cockpit, und der vierte Mann im Bug. Er schlief in der Regel. Sie wechselten sich ab, damit jeder einmal ausruhen konnte. Ich gab die Positionen der Somalis per Funk an Shane durch. Inzwischen war ich schon fast 24 Stunden auf dem Rettungsboot.
    Der Donnerstag verging in drückender Hitze. Und ich hasse Hitze. Ich zähle zu den Menschen, die sich auf den ersten Schnee in Vermont freuen. Ich liebe das Kältegefühl auf der Haut. Wenn das Thermometer über 25 Grad steigt, fühle ich mich elend. Und in dem Boot hatten wir morgens um 6.00 Uhr bestimmt schon an die 40 Grad. Danach wurde es erst richtig heiß. Der Schweiß lief mir über die Stirn und brannte in den Augen. Der Antrieb des Rettungsboots befand sich unter dem Boden, und ein Auspuffrohr verlief unter dem Boot. Wenn der Motor ständig lief, dann heizten folglich Motor und Auspuff den Boden auf. Zeitweise konnte man nicht einmal die Füße absetzen, weil der Boden so heiß war.
    Auf jedem Schiff, auf dem ich bislang war, freut man sich auf den Sonnenaufgang. Man kehrt tatsächlich zu einer Art uraltem Kalender zurück und misst die Zeit nach dem Sonnenlauf. Aber an Bord des Rettungsbootes fürchtete ich den Morgen, wenn die Sonne aufging und das Boot aufheizte. Ich freute mich auf die Dämmerung und Dunkelheit als die Tageszeit, in der die Kühle der Nacht eine gewisse Erleichterung brachte.
    Das Kriegsschiff meldete sich über Funk. Sie wollten Lebensmittel und Wasser für uns abwerfen. Die Piraten funkten ihre Zustimmung. Ich konnte nicht sehen, wie sie das Material zum Boot brachten, aber vermutlich hatten sie ein Schlauchboot zu Wasser gelassen, und während es näher kam (ich hörte den Motor), dachte ich: Die Freiheit ist jetzt gerade mal sechs Meter weg. Die Leute auf dem Boot ließen eine Proviantkiste ins Wasser fallen. Den Piraten stand die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Wir umkreisten die Kiste, und ein Somali öffnete die Hecktür und holte sie in unser Boot.
    Die US Navy hatte in ihrer unendlichen Weisheit tragbare Funkgeräte, Batterien, Wasser und Pop-Tarts geschickt, kleine gefüllte, süße Teigtaschen. Ganze Schachteln mit Pop-Tarts, und zwar ausschließlich Pop-Tarts. Andrea liebt sie, aber ich bin eigentlich kein Fan dieser quietschsüßen Teile, und mir wollte nicht in den Kopf, wieso der Kommandant der Bainbridge ausgerechnet diese auswählte. Enthielten sie womöglich einen besonderen, mir unbekannten

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