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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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beim Konditionstraining machten sich nun bezahlt, waren vielleicht, wenn es so etwas wie Schicksal gab, sowieso nur auf diesen einen Tag ausgerichtet gewesen.
    Viermal war er ausgerutscht und gestürzt. Viermal Schmerzen an den unterschiedlichsten Stellen seines Körpers, die ihn aber nur noch mehr anstachelten, ihn daran erinnerten, dass Mara sich in den Händen eines Mörders befand. Roman selbst hatte sie in diese Situation gebracht. Er hatte Torben Sand oder besser Robert Sand Maras Adresse gegeben. Ohne seine Hilfe würde sie hier sterben.
    Er hatte bereits seinen besten Freund verloren. Tobias. Wie würde er damit umgehen, wenn dieser durchgedrehte Exsoldat auch noch … Nein, auf keinen Fall! Daran durfte er nicht denken. Er würde Mara Landau von diesem Berg holen, koste es, was es wolle.
    Er schritt noch kräftiger aus, stach das metallbeschlagene Ende des Pickels in den Schnee, stützte sich darauf und überwand ein besonders steiles Stück des Weges.
    Da, die Gabelung.
    Roman blieb stehen und folgte mit den Augen dem Weg. Die Fußspuren der beiden führten hinauf. Fünfzig Meter über ihm befand sich links versetzt das Wegstück durch die steil aufragende Wand des Waxensteins. Den Weg selbst konnte Roman nicht sehen, wohl aber die graue Wand, die wie ein gewaltiger Schatten hinter dem Schneegestöber lauerte.
    Er starrte hinauf, hoffte auf ein kurzes Nachlassen des Schneefalls und einen Blick auf den Weg, vielleicht einen Blick auf Mara.
    Plötzlich ein gellender Schrei.
    Und dann sah Roman auch schon einen Körper aus der Wand in die Tiefe stürzen.
    Taub in Kopf und Körper, fernab jeden logischen Denkens, rannte Roman Jäger den Weg zurück, den er gerade noch aufgestiegen war. Dabei donnerten ihm immer wieder Sätze durch den Kopf, die durch reine Wiederholung an Wahrheit gewinnen sollten.
    Das war nicht Mara. Irgendeine andere Frau, aber nicht Mara. Und wenn sie es doch war, dann hat sie den Sturz überlebt. Es gibt solche Glücksfälle. Schafe und Gämsen überleben dauernd solche Stürze. Warum nicht auch Menschen?
    An der Stelle ging es vierzig Meter tief hinab. Niemand hatte je einen solchen Sturz überlebt, das wusste er, aber es war ihm egal. An der Wahrheit war er gerade nicht interessiert.
    Er rannte, stolperte, stürzte, rappelte sich wieder auf, rammte seinen Pickel in Felsrisse, Schnee und Grassoden und überwand die Strecke in kürzester Zeit. Dabei zog er sich Blessuren an den Beinen und Händen zu, spürte sie aber kaum.
    Roman wusste, wo er zu suchen hatte. Die Stelle, von der der Körper gefallen war, war den Leuten der Bergwacht bestens bekannt. Immer wieder kam es auf dem schmalen Stück des Weges entlang des Waxensteins zu Unfällen. Meist endeten sie tödlich. An zwei Totenbergungen unterhalb der Wand war Roman innerhalb des letzten Jahres beteiligt gewesen, außerdem hatten sie weitere zwei Bergungsübungen dort durchgeführt.
    Als er die Stelle unterhalb eines Schotterfeldes erreichte, verließ Roman den Weg und stieg wieder bergan. Es ging über loses Geröll, Felsbrocken und zwischen Latschen hindurch steil hoch. Immer wieder rutschte er aus, sodass dieses kurze Stück ihn sehr viel Zeit und Kraft kostete. Auf den letzten Metern rammte er die Hacke seines Eispickels unter lautem Aufschrei immer wieder ins Geröll und zog sich daran hoch. Die Muskeln in seinen Beinen und Armen brannten, als er das Plateau oberhalb des Schotterfeldes erreichte.
    Schwer atmend blieb er stehen und sah sich hektisch um.
    In der weißen Schneeauflage musste der Körper doch gut zu sehen sein!
    Links, weiter links. Der Wind wird sie im Fall abgedrängt haben.
    Roman krabbelte zur linken Seite hinüber. Hier fiel der Fels schroff zum Hammersbach hin ab, der nochmals dreißig Meter tiefer verlief. Von seiner Position aus konnte Roman den Bach sehen, das sprudelnde, Gischt aufwirbelnde Wasser an dieser besonders unruhigen Stelle. Neben dem Bach erkannte er einen blauen Fleck. In dem dichten Schneetreiben war nicht mehr zu erkennen als Farbe. Keine Konturen, keine Anzeichen von Leben oder Tod.
    Roman kletterte und rutschte den Hang hinab. Schürfte sich die Hände weiter auf, wäre beinahe abgestürzt, erreichte aber schließlich das abschüssige Gelände neben dem Bach.
    Der Körper lag keine zwanzig Meter entfernt. Noch immer war er nicht mehr als ein blauer Fleck in einer ansonsten weißen Welt. Es schnürte ihm Magen und Hals zu und lähmte seine Beine. Nur mit äußerster Willenskraft gelang es ihm,

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