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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Waider, es tut mir leid … Ihre Tochter … Sie ist wirklich gesprungen.«
    Er traute sich nicht, brachte es nicht fertig, ihnen die ganze Wahrheit zu erzählen. Sein eigenes Versagen zu offenbaren. Er hasste sich dafür.
    Die Mutter suchte in seinem Blick nach der Lüge. Aber da er nicht gelogen hatte, fand sie keine.
    Roman sah nicht weg, er begegnete ihrem Blick. »Ich kam leider zu spät, ich konnte nichts mehr für Laura tun. Es tut mir schrecklich leid für Sie.«
    Die Mutter nickte, ihr harter Griff ließ nach, und der Funken Hoffnung in ihren Augen erlosch. Roman sah genau, wie alles Leben daraus entwich. Vor seinen Augen starb die Mutter, so wie die Tochter vor seinen Augen gestorben war. Ihm drehte sich der Magen um, und er bereute zutiefst, auf die Eltern gewartet zu haben.
    »Was wollen Sie noch?«, fragte der Vater barsch.
    Roman sah zu ihm hinüber. »Ich würde gern wissen, wie Sie das gemeint haben, vorhin im Krankenhaus, als Sie sagten …«
    »Ist der Tratsch schon im ganzen Dorf rum?«, unterbrach der alte Waider ihn rüde.
    »Nein, so ist es nicht. Ich bin mit dem Arzt Dr. Schollerer befreundet. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es geht hier nicht um Neugierde. Aber ich war in ihren letzten Sekunden bei Ihrer Tochter, und ich würde gern verstehen, warum sie das getan hat.«
    »Und Sie meinen, darauf haben wir eine Antwort? Wir verstehen doch selbst nicht, was in Laura vorging, was sie dazu getrieben haben könnte. Aber ich weiß, dass ich es herausfinden werde, so wahr mir Gott …«
    Während er sprach, wurde der Vater immer lauter und schrie am Ende sogar. Doch plötzlich brach er ab, griff sich an den Brustkorb, atmete rasselnd ein und aus, wandte sich ab und ging ums Auto herum.
    Die Mutter nahm noch einmal Romans Hand.
    »Hat Laura Sie gesehen … zuletzt?«
    Roman nickte.
    »Tun Sie mir einen Gefallen?«, fragte sie.
    »Jeden«, sagte Roman.
    »Kommen Sie bitte zu ihrer Beerdigung. Sie waren in ihren letzten Sekunden in ihrer Nähe … Erweisen Sie meiner Tochter die letzte Ehre. Würden Sie das tun?«
    »Natürlich.«
    Sie nickte, schwerfällig, mit dem Gewicht der Welt im Nacken. »Haben Sie eine … eine Karte?«
    Roman fingerte eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und gab sie ihr.
    »Ich rufe Sie an«, sagte Lauras Mutter und stieg in den Mercedes.
    Roman blieb allein im Schneefall stehen und sah dem abfahrenden Wagen lange nach. Dann wandte er sich ruckartig ab und stieg die Stufen zum Polizeigebäude hinauf.
    »Sie hat was getan?!«
    »Sie hat sich von der Brücke in diese verfluchte Höllentalklamm gestürzt.«
    Bernd Lindekes Stimme klang weinerlich. Seine Augen waren feucht, und er spürte, dass die Tränen nicht mehr lange auf sich warten lassen würden. Bernd hasste sich für den Klang seiner Stimme. Er hatte sich fest vorgenommen, Ricky gegenüber hart und unnachgiebig aufzutreten, und nun stand er da wie ein Schuljunge, der seinem Vater eine schlechte Zensur beichten musste. Warum nur hatte Ricky diese Wirkung auf ihn?
    Richard »Ricky« Schröder starrte Bernd mit offenem Mund an. Es dauerte eine geschlagene Minute, ehe er die Nachricht wirklich begriffen hatte. Es tröstete Bernd ein wenig, dass sein Freund in diesem Augenblick sein Charisma einbüßte und sogar ein klein wenig wie ein Trottel aussah.
    »Verdammte Scheiße. Das darf doch nicht wahr sein.« Ricky drehte sich in einer schnellen Bewegung herum und boxte mit der rechten Faust gegen die hölzerne Schranktür. Es gab einen dumpfen Knall, die Tür hielt, aber Rickys Gesicht war der Schmerz anzusehen. Er drehte sich zu Bernd um. Unverhohlene Wut stand ihm ins Gesicht geschrieben. Nur Wut. Kein Entsetzen, kein Leid, keine Trauer.
    »Und du verarschst mich nicht, Alter?«
    »Würde ich über so etwas Witze machen ?«
    Ricky schüttelte den Kopf. »Mann, ich fasse es nicht. Wie kann sie uns das antun?«
    Bernd konnte seinerseits nicht fassen, was er gerade gehört hatte, dabei sollte es ihn kaum überraschen. Schließlich kannte er Richard lange genug.
    Sie kamen zwar aus verschiedenen Stadtteilen Augsburgs und aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, hatten aber sieben Jahre lang dasselbe Gymnasium besucht. Bernd konnte sich noch heute genau daran erinnern, wie selbstsicher und überheblich Ricky am ersten Schultag in der neuen Schule aufgetreten war, während ihm selbst das Herz in den Kniekehlen gehangen hatte. Sogar den Lehrern gegenüber, die von ganz anderem Kaliber waren als die von der

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