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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Schreibtischplatte und verengte seine Augen zu Schlitzen. In dem aufgedunsenen, dicken Gesicht verschwanden sie fast.
    »Und, was geht Sie das an?«, fragte er mit einem lauernden Unterton, der zur Abwechslung mal nicht gleichgültig klang, sondern auf eine unterschwellige Art gefährlich.
    »Was mich das angeht?« Roman spürte Ärger in sich aufwallen. »Ich war in seinen letzten Sekunden bei diesem Mädchen, schon vergessen? Das geht mich sehr wohl was an, und es interessiert mich auch, warum eine junge Frau aus Augsburg hierherkommt, um sich von der Klammbrücke zu stürzen. Interessiert Sie das etwa nicht, Herr Kommissar?«
    Die letzten beiden Worte dehnte Roman so weit, bis die ihnen innewohnende Autorität ins Gegenteil verkehrt wurde. Er ahnte, dass sein Verhalten unklug war, aber wenn Leitenbacher unbedingt Streit suchte, sollte er ihn haben. Dafür war Roman jetzt gerade in der richtigen Stimmung.
    Leitenbacher fixierte ihn einige Sekunden schweigend, bevor er antwortete. »Ich bin Ihnen überhaupt keine Rechenschaft oder Auskunft schuldig, Herr Jäger. Wenn jeder Polizist in Deutschland sich aufmachen würde, um die Beweggründe von Selbstmördern herauszufinden, dann hätten wir kaum noch Zeit für die, die von anderen getötet werden. Sie wollte sterben, jetzt ist sie tot. Und nein, es interessiert mich nicht, warum sie es getan hat. Es war ein eindeutiger Suizid, was Sie jetzt zum Teufel noch mal mit Ihrer Unterschrift bestätigen. Um den Rest sollen sich ihre Eltern kümmern. Das ist jetzt deren Sache. Hätte es vorher auch schon sein sollen. «
    Damit knallte er den Stift, mit dem er sich gegen die Zähne geklopft hatte, neben das Schriftstück auf den Schreibtisch.
    »Unterschreiben und dann raus hier. Ich habe noch zu tun.«
    Roman starrte den Oberkommissar an. Er kochte innerlich, hielt sich nur mühsam zurück, weil ihm klar war, dass er in einer offenen Konfrontation den Kürzeren ziehen würde. Es sich mit dem leitenden Kripobeamten zu verscherzen würde ihm das Leben hier nicht leichter machen. Ein paar Sekunden lang war Roman allerdings nahe dran, auf diese Überlegungen zu scheißen und dem Kerl richtig den Marsch zu blasen. Doch er ließ es bleiben. Es musste eine bessere, klügere Lösung geben.
    Mit einer schnellen Bewegung nahm er den Kugelschreiber auf und kritzelte bewusst unleserlich seine Unterschrift in das dafür vorgesehene Feld. Dann stand er mit einem Ruck auf.
    »Darüber reden wir noch«, sagte er.
    »Glaube ich kaum. Und jetzt: Einen schönen Tag noch, Herr Jäger, ich habe zu tun.«
    Mit den Fäusten in den Taschen verließ Roman das Polizeigebäude.
    Ricky Schröder hatte Bernd Lindeke in seinem BMW Cabrio nach Hause gefahren. Bernd hatte sich doch noch dazu hinreißen lassen, von dem Whisky zu trinken. Er konnte aber bei weitem nicht so viel vertragen wie Ricky und war regelrecht zusammengebrochen. Mit Mühe und Not hatte sein Freund ihn aus der zweiten Etage in die Tiefgarage geschleppt. Dabei hatte Bernd immer wieder Lauras Namen erwähnt. Das war richtig peinlich gewesen.
    Auf der Abbiegespur hielt ein Polizeiwagen neben Ricky. Er musste sich zusammenreißen, um weder hinüberzusehen noch einen besonders desinteressierten Eindruck zu machen. Mit dem Alkoholpegel, den er intus hatte, durfte er offiziell nicht mehr fahren, aber das war ihm vorhin scheißegal gewesen.
    Erleichtert nahm er wahr, wie die Streife abbog, ohne ihm auch nur einen Hauch Aufmerksamkeit zu schenken.
    Er brauchte dringend ein bisschen Ruhe. Er musste nachdenken, die Konsequenzen einschätzen und sich für die nächste Zeit einen Plan zurechtlegen.
    Verfluchter Mist.
    Springt die einfach von der Brücke.
    Wie konnte sie so etwas tun?
    Sein Autotelefon klingelte.
    Auf dem Display erkannte er die Büronummer seines Vaters. Sein Herz begann erneut zu rasen.
    Bitte, nicht das auch noch. Lass es ihn nicht herausgefunden haben. Nicht zu diesem Zeitpunkt.
    Ricky versuchte, sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass sein Vater so gut wie immer im Büro war, manchmal sogar dort schlief und dass ein Anruf zu dieser Zeit – eigentlich noch Dienstzeit – nicht ungewöhnlich war. Trotzdem hämmerte sein Herz hart in seiner Brust, als er das Gespräch entgegennahm. Nicht ans Telefon zu gehen kam überhaupt nicht infrage. Er hatte gewusst, worauf er sich einließ, als er sich dazu entschied, als Juniorchef in der Firma seines Vaters anzufangen. In der Bank hätte er auch sein Auskommen gehabt, aber dort wäre er

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