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Höllental: Psychothriller

Höllental: Psychothriller

Titel: Höllental: Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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dorthin.
    Möglicherweise lauerte ihm jemand gezielt auf, um seinen Wagen zu stehlen. Das neue 3er-Coup é war bei Autoschiebern beliebt. Er wäre nicht der Erste, der einen Schlag auf den Kopf bekam, sobald er einzusteigen versuchte. Dies war keine schlechte Gegend, aber dergleichen passierte auch hier.
    Ein Auto näherte sich von hinten, und Ricky überlegte, ob er auf die Straße treten und den Wagen stoppen sollte. Das erschien ihm aber doch überzogen.
    Der Wagen fuhr vorbei. Der Schatten löste sich vom Stamm des Baumes und trat auf den Bürgersteig.
    »Hallo, Ricky.«
    »Bernd!?«
    Ricky war gleichermaßen überrascht wie erleichtert. Seine Fäuste entspannten sich, die Angst fiel ab, und er machte einen Schritt nach vorn. »Was machst du denn hier?«
    In der Dunkelheit, mit dem Licht der Straßenlaterne im Rücken, war Bernd nicht mehr als ein Schattenriss.
    »Hast du sie gefickt?«, fragte er.
    Die Stimme seines Freundes klang, als halte er mühsam unterdrückte Wut zurück. Seine ganze Körperhaltung drückte Aggressivität aus. Er hielt den Kopf nach vorn gestreckt und die Schultern heruntergezogen. Ricky hätte ihm gern in die Augen geschaut, doch die lagen im Schatten.
    »Wie bitte?«, fragte Ricky. So ordinär hatte er Bernd noch nie sprechen hören, nicht einmal, wenn sie in reiner Männerrunde ihre Witze rissen.
    »Weiß Esther eigentlich, was für ein Arschloch du bist?«
    »Bernd, jetzt hör mal zu, ich …«
    Doch Bernd wollte nicht zuhören.
    Mit einem Schritt war er bei Ricky und prügelte auf ihn ein. Seine Arme bewegten sich wie Windmühlenflügel, seine Fäuste flogen, doch die Schläge waren zu ungenau, nicht platziert. Trotzdem taten sie weh. Ricky spürte die Wut, die dahintersteckte. Er bekam einen Hieb gegen die Wange, einen ans rechte Ohr, die anderen verpufften an Oberkörper und Rücken. Bernd war kein geübter Schläger, wahrscheinlich war es sogar das erste Mal, dass er auf jemanden losging. Ricky machte den Rücken krumm und tauchte unter den Schlägen weg. Dann rammte er Bernd die Schulter in den Bauch und stieß ihn mit Wucht in ein Beet mit immergrünen Büschen.
    Ricky blieb vor ihm stehen, betastete seine Wange, die schon anzuschwellen begann, und blaffte: »Was soll die Scheiße! Hast du jetzt völlig den Verstand verloren!«
    Bernd kämpfte gegen die nachgebenden Büsche an, wühlte sich daraus hervor. »Du gottverdammter Mörder«, schrie er mit schriller, weibischer Stimme.
    »Bleib unten«, warnte Ricky ihn, doch Bernd hörte nicht auf ihn.
    Ricky wartete nicht auf den nächsten Angriff. Mit voller Wucht trat er Bernd gegen den Brustkorb, kaum dass der stand. Dabei kam er selbst aus dem Gleichgewicht, torkelte und fiel auf den Hintern. Bernd flog erneut in die Büsche, diesmal noch tiefer hinein, sodass er mit dem Kopf gegen die Wand des Mietshauses knallte. Das knirschende Geräusch klang grausig in der Nacht.
    »Scheiße!«, stieß Ricky aus und rappelte sich auf. »Das wollte ich nicht. Bernd … alles okay?«
    Er befürchtete, ihn mit seinem unüberlegten Fußtritt schwer verletzt zu haben. Bernd stöhnte laut. Er suchte Halt an der Hauswand, lehnte sich mit dem Rücken dagegen, betastete seinen Kopf, machte aber keine Anstalten, noch mal auf Ricky loszugehen.
    »Geht’s dir gut?«, fragte Ricky.
    Bernd antwortete nicht. Ricky spürte seine Blicke und wusste zweifelsfrei, dass er soeben etwas zerst ört hatte, was sich niemals würde reparieren lassen.
    Was war das nur für ein beschissener Abend.
    »Bernd, ich wollte das …«
    »Halt die Fresse«, fuhr Bernd ihn an.
    Ricky hob die Hände zu einer beruhigenden Geste. »Was soll das alles? Was habe ich dir nur getan? Du kannst mich doch nicht für Lauras Tod verantwortlich machen.«
    »Du hast sie in den Tod getrieben«, stieß Bernd hervor. »Sie mag selbst gesprungen sein, aber du bist trotzdem ihr Mörder. Und das weißt du verdammt genau.«
    » Überhaupt nichts weiß ich «, verteidigte sich Ricky. »Und ich lasse mich von dir auch nicht als Mörder beschimpfen. Du hast ja komplett den Verstand verloren.«
    Ricky schüttelte den Kopf, blickte unentschlossen nach rechts und links, tat dann aber einen Schritt auf seinen Freund zu.
    »Bernd … komm.« Er streckte seine Hand aus, um seinem Freund aus den Büschen zu helfen. »Lass uns was trinken gehen und in Ruhe über alles sprechen. So bringt das doch nichts.«
    Seine Hand hing in der Luft, hilfreich, entschuldigend, einen Abgrund überbrückend. Doch sie wartete

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